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Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft
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Neues Buch: "Wirtschaft(lich) studieren"

Das Studium Volkswirtschaftslehre aus der Perspektive ihrer Studierenden. Qualitative Studie von Lukas Bäuerle, Stephan Pühringer und Walter Ötsch.

Nahaufnahme Studierende im Hörsaal

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Mit der Monographie „Wirtschaft(lich) studieren. Erfahrungsräume von Studierenden der Wirtschaftswissenschaften“ ist bei Springer VS in Wiesbaden jüngst eine umfassende Studie über den Status Quo der ökonomischen Hochschulbildung im deutschsprachigen Raum erschienen. Die Autoren und (assoziierten) Mitglieder des Instituts für Ökonomie Lukas Bäuerle, Stephan Pühringer und Walter Ötsch legen damit die erste qualitative Erhebung bezüglich der studentischen Wahrnehmung ökonomischer Hochschullehre im deutschsprachigen Raum vor.

Die Monographie baut im Wesentlichen auf den Ergebnissen des Forschungsprojektes „Wie denken zukünftige Ökonom*innen“ auf, das vom Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) gefördert und von 2016 bis 2018 am Institut für Ökonomie durchgeführt wurde. Die Monographie erweitert die Projektergebnisse dabei um interdisziplinäre theoretische Deutungsangebote der folgenden empirischen Befunde:

  1. Primat der Studienstrukturen: Studierende der Wirtschaftswissenschaften orientieren sich bei der Bewertung und Realisierung ihres Studiums primär an seinen Formen und Strukturen (z.B. Prüfungsmodalitäten, Modularisierungen, Wahloptionen etc.) und nur sekundär an seinen Inhalten.
  2. Dominanz der Mathematik: Die Studierenden sehen es bereits nach wenigen Berührungspunkten mit dem Studium als stillschweigende Normalität oder gar Notwendigkeit an, dass in der Volkswirtschaftslehre mathematisch und nicht etwa verbal argumentiert und geforscht wird.
  3. Realitätsfernes Studium: Die Studierenden können keine Bezüge zwischen ihrem Studium und realen Erfahrungsbezügen herstellen. Dies wiegt deswegen schwer, weil ihre vielfältigen Motivationen in der Regel in solchen Erfahrungsbezügen wurzeln oder münden sollen.
  4. Tunnelerfahrung versus Wahlfreiheit: Das Curriculum wird als zweigeteilt wahrgenommen. Eine rigide, methodenlastige und fremdbestimmte Einführungsphase von 3-4 Semestern wird einer von Wahlfreiheiten geprägten anschließenden Studienphase gegenübergestellt.

In der theoretischen Deutung wird etwa an die Ökonomisierungsforschung, an die Wissenschaftsphilosophie der Ökonomik, an die Sozialpsychologie und die Ethnologie angeschlossen. Damit steht die Studie auch beispielhaft für eine gegenstandsbedingte Pluralität ökonomischer Forschung. Der methodische Anschluss an die qualitative Sozialforschung zeigt schließlich dessen bislang nicht genutztes Potential für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung auf.

Die Ergebnisse unterstreichen ein weiteres Mal, dass ökonomische Hochschulbildung enormen Reformbedarf zeitigt, der neben inhaltlichen Aspekten auch die didaktischen Zugänge und institutionellen Rahmenbedingungen ins Auge nehmen muss. Co-Autor Lukas Bäuerle: „Die Studierenden, das zeigen unsere Ergebnisse, wollen Ökonomie verstehen, gestalten und verantworten lernen. Es ist höchste Zeit, dass ein Studium der Volkswirtschaftslehre sie in diesen Motivationen ernst nimmt. Ohne einen grundlegenden Reformprozess wird ökonomische Hochschullehre keinen Beitrag zur Lösung der multiplen Krisenphänomene unserer Zeit leisten können“.