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Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft
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Arbeit ohne Perspektive? Zwischen Ausbeutung, Arbeitslosigkeit und Selbstbestimmung

Die neoliberale Gesellschaft versteht sich wie ihr fordistischer Vorgänger als Arbeitsgesellschaft, die den Zugang der abhängig Arbeitenden zur Konsumgesellschaft und Karriere ermöglicht. Arbeit gilt als Humankapital, das einem aktivierenden, verschärften Wettbewerb ausgesetzt wird. Die sogenannte Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, die im Zentrum jeder neoliberalen Regierungspolitik stand, hat eine Steigerung atypischer Beschäftigungsverhältnisse zur Folge gehabt. Die neoliberale Arbeitsgesellschaft ist inzwischen zweigeteilt: Den Stammbelegschaften mit unbefristeten Verträgen stehen Befristete, Prekarisierte, Teilzeitbeschäftigte und Leiharbeiter sowie Arbeitslose gegenüber. Die vielbeschworene Vielfalt der Lebensformen entpuppt sich beim näheren Hinsehen als Schein. Wettbewerb um Arbeit und Teilhabe am Konsum, der allein den Lifestyle ausdrücken kann, bilden enge Grenzen des neoliberal Beschäftigten und seiner Lebensform.

Alternative Lebensformen, die die gesteigerte Macht von Unternehmern und Chefetagen, den Zwang der kapitalistischen Arbeitswelt und die Unsicherheit als Grundvoraussetzung eines solchen Lebens kritisieren – und sie überwinden wollen-, werden durch die unreflektierte Dominanz kapitalistischen Handelns in der Alltagswelt von vorn herein marginalisiert. Aber die sozialen und ökologischen Konsequenzen des expansiven Kapitalismus, die steigende Armut und Ungleichheit, die verbreitete Erschöpfung in der Arbeitsgesellschaft und nicht zuletzt die Krisen des Wirtschaftssystems scheinen ein Umdenken über Wert und Organisation von Arbeit notwendig zu machen.

Die Probleme der neoliberalen Arbeitsgesellschaft und die daraus abzuleitenden politischen Konsequenzen werden auf der Sommerakademie vorgestellt. Wie immer besteht die Möglichkeit, ausgiebig mit den ReferentInnen zu diskutieren und in Workshops weitere Aspekte des Themas zu vertiefen.

Interview von Jürgen Nordmann in Radio FRO zur Sommerakademie, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Veranstaltungsdaten

Termin

13.-14. Juni 2014

Ort

Central, Landstraße 36, 4020 Linz

Programm

Freitag, 13.6.2014

13:00h: Eröffnungsveranstaltung
Begrüßung, Vorstellen der TeilnehmerInnen und des Programms

13:30h: Bürger ohne Arbeit – Für eine radikale Neugestaltung der Gesellschaft (Tonaufnahme anhören, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster)
Referat von Wolfgang Engler (Schauspielschule ‘Ernst Busch’)

Inhalt: Die alte Arbeitsgesellschaft des ‚Golden Age‘ (Eric Hobsbawm), in der sich der Bürger über gesicherte fordistische Arbeitsplätze reproduzieren konnte, existiert nur noch in Umrissen. Engler zieht aus dem massenhaften Wegfall fester Arbeitsplätze und ausreichend bezahlter Arbeit radikale Schlüsse für die Gesellschaft, die Arbeit neu organisieren muss, um ausreichende Reproduktionsbedingungen für die bürgerliche Gesellschaft zu gewährleisten. Engler zeigt philosophisch und soziologisch fundiert Möglichkeiten auf, das Verhältnis von Gesellschaft, Arbeit und Individuum neu zu denken.

Wolfgang Engler ist Rektor der Schauspielschule ‚Ernst Busch‘ in Berlin. Vorher war er dort Professor für Kultursoziologie und Ästhetik. Bekannt wurde er mit seinen streitbaren Büchern zu den gesellschaftlichen Umbrüchen nach der Wende, unter anderem ‚Die Ostdeutschen. Kunde von einem verlorenen Land‘ (2002), ‚Bürger, ohne Arbeit. Für eine radikale Neugestaltung der Gesellschaft‘ (2005) und ‚Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus‘ (2009).

15:30h: Degradierte Arbeit? Aktuelle Trends in der europäischen Arbeitswelt (Tonaufnahme anhören, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster)
Referat von Jörg Flecker (Universität Wien)

Inhalt: Die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise teils drastisch gestiegene Arbeitslosigkeit beeinträchtigt nicht nur die soziale Integration der unmittelbar Betroffenen, sondern erhöht auch den Druck auf diejenigen erheblich, die in Beschäftigten sind. Die Folge sind weiter wachsende Bereiche mit prekären Arbeits- und Lebensbedingungen, Ausdehnung und Flexibilisierung der Arbeitszeiten und eine generelle Intensivierung der Arbeit. Diese negativen Trends sind in Europa je nach Krisenbetroffenheit und Abhängigkeit von der „Troika“ in den einzelnen Mitgliedstaaten in höchst unterschiedlichem Ausmaß festzustellen.

Jörg Flecker ist Professor für Allgemeine Soziologie am Institut für Soziologie der Universität Wien. Nach dem Studium der Handelswissenschaften und der Soziologie in Wien sowie Lancashire gründete und leitete Flecker zwei Jahrzehnte die Forschungsstelle Forba, wo er den Wandel in den Beschäftigungssystemen durchleuchtete.

16:30h: Österreichischer (Krisen-)Korporatismus als Erfolgsmodell in Europa: Nur für die Stammbelegschaft? (Tonaufnahme anhören, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster)
Referat von Susanne Pernicka (Johannes Kepler Universität Linz)

Inhalt: Österreich gilt als einer der Gewinner der Krise. Die Arbeitsmarktsituation ist vergleichsweise gut. Pernicka zeigt, wie die Sozialpartnerschaft und die besondere institutionelle Einbindung einerseits in der Krise ein Erfolgsmodell ist, und andererseits neue, um sich greifende atypische Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit und Teilzeitarbeit die Kehrseite der Medaille sind.

Susanne Pernicka ist Professorin an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Sie leitet die Abteilung für Wirtschafts- und Organisationssoziologie. Ein wichtiges Thema Pernickas ist die Analyse der neuen atypischen Beschäftigungsverhältnisse und deren politischen Konsequenzen.

18:00h: Podiumsdiskussion mit

  • Maike Wendland (Sozial-Ökologin, kollektives Hofprojekt bei Pregarten, Agrarattac)
  • Steffi Wöhl (Universität Wien, Institut für Internationale Entwicklung)
  • Sepp Wall-Strasser (ÖGB Oberösterreich und Geschäftsführer von Weltumspannend Arbeiten)
  • Jakob Huber (Gemeinderat der „Arbeiterstadt“ Linz)

Moderation: Jürgen Nordmann (Johannes Kepler Universität Linz)

Inhalt: Podiumsdiskussion mit Publikumsbeteiligung zum Thema Arbeit, Arbeitsformen und Perspektiven zukünftiger Arbeit

19:30h: Gemeinsames Abendessen

Samstag, 14.6.2014

09:00h: Organisatorisches und Vorstellung Workshop

Workshop 1 der Arbeiterkammer Linz:
„in die Betriebe hineinschauen“ – BetriebsrätInnen als ExpertInnen

Die seit 2008 jährlich durchgeführte Betriebsräte/-innenbefragung des Instituts für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (ISW) befasst sich mit aktuellen Themen der betrieblichen Interessensvertretung und des Arbeitslebens. Ziel dieses Workshops ist es, über Potentiale und Grenzen empirischer, quantitativer Erhebungen zur Erfassung der Veränderung in der Arbeitswelt zu diskutieren.

Laura Kepplinger ist Historikerin und Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (ISW)

Workshop 2 von Radio FRO:
Selbstorganisierte Arbeitskämpfe im 21. Jahrhundert – Methoden, Strategien, Zielsetzungen

Der Workshop gibt einerseits einen Überblick über aktuelle (autonome) Arbeitskämpfe sowie deren Verbindung oder Einbettung in gegenwärtige soziale Protestbewegungen. Andererseits sollen anhand konkreter österreichischer und internationaler Beispiele mögliche Strategien und Methoden erarbeitet und im Hinblick auf ihre Angemessenheit für konkrete, lokale Arbeitskämpfe diskutiert werden.

Michael G. Kraft ist Sozialwissenschaftler, Philosoph und Lehrbeauftragter für soziale Bewegungen und Konflikte am Institut für Neuere Geschichte an der JKU.

Workshop 3 der Grünen Bildungswerkstatt:
Anders arbeiten – anders leben – Solidarische Ökonomie in Theorie und Praxis

Der Workshop kreist um die Begriffe Tauschringe, Umsonstläden, FoodCoops. Fern von der etablierten Wirtschaft entwickeln sich gerade vielfältige, neue Wirtschaftsformen. Eine dieser neuen Formen des Wirtschaftens ist die „Solidarische Ökonomie“. Was ist diese „Solidarische Ökonomie“ überhaupt und welche praktischen Erfahrungen konnten dort schon gesammelt werden?

Marie-Edwige Hartig ist Psychologin und Gemeinderätin der Stadt Linz. Sie ist Mit-Initiatorin eines „Food-Coops“.
Markus Pühringer ist Volkswirt und Gemeinderat der Stadt Linz. Er ist Autor des Buches „Im Bann des Geldes“.

Workshop 4 von Attac:
Alternatives Arbeitsverständnis entwickeln – Theorie und Praxis

Früher war alles besser? In dem Workshop werden wir die Normalarbeitsvorstellung gründlich hinterfragen. Anschließend werden wir von einem anderen Blickwinkel aus an die Organisation von Arbeit herangehen – z.B. über Reproduktionsarbeit, Work-Life-Balance, Lebensarbeitszeitkonten, Kurze Vollzeit, Tätigkeitsgesellschaft u.a. Wir werden Arbeit in ihren lebensweltlichen und ökonomischen Zusammenhängen betrachten.

Sabine Gruber ist Sozialwissenschafterin und Gemeinwesenentwicklerin sowie Initiatorin und Mitautorin des Buchs „Arbeiten wie noch nie!?“

09:30h – 11:00: Workshops – 1. Runde

Es finden alle vier Workshops gleichzeitig statt.

11:00h: Kaffeepause

11:30h – 13:00: Workshops – 2. Runde

Es finden alle vier Workshops gleichzeitig statt.

13:00h: Abschlussrunde mit den Workshopergebnissen

KooperationspartnerInnen
 

Die Sommerakademie wurde vom Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft in Kooperation mit folgenden Organisationen und Institutionen durchgeführt:

  • Arbeiterkammer Oberösterreich
  • ATTAC-Oberösterreich
  • Grüne Bildungswerkstatt
  • Katholische Sozialakademie Österreichs
  • Katholischer ArbeitnehmerInnenbewegung Oberösterreich
  • Marie Jahoda-Otto Bauer-Institut
  • Österreichischer Gewerkschaftsbund Oberösterreich, Bereich Bildung und Zukunftsfragen
  • Radio FRO
  • Rennerinstitut Oberösterreich

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