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Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft
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Kapitalismus und Gerechtigkeit - Die Rolle der Ungleichheit im 21. Jahrhundert

Was ist schon gerecht? Wer verdient wieviel? Wer verfügt über welches Vermögen und wer erhält welche Unterstützung vom Staat?

Fragen wie diese werden intensiv diskutiert, egal ob in öffentlichen, politischen oder privaten Auseinandersetzungen. Es geht dabei immer um Verteilungsfragen, darum wieviel Ungleichheit noch gerecht oder wieviel Gleichheit notwendig ist.

Interview von Radio FRO mit Jakob Kapeller zur Sommerakademie, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Veranstaltungsdaten

Termin

19.-20. Juni 2015

Ort

Central, Landstraße 36, 4020 Linz

Hintergrund

Begründungen für die vermeintliche Notwendigkeit von Ungleichheit gibt es viele. Sei es die unterschiedliche Leistungsfähigkeit, angeblich „natürliche“ biologische Unterschiede oder der jeweilige soziale und kulturelle Hintergrund, das Ergebnis ist stets das Gleiche: Wer für die Gleichheit der Menschen eintritt, dem wird Einseitigkeit oder gar Naivität vorgeworfen. Gerade der Verweis auf die vermeintlichen Sachzwänge des angeblich wirtschaftlich Notwendigen oder Vernünftigen spielen hier eine wesentliche Rolle. Diese Sachzwänge verhindern dabei oftmals eine seriöse Diskussion von Verteilungsfragen.

Dabei ist die stetige Zunahme der Ungleichheit ein empirisches Faktum, das in seiner Rolle und Bedeutung umstritten ist: Zum Einen wird Ungleichheit als zentrale Voraussetzung für eine effiziente Arbeitsteilung gesehen. Zum Anderen gilt die steigende Ungleichheit als eine Hauptursache der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie als zentraler Hemmschuh zur Entwicklung einer sozial stabilen Gesellschaft mit zufriedenen BürgerInnen.

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der Sommerakademie 2015 der Diskussion von Verteilungsfragen im Kapitalismus neuen Raum zu geben. Dabei sollen sowohl klassisch ökonomische Perspektiven, die sich auf die Frage der Verteilung von Einkommen oder Vermögen fokussieren, als auch breitere Herangehensweisen Berücksichtigung finden, die sich für die sozialen und politischen Folgen ökonomischer Ungleichheit interessieren.

Wie immer besteht die Möglichkeiten mit ExpertInnen zu diskutieren sowie in verschiedenen Workshops an einzelnen Fragestellungen vertieft zu arbeiten und konkrete Zugänge für die Praxis zu entwickeln.

Programm

Freitag, 19.06.2015

13:00h: Eröffnung der Sommerakademie (Tonaufnahme anhören, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster)

Begrüßung, Vorstellung der TeilnehmerInnen und des Programms durch Walter Ötsch (Johannes Kepler Universität Linz). Robert Misik führt moderierend durch das Programm.

Robert Misik ist Journalist und Buchautor. Bekannte Bücher sind unter anderem „Genial dagegen“ (2005), „Glanz und Elend der Kommerzkultur“ (2007) und „Supermarkt Europa. Vom Ausverkauf unserer Demokratie“ (2014, gemeinsam mit Michel Reimon). Außerdem betreibt er seit 2008 einen Videoblog auf www.derstandard.at.

13:30h: Ökonomische Ungleichheit: Eine Bestandsaufnahme (Tonaufnahme anhören, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster)
Referat von Bettina Csoka (Arbeiterkammer Oberösterreich)
Vortrag als PDF-Datei, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster (1.9 MB)

Inhalt: Verteilungsfragen haben im öffentlichen wie auch wissenschaftlichen Diskurs in den letzten Jahren wieder zunehmend an Gewicht gewonnen. Ökonomen wie der Franzose Thomas Piketty werden für ihre verteilungspolitischen Analysen gefeiert, auch weil sie damit den Nerv der Zeit treffen. Doch was wissen wir tatsächlich über die Verteilung von Vermögen und Einkommen und wie hat sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt? Stellen sich die Dinge heute ungleicher dar als früher und was sind die volkswirtschaftlichen Konsequenzen dessen bzw. worauf lassen sich die Entwicklungen zurückführen?

Bettina Csoka ist Ökonomin in der Arbeiterkammer Oberösterreich und Autorin zahlreicher Fachbeiträge und Artikel. Sie beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der Verteilung von Wohlstand, Einkommen und Vermögen.

15:00h: Kaffeepause

15:30h: Die sozialen und politischen Folgen ökonomischer Ungleichheit (Tonaufnahme anhören, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster)
Referat von Martin Schenk (Diakonie Österreich)
Vortrag als PDF-Datei, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster (1.8 MB)

Links zum Nachlesen:
Es reicht! Für alle!, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Die Integrationslüge, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster
Handbuch Armut in Österreich, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Inhalt: Armut ist auch bei uns kein Einzelfall mehr, gerade deswegen gilt es die sozialen und politischen Folgen der steigenden ökonomischen Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten zu analysieren. Steigende Ungleichheit heißt, dass immer mehr Gruppen vom Alltagsleben unserer Gemeinschaft ausgeschlossen sind und damit der Zusammenhalt an der Gesellschaft als Ganzes gefährdet ist. Im Besonderen gilt das für das politische System und die Möglichkeiten sich in der Demokratie einzubringen. Wo müssen wir ansetzen, um diesen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen?

Martin Schenk ist Sozialexperte und stellvertretender Direktor der Diakonie Österreich. Er ist Mitinitiator zahlreicher sozialer Initiativen wie „Die Armutskonferenz“, „Hunger auf Kunst und Kultur“ und dem Verein Hemayat (Betreuung schwer traumatisierter Personen). Seine Arbeitsschwerpunkte sind Gesundheit, Kinder/Jugend und Wohlfahrtspolitik.

17:15h: Worldcafe

Der inhaltliche Austausch über die Referate erfolgt in einem „World Café“. Dabei wollen wir in einer entspannten, kaffeehausähnlichen Atmosphäre über die wesentlichen Thesen der Vorträge diskutieren und Fragen für die abschließende Diskussion sammeln. Mit dieser Methode soll der Austausch unter allen Beteiligten auf eine dynamische Weise gefördert werden. In kurzer Zeit können so Wissen und Erfahrung der TeilnehmerInnen einfließen, Anregungen geschaffen werden und neue kreative Ideen entstehen.

18:15h: Pause mit Buffet

18:45h: Wieviel Gleichheit ist gut für uns? (Tonaufnahme anhören, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster)
Vortrag von Barbara Blaha
zu Grundproblemen der Gleichheit in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. Im Anschluss gemeinsame Diskussion der zentralen Fragen des Nachmittags mit Robert Misik.

Barbara Blaha ist Lektorin, Publizistin, Autorin sowie Mitinitiatorin und Leiterin des Politkongress Momentum. 2012 veröffentlichte sie „Das Ende der Krawattenpflicht. Wie Politikerinnen in der Öffentlichkeit bestehen“ (gemeinsam mit Sylvia Kuba). Sie redet oft und viel, etwa über Feminismus, Verteilung, Bildung und Wissenschaft.

20:15h: Gemütlicher gemeinsamer Ausklang

Samstag, 20.06.2015

09:00h: Vorstellung der Workshops

Workshop 1 (Arbeiterkammer OÖ)
Freihandel und Ungleichverteilung - Welche Folgen hat TTIP?

Die Gestaltung der Handels- und Investitionsbeziehungen zwischen den Staaten ist ein wesentliches Element zur Gestaltung der Weltwirtschaft. In den letzten Jahren orientierte man sich dabei zunehmend an neoliberalen Paradigmen. Während die Verhandlungen auf WTO-Ebene ins Stocken gerieten, wurde diese Agenda in bilateralen und multilateralen Verträgen fortgesetzt. In Handelsabkommen wurde eine weitgehende Öffnung der Märkte für Güter, Dienstleistungen und Direktinvestitionen festgeschrieben, die zu Deregulierung, Privatisierung und einem verschärften Wettbewerbsdruck führten. Doch wie hängt die Öffnung der Märkte mit der massiven globalen Ungleichverteilung der Einkommen und Vermögen zusammen? Welche Rolle spielen Freihandelsabkommen, wie das TTIP, in diesem Prozess?

Judith Vorbach ist EU-Referentin in der Arbeiterkammer Oberösterreich.
Gernot Almesberger von der Initiativplattform TTIP stoppen für OÖ.

Workshop 2 (Jahoda-Bauer Institut)
Reichtumsmythen - Analyse, Diskurs und Dekonstruktion

Link zum Nachlesen: Alle Reichtumsmythen auf einen Blick, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Der Workshop geht bekannten Vorurteilen über die Reichen in unserer Gesellschaft nach. Wir hinterfragen gemeinsam ob es etwa stimmt, dass Reiche immer viele Arbeitsplätze schaffen. Neben der inhaltlichen Analyse und Diskussion widmen wir uns auch dem Diskurs über Reichtum in der politischen Praxis. Wer argumentiert mit solchen Mythen, welche Interessen stecken dahinter und wie können wir uns einmischen?

Georg Hubmann ist Sozialwissenschaftler und Geschäftsführer des Marie Jahoda –Otto Bauer Instituts in Linz (www.jbi.or.at).

Workshop 3 (Radio FRO)
Piketty verstehen

Unterlagen zum Workshop 3, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster (4.0 MB)

Im vergangenen Jahr eroberte Thomas Piketty mit seinem datengetriebenen Buch zur historischen Entwicklung der Vermögensverteilung die Spitze der Bestsellerlisten. Doch was ist eigentlich der genaue Beitrag von Pikettys Buch „Capital in the 21st century“? Welche empirischen Ergebnisse und theoretischen Argumente finden sich im Detail bei Piketty und wie können diese in politische Handlungsvorschläge übersetzt werden? Diese Fragen bilden den Ausgangspunkt dieses Workshops, der sich um eine kritisch-konstruktive Analyse von Pikettys zentralen Beiträgen bemüht.

Jakob Kapeller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie und Wissenschaftstheorie sowie dem Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz.

Workshop 4 (ICAE)
Philosophie der Gerechtigkeit

Die Frage nach dem Wesen der Gerechtigkeit ist eine in Ökonomie, Politik und Philosophie umstrittene Frage. Im Workshop soll einerseits ein grober Überblick zur Rolle von Gerechtigkeit in der Geschichte philosophischen Denkens sowie in der zeitgenössischen politischen Philosophie gegeben werden. Darüber hinaus wird auf Basis der Diskussion einiger zentraler Gerechtigkeitskonzeptionen politischer PhilosophInnen versucht eine polit-ökonomische Perspektive auf konkrete wirtschafts- und verteilungspolitische Fragestellungen zu entwickeln.

Stephan Pühringer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz.

Marianne Fölker ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Insitut für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Johannes Kepler Universität Linz.

09:30h bis 12:00h: Workshops - 1. Runde

Es finden alle vier Workshops gleichzeitig statt.

12:00h: Mittagspause

14:00h bis 16:30h: Workshops - 2. Runde

Es finden alle vier Workshops gleichzeitig statt.

16:30h: Abschlussrunde mit den Workshopergebnissen

KooperationspartnerInnen
 

Die Sommerakademie wurde vom Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft in Kooperation mit folgenden Organisationen und Institutionen durchgeführt:

  • Arbeiterkammer Oberösterreich
  • ATTAC-Oberösterreich
  • Grüne Bildungswerkstatt
  • Katholische Sozialakademie Österreichs
  • Katholischer ArbeitnehmerInnenbewegung Oberösterreich
  • Marie Jahoda-Otto Bauer-Institut
  • Österreichischer Gewerkschaftsbund Oberösterreich, Bereich Bildung und Zukunftsfragen
  • Radio FRO
  • Rennerinstitut Oberösterreich