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Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft
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Vermögenskonzentration in Österreich und Europa

Das Forschungsgebiet der ökonomischen Ungleichheit hat in den vergangenen Jahren zunehmend akademische wie öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Bezeichnend für diese Entwicklung waren unter anderem aufsehenerregende Publikationen, wie etwa Piketty’s „Kapitel im 21ten Jahrhundert“. Das gestiegene Interesse, und die dadurch erhöhte Zahl an Publikationen zu diesem Thema, steht in Verbindung mit der Zuspitzung von Ungleichheit zwischen, wie innerhalb, vieler Gesellschaften. Die Zunahme von Forschungsbeiträgen in den vergangenen Jahren ist aber nicht nur dieser Verschärfung gesellschaftlicher Ungleichheit zu verschulden, sondern ebenso einer Verbesserung der Datenlage. Speziell die Verbesserung der zur Verfügung stehenden Daten zu privaten Vermögen ist hierbei zu nennen. In Europa ist diesbezüglich allem voran durch die Veröffentlichung des „Household and Consumption Survey“ (HFCS) erstmals gelungen ein umfassendes, einheitliches und verlässliches Datenset zu erstellen. Der von der Europäischen Kommission veröffentlichte HFCS bietet die gegenwärtig umfassendste Datengrundlage zur empirischen Auseinandersetzung mit privaten Vermögensbeständen in Europa und Österreich. Die erstmalige Veröffentlichung dieser Daten 2013 wurde 2016 um eine neuerliche Welle ergänzt.

Das ICAE hat sich im Zuge dieser Veröffentlichungen mit den privaten Vermögensbeständen in Österreich und deren Verteilung auseinandergesetzt.

Projektdetails

Das Projekt wird durch die Arbeiterkammer Wien und Arbeiterkammer Oberösterreich finanziert.

Projektleitung

Jakob Kapeller

Projektmitarbeit

Benjamin Ferschli
Bernhard Schütz 
Rafael Wildauer

E-Mail

jakob.kapeller(at)jku.at​​​​​​​

Forschungsschwerpunkte

In diesem Bereich wurde der Frage nachgegangen inwieweit die von der HFCS gelieferten Daten die reale Vermögensverteilung in Österreich darzustellen im Stande sind. Hierbei wurden zentrale Probleme der umfragebasierten Vermögensforschung ersichtlich. Zum ein „non-observation bias“ ,sprich, der nicht-Beobachtung besonders reicher Haushalte aufgrund einer zu kleinen Stichprobe. Zum Anderen ein „non-response bias“, sprich die erhöhte Nicht-Teilnahme besonders reicher Haushalte an Vermögensumfragen. Diese Verzerrungen führen zu nicht realitätsgetreuen Vermögensschätzungen und bieten Anlass für den folgenden, zweiten Forschungsschwerpunkt.

Aufbauend auf den oben beschriebenen Schwierigkeiten von umfragenbasierten Vermögensschätzungen wurde eine statistische Methode entwickelt um der nicht-Beobachtung besonders reicher Haushalte in den Daten beizukommen. Diese Methode wurde daraufhin weiterentwickelt um auch die erhöhte Wahrscheinlichkeit der Antwortverweigerung besonders reicher Haushalte zu inkludieren. Die so entwickelte Modifikationsmethode, die auf ausführlichen statitischen Tests beruht, erlaubt es Probleme in der Erhebung von privaten Vermögensdaten teilweise zu korrigieren und realitätsnahere Schätzungen zu liefern.

In einem letzten Forschungsschwerpunkt wurden, unter Zuhilfenahme von Simulationen, die Auswirkungen der oben geannten Datenmodifikationen auf ein potentielles Vermögenssteueraufkommen in Österreich untersucht.

Forschungsergebnisse

Die zentralen Forschungsergebnisse lassen sich folgendermaßen umreißen: Zum Einen zeigte sich im Rahmen der Analysen ,dass die bekannten Schwierigkeiten von umfragebasierten Vermögensstudien im Falle der HFCS-Daten für Österreich vorliegen. Dies bedeutet ,dass die privaten Vermögen von der HFCS unterschätzt werden, sowohl in ihrem Volumen als auch in der Schärfe des Ungleichgewichts ihrer Verteilung. So hat die auf dieser Problematik entwickelte statistische Modifikation der Daten ergeben, dass das Gesamtvolumen der geschätzten privaten Vermögen in Österreich im Jahr 2013 größer ist als gedacht, es handelt sich nämlich nicht um 1000 Mrd. Sondern 1280 Mrd. Ferner ist die Verteilung ungleicher als angenommen, da nicht 60% sonder 69% in den Händen der vermögendsten 10 Perzentile der österreichischen Bevölkerung konzentriert ist. Analog ergibt sich für die Daten des Jahres 2016, dass die österreichischen Vermögen um 319 Mrd. unterschätzt werden und das oberste Prozent nicht über 25% sondern 41% des Vermögenss verfügt.

Ein laufender Projekzyklus setzt sich explorativ mit Steuerhinterziehung und Steuervermeidung auseinander, sowie der weiteren Anwendung der Modifikationsmethode. Das Interesse liegt hierbei in der Erforschung von Vermögensverteilung im räumlichen und zeitlichen Kontext. Eine weitere Stossrichtung betrifft die Konsistenzprüfung der Daten des HFCS auf Basis eines Vergleichs mit den Daten der VGR. Schließlich wird an einer Weiterentwicklung der Modifikationsmethode selbst gearbeitet.

Projektbezogene Publikationen

Eckerstorfer P., Halak J., Kapeller, J., Schütz B., Springholz F., Wildauer R., 2016. Correcting for the Missing Rich: An Application to Wealth Survey Data, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Review of Income and Wealth, 62(4), pp. 605-627.

Ferschli, B., Schütz, B., Kapeller, J., Wildauer, R., 2017a. Bestände und Konzentration privater Vermögen in Österreich (The Distribution of Wealth in Austria, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster). Materialien zu Wirtschaft und Gesellschaft,167, pp.1-55.

Ferschli, B., Schütz, B., Kapeller, J., Wildauer, R., 2017b. Wie viel bringt die Vermögenssteuer? Neue Aufkommensschätzungen für Österreich (Simulation of a Wealth Tax in Austria), Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Zeitschrift (In Progress)

Ferschli, B., Schütz, B., Kapeller, J., Wildauer, R., 2017c. Bestände und Konzentration privater Vermögen in Österreich 2014/2015 (The Distribution of Wealth in Austria 2014/2015). Wirtschaft und Gesellsellschaft. 43(4) (In Progress).

Ferschli B., Wildauer, R., 2017. Unterschätzte Vermögenskonzentration (Underestimated Wealth Inequality), öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Blog Arbeit-Wirtschaft