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Institut für Frauen- und Geschlechterforschung
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Diskriminierung von (potentiellen) Müttern am Arbeitsmarkt? Empirische Evidenz eines Feldexperiments.

Sascha O. Becker (University of Warwick)

Ana Fernandes (BFH Berne)

Doris Weichselbaumer (Johannes Kepler University Linz)

Die vorliegende Studie untersucht, ob und in welchem Ausmaß Arbeitgeber*innen Frauen bei der Stellenbesetzung aufgrund von (potentieller) Mutterschaft sanktionieren. In deutschsprachigen Ländern sind Beschäftigungsunterbrechungen aufgrund von Geburt und Kinderbetreuung arbeitsrechtlich geschützt. Entsprechende berufliche Auszeiten ziehen daher die Anstellung zeitlich befristeter Vertretungen nach sich, was einerseits ungünstige Anreize für die Beschäftigten und andererseits Unsicherheit sowie Anlernkosten für die Arbeitgeber*innen mit sich bringt.

Um den Effekt einer potentiellen oder tatsächlichen Mutterschaft auf die Personalauswahl von Arbeitgeber*innen zu identifizieren, wurde ein Correspondence Testing Experiment durchgeführt.  Bei dieser Methode werden fiktive Bewerbungsunterlagen an ausgeschriebene Stellen gesendet, die identisch sind in Bezug auf die relevanten Qualifikationen (Ausbildung, Berufserfahrung), aber Unterschiede in den demographischen Charakteristika aufweisen. Der Arbeitsmarkt deutschsprachiger Länder eignet sich besonders für diese Untersuchung, da Bewerber*innen typischerweise detaillierte demographische Informationen, wie Alter, Familienstand und Anzahl der Kinder, im Lebenslauf angeben.

Es werden in der Studie Frauen gleichen Alters und gleicher fachlicher Qualifikation verglichen, die sich in Bezug auf den Familienstand und Reproduktionswahrscheinlichkeit unterscheiden. Der Familienstand, sowie die Anzahl und das Alter von angegebenen Kindern signalisieren den Arbeitgeber*innen unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten einer zukünftigen Mutterschaft bzw. unterschiedliche Kinderbetreuungsverpflichtungen.

Dieses Forschungsdesign ermöglicht es, die Kosten für Betreuungsverpflichtungen kleiner Kinder, den Kosten möglicher Karenzzeiten in Bezug auf die Jobchancen von Bewerber*innen, gegenüberzustellen und so auf ihre relative Bedeutung zu schließen. Der Vergleich mit Männern erlaubt es uns darüber hinaus, zu ermitteln, ob es andere Aspekte abseits von Fertilität gibt, die zu einer Diskriminierung zwischen den Geschlechtern durch Arbeitgeber*innen führen. Wir untersuchen deutsche, schweizerische und österreichische Arbeitsmärkte, die sich hinsichtlich der nationalen Elternkarenzregelungen unterscheiden. Die Ergebnisse deuten auf eine deutlich niedrigere Relevanz von Fertilität für ungleiche Behandlung hin als gemeinhin angenommen.