11. September, 18:30 – 20:00
Festsaal im Uni-Center
Politik und Medien verwenden derzeit häufig den Begriff „Zeitenwende“, um aktuelle weltpolitische Geschehnisse zu charakterisieren. Der Begriff verweist nicht nur im engeren Sinn auf die Verschiebung der geopolitischen Kräfteverhältnisse, sondern auch allgemeiner auf die Vorstellung, dass politische Institutionen, gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen, insgesamt auch Identitäten und Lebensweisen, die in der jüngeren Vergangenheit allesamt als stabil gegolten hatten, destabilisiert und unwiederbringlich verändert werden. Der Veränderungsdruck geht von einer Reihe tiefgreifender Krisen (Pandemien, Kriege, Inflation, Klimawandel) aus, die jeweils für sich genommen Schockwellen durch Politik und Gesellschaft senden, gleichzeitig aber auch auf die politischen Systeme einwirken und bisherige Gewissheiten grundlegend in Frage stellen. Die Politikwissenschaft ist durch ihre Forschungstraditionen in Theorie und Empirie in vielen ihrer Forschungsfelder gut geeignet, institutionelle Ressourcen, politische Möglichkeiten und Grenzen von Krisenbewältigungsstrategien auszuloten. Sie analysiert den (politischen) Charakter von Krisenphänomenen und fragt nach den Auswirkungen auf politische Systeme. Welche Art von politischer Kommunikation ist geeignet, die Bevölkerung in Krisenzeiten mit Maßnahmen des Krisenmanagements zu versöhnen? Wie wird über diese Maßnahmen entschieden und wie kann demokratische Willensbildung unter den Bedingungen verschärfter Verteilungskonflikte und abnehmender Kompromissbereitschaft organisiert werden? Verfügen wir über adäquate Institutionen und Verfahren, um die tiefgreifenden Probleme der Gegenwart zu bearbeiten? Haben liberale Demokratien, ihre supranationalen Organisationen, ihre Modi der Politikformulierung und -vermittlung und ihre Systeme der Repräsentation gesellschaftlicher Interessen die richtigen Antworten? Über diese Fragen diskutieren:
Moderation: Margitta Mätzke, Professorin für Gesellschafts- und Sozialpolitik an der Johannes Kepler Universität Linz
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