Carmen Walenta analysiert für den STANDARD was hinter den seit Jahren steigenden Kinderbetreuungsquoten steckt.
Der Ausbau institutioneller Kinderbetreuung zurVerbesserung der Vereinbarkeit von Job und Familie ist seit bald zweiJahrzehnten ein Fixstern der europäischen Sozialpolitikziele. Wie in vielen anderen EU-Ländern steigen dieKinderbetreuungsquoten in Österreich seit vielen Jahren kontinuierlich an.
Eine detaillierte Analyse zeigt jedoch, dass der Anstieg der Kinderbetreuungsquoten in Österreich - anders als in anderen EU-Ländern - größtenteils nicht auf Ganztags-, sondern lediglich auf Teilzeitbetreuung mit wenigen Stunden pro Woche zurückgeht. Des Weiteren ist das aktuelle Angebot von Ganztagskinderbetreuung in Österreich sehr stark durch regionale Unterschiede geprägt. Während in manchen Gemeinden die Betreuungsquoten bei weit über 40 Prozent liegen, gibt es in anderen Gemeinden gar keine institutionelle Möglichkeit für Ganztagskinderbetreuung.
Zwei möglicherweise wichtige Faktoren für diese spezifische Entwicklung der öffentlichen Kinderbetreuung in Österreich sind, das in der Bevölkerung nach wie vor verbreitete traditionelle Familienbild, sowie die Tatsache, dass die Hauptverantwortung für die Bereitstellung von Betreuungsplätzen bei den Gemeinden und nicht etwa beim Bund oder den Ländernliegt.