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Institut für Legal Gender Studies
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Linzer Schriften
zu Gender und Recht, Band 38
 

Band 38

Kinderbetreuung, Ehe und Geschlechtergerechtigkeit im Sozialstaat Österreich

Michaela Harrer-Schütt (2008)


Österreich hat sich völkerrechtlich zur Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit verpflichtet. Das bedeutet, dass Frauen wie Männern gleiche Chancen und Möglichkeiten zum Erreichen einer eigenständigen Existenzsicherung als Basis für individuelle Entscheidungsfreiheit eingeräumt werden müssen. Darüber hinaus ist dafür Sorge zu tragen, dass nicht klischeehafte Geschlechterrollenbilder in der Gesellschaft Frauen als Betreuerinnen und Männer als Ernährer fixieren. Eine derartige Festlegung ist nämlich geeignet, den sozialen Status von Frauen hinsichtlich ihrer Teilnahmemöglichkeiten in politischen und kulturellen Lebensbereichen zu untergraben. Zudem besteht die Gefahr, dass dadurch ihre Chancen in Bezug auf eine eigenständige Existenzsicherung geschmälert werden. Das Modell der Versorgungsehe führt zur Abhängigkeit des nicht erwerbstätigen vom erwerbstätigen Partner und konterkariert die gleichstellungsorientierten Intentionen des partnerschaftlichen Prinzips, das vor nunmehr 33 Jahren das patriarchalische Prinzip im Familienrecht abgelöst hat.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach einer rechtlichen Steuerung der Zuteilung der Aufgaben des häuslichen Bereichs, vor allem der Kinderbetreuung. Es sind Regelungen des Familienrechts, des Sozialrechts und des Arbeitsrechts, die in ihrem Zusammenspiel im Verlauf der Rechtsentwicklung der vergangenen 50 Jahre in unterschiedlichem Ausmaß auf eine geschlechtsspezifische Festlegung der Rollen und Aufgaben in Ehe und Familie hingewirkt haben. Diese Entwicklung und ihre Auswirkung auf die gesellschaftliche Realität der Gegenwart zu untersuchen ist die Intention, die der vorliegenden Publikation zu Grunde liegt.
 

128 Seiten, ISBN 978-3-85499-444-2