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IK: Praxisfelder der Zeitgeschichte SS 2018: Die Wannsee-Konferenz

IK: Praxisfelder der Zeitgeschichte SS 2018:
Die Wannsee-Konferenz

LVA-Leitung: Marcus Gräser

Im Rahmen der Lehrveranstaltung IK: Praxisfelder der Zeitgeschichte: Die Wannsee-Konferenz 1942 und die Quellen des Holocaust (LVA Leitung Prof. Dr. Marcus Gräser, unter Mitarbeit von Daniel Hanglberger, M.A.) befassten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Bedeutung der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 für den Völkermord an den europäischen Juden. Den Hauptteil der Lehrveranstaltung bildete eine Exkursion nach Berlin, in der neben einem Studientag im Haus der Wannsee-Konferenz, dem historischen Abhaltungsort der Konferenz und heutiger Gedenkstätte, Besuche in verschiedenen Museen und Gedenkstätten, wie der Topographie des Terrors, dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas, dem Jüdischen Museum und der Anne-Frank-Ausstellung, stattfanden.

Die Einschätzung der Relevanz der Wannsee-Konferenz, auf der hohe Vertreter der Reichsverwaltung und der SS unter Leitung von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich zusammentrafen, unterlief in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg verschiedene Phasen.  Am ersten Tag der Exkursion stand ein Studientag am Abhaltungsort der Konferenz am Wannsee auf dem Programm. Die Villa, in der die Konferenz stattfand dient heute als Gedenkstätte. Prof. Dr. Peter Klein (im Bild zweiter von links) ordnete die Wannsee-Konferenz in die konkurrierenden Deutungsschemata zu den Entscheidungsprozessen, die zum Genozid als „Endlösung“ führten ein. Klein diskutierte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern den Unterschied zwischen den Auffassungen der Intentionalisten (der Genozid sei von Hitler früh beschlossen worden und musste gewissermaßen nur noch ausgeführt werden) und der Strukturalisten (die Entscheidung zum Genozid entwickelte sich schrittweise und angeblichen situativen Notwendigkeiten folgend, nachdem andere Lösungen gescheitert waren und der Krieg die Frage in den Mittelpunkt rückte) und beeindruckte v.a. mit Diskussionen aus der aktuellsten Forschung zum Thema. Mit Hilfe kleinster Hinweise, wie etwa Tagebucheinträgen hochrangiger Nationalsozialisten, wurde versucht die exakten Entscheidungsabläufe um die Wannsee-Konferenz zu rekonstruieren.

Der zweite Tag der Exkursion begann mit einem Besuch der Topographie des Terrors. An diesem Ort der ehemaligen Schaltzentralen des NS-Staates (Gestapo, SS-Führung, SD, Reichssicherheitshauptamt) befindet sich heute eine Dauerausstellung, die sich insbesondere mit den Tätern des Holocausts auseinandersetzt.

Hier informierten sich die Studentinnen und Studenten zunächst selbständig über Teilbereiche der Ausstellung und führten sich anschließend gegenseitig in Form einer self-guided-Tour durch die Ausstellung.

Neben der Verbreiterung der Perspektive auf den größeren Kontext der Etablierung des NS-Staates und seiner Institutionen und den Umbau der Gesellschaft zur „arischen Volksgemeinschaft“, lag der Fokus auch auf der historischen Verortung und Darstellung der Wannsee-Konferenz im Ausstellungskonzept.

Am Nachmittag machten sich die Studentinnen und Studenten beim Besuch des Denkmals für die ermordeten Juden Europas und im dazugehörigen „Ort der Information“ mit Einzel- und Familienschicksalen der Opfer des Holocausts, vertraut.

Den Abschluss der Studienreise bildeten Besuche in der Anne-Frank-Ausstellung und im Jüdischen Museum. Hier konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Leben des jungen Holocaust-Opfers beschäftigen. Das jüdische Mädchen Anne Frank erlangte insbesondere durch ihr während der Zeit des Untertauchens in Amsterdam verfasstes und nach ihrem Tod im KZ Bergen-Belsen veröffentlichtes Tagebuch Bekanntheit und ihr Schicksal steht stellvertretend für die Dramatik und Katastrophe des gesamten Holocausts.

Im Jüdischen Museum konnte wiederum die Darstellung der Shoa aus jüdischer Perspektive und seine Einordnung in die europäische jüdische Geschichte näher betrachtet werden.