In jedem Feld (Teilprojekte 1 bis 4) werden in einem ersten Schritt Daten zu den (dystopischen, utopischen) Narrativen erhoben. Als Datenquelle für die Narrative werden pro Feld Branchenzeitschriften, Werbematerialien der Hersteller, Materialien aus Pilotprojekten sowie weitere wissenschaftliche und praxisnahe Publikationen herangezogen.
Darüber hinaus werden in der historischen Untersuchung (Teilprojekt 4) im zweiten Schritt die wichtigsten Stränge von arbeitsweltbezogenen Technikdiskursen in Österreich seit den 1970er Jahren rekonstruiert und im jeweiligen Kontext interpretiert. Der Fokus liegt dabei auf den Ambivalenzen der Auseinandersetzung um Automation in der Arbeitswelt (z.B. Flexibilisierung vs. Prekarisierung). Als Quellengrundlage dienen periodische Druckschriften wie Wirtschaftsmagazine, Branchenzeitschriften sowie Mitgliederzeitungen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden. Neben dem Text- wird auch das reiche Bildmaterial (z.B. Karikaturen) dieser Quellen in die Analyse einbezogen. Weiters werden in jedem der drei Felder 5 ExpertInnengespräche mit TechnikentwicklerInnen geführt, um zu eruieren, welche Erwartungen an die digital gestützte Arbeitsorganisation sie aufnehmen und technologisch umsetzen.
Zur Erhebung der Arbeitsorganisation werden in den drei Forschungsfeldern (Teilprojekte 1-3) in einem zweiten Schritt auf Basis problemzentrierter Interviews und, soweit es die Rahmenbedingungen zulassen, (teilnehmender) Beobachtung Fallstudien durchgeführt.
Im IT-Unternehmen (Teilprojekt 1) sollen Interviews geführt werden mit Projektmitarbeitern, Projektmanagern und auch Führungskräften. Dabei geht es u.a. um folgende Fragen: Wie werden digitale Technologien im Unternehmen selbst und bei Kunden eingeführt. Welche Narrative spielen dabei eine Rolle? Inwieweit sind Kundenerwartungen von solchen Narrativen geprägt? Welche Konflikte entstehen zwischen Erwartungen und den praktischen Formen des Einsatzes digitaler Technologien sowohl im Unternehmen selbst als auch in Projekten mit Kunden? Welche Gestaltungsmöglichkeiten lassen sich in diesen Kontexten erkennen bzw. ableiten?
In Einrichtungen der Altenbetreuung und -pflege (Teilprojekt 2) werden Interviews mit LeiterInnen, weiteren Führungskräfte, Betriebsrat und Betreuungs- und Pflegekräften dazu geführt, welche Erwartungen sie in Bezug auf den Technikeinsatz haben, wie die Technologien eingesetzt werden und wie dies die Arbeitsorganisation berührt sowie welche Erfahrungen sie mit der Digitalisierung der Abläufe und des Betreuungs- und Pflegehandelns haben. Erforscht wird, in welcher Weise der Technikeinsatz die Arbeitsorganisation und das Betreuungs- und Pflegehandeln und damit verbundene Erwartungen an “gute Sorge” und “gute Arbeit” berührt.
Im Plattformfeld (Teilprojekt 3) werden über den Mailverteiler des Kooperationspartners, der ÖH Wien, Interviews mit Cloud-ArbeiterInnen aus Wien und Umgebung geführt, um die Arbeitsrealitäten in diesem heterogenen Sektor genauer zu erfassen. In den Interviews soll u.a. abgefragt werden, wie die Arbeitsprozesse auf verschiedenen Plattformen konkret ablaufen, welche Rolle Algorithmen spielen, wie und ob Diskriminierung erlebt wird und wie sich Cloud-ArbeiterInnen selbst unter Nutzung digitaler Technologien organisieren.
Die in allen vier Teilprojekten erhobenen Daten werden in fünf Schritten ausgewertet. In einem ersten Schritt werden die historischen und gegenwartsnahen Narrative zu digitalen Technologien (im Kontext von IT Unternehmen, Technikentwickler für Pflegetechnologien, Plattformen) in einer qualitativen Inhaltsanalyse dahingehend ausgewertet, wie sie deren Leistungsfähigkeit und Einsatzmöglichkeit in der Arbeitsorganisation beschreiben. In einem zweiten Schritt wird untersucht, wie die Technologien im jeweiligen Arbeitskontext zum Einsatz kommen und die Arbeitsorganisation beeinflussen. In einem dritten Schritt wird untersucht, welche Chancen und Risiken mit den jeweiligen Technologien bezüglich der Aufwertung der Arbeit (z.B Betreuungs- und Pflegetätigkeit), der Gleichstellung und der Partizipation der Arbeitenden einhergehen. In einem vierten Schritt werden die Erkenntnisse der ersten Analyseschritte gebündelt und entlang zweier zentraler Dimensionen über die Felder hinweg miteinander verglichen und integriert:
- (a) Ein Vergleich gegenwärtiger Digitalisierungsnarrative mit den historischen Debatten zielt darauf, eine Landkarte über Altes und Neues, Utopisches und Dystopisches zu erstellen, anhand derer zentrale Handlungsfelder für die Betriebsratsarbeit identifiziert werden können.
- (b) Ein Vergleich der Narrative mit der Praxis der Arbeitsorganisation im Kontext der Digitalisierung in verschiedenen Branchen dient dazu, Spannungsverhältnisse zu identifizieren und – für unterschiedliche Beschäftigtengruppen – Handlungsmöglichkeiten und Gestaltungsspielräume (Wo kann es hingehen? Wo soll es hingehen? Was soll verhindert werden?) aufzuzeigen. In einem fünften Schritt werden die Ergebnisse in Arbeitspapieren sowie in Berichtsform zusammengefasst und Workshopmaterialien werden erstellt.