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Hey, WG

Wer sind diese jungen Menschen, über die immer so viel geredet wird? Was ist ihnen wichtig, worüber denken sie nach und wissen die überhaupt noch, dass man mit einem Telefon auch jemanden anrufen kann? Höchste Zeit, das alles mal zu klären. Also haben wir zwei Linzer WGs gefragt: Dürfen wir reinkommen?

Von Christoph Wagner

WG

Irgendwann stand eine Kiste in der Küche und Markus, blonde Locken, meistens sockenlos, musste kurz mal erklären, was das soll, warum er aus der Vierer-WG eine 104er-WG gemacht hat, oder eine noch größere, wer weiß das schon so genau? In der Kiste aus hellem Holz, die rollen kann und geschlossen ein gemütlicher Hocker ist, arbeiteten sich nämlich jede Menge Kompostwürmer durch den Biomüll. Aber es sieht ganz so aus, als würden das alle super finden. Draußen an der Eingangstür klebt über dem Spion ein Sticker und darauf steht ganz groß: WILLKOMMEN IN DER WURM-WG!

Jetzt sind wir also da, bei denen, über die gerade alle sprechen, die wissen, dass sie ein bisschen den Kontakt verloren haben: Die Medien, zum Beispiel, die sich deswegen jetzt auf Tik- Tok alle Finger brechen, die Politik, die immer sagt, sie würde jetzt junge Politik machen, aber dann doch von mittelschlauen Berater*innen vorgerechnet bekommt, dass die Jungen doch nicht so wichtig sind, oder auch die Universitäten, die zwar vergleichsweise gut dastehen, aber wissen sie wirklich, wer sich während der Vorlesungs-Streamings die Nägel lackiert?

Wer sind sie, die Leute Anfang 20, die Generation Z, die alle angeblich das Klima retten wollen, darüber streiten, ob sie Freund:innen, Freund_innen oder Freund*innen sind, und schon seit Jahren kein KitKat mehr essen, wegen Nestlé, bäh, und seinem Palmöl, bäh?

Hat jemand Boomer gesagt?

„You are terrified of your own children, since they are natives in a world where you will always be immigrants“, hat der Essayist John Perry Barlow gesagt und das muss ja nicht sein. Deswegen haben wir auf den kommenden Seiten versucht, ein bisschen Klarheit zu schaffen. Wir haben ein paar Fragen durchgearbeitet, über Politik gesprochen, über Wünsche und Sorgen, haben versucht zu verstehen, warum 1,5 Euro für eine Zeitung zu viel Geld geworden sind. Es war einfach Zeit, sich mal an einen Tisch zu setzen und zu fragen, was da los ist, und wo ginge das besser als am Tisch zu Hause? Also haben wir ein bisschen herumgefragt und sind in zwei ganz unterschiedlichen WGs gelandet: Bei Christian, Theo und Michael am Rand von Linz – Schnellstraße, abschließbarer Laptopschrank, Bierkronensammlung. Und bei Franziska, Markus, Lilli und Benjamin, mitten in der Stadt, frisch sanierter Neubau, Staubsaugerroboter, Wurmkiste.

Herausgekommen sind sieben spannende Gespräche zu sieben Themen, die junge Menschen bewegen oder sie von älteren unterscheiden. Vier Mal hat jemand Boomer gesagt, einmal der andere „Buhmann“ verstanden, was nicht so verkehrt war, es ging ja gerade um Politik. Die Wurmkiste ist zu Demonstrationszwecken auseinandergenommen und wieder zusammengesteckt worden, wir zählten in einer WG mehr Fahrräder als Mitbewohner und mehr Ketchupsorten, als es Gerichte gibt, zu denen Ketchup passt. Die Dreier-WG hat analysiert, dass sie gemeinsam fast ein ganzer Erwachsener sind, weil der eine Arbeit, der andere ein Auto und der Dritte eine Beziehung hat. Und in der anderen putzt laut Plan diese Woche Markus Klo und Bad, Franzi saugt und Lilli bringt den Müll runter. Und was gibt’s eigentlich zu essen, wenn das Wetter draußen so hässlich ist wie heute? Selbstgemachte Pizza. Pilze drauf?

„Würd i geil finden“, sagt Benjamin. „I a“, sagt Lilli.