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Kultur zieht an

Der Kepler Salon ist in Oberösterreich zu einem Fixstern der Wissensvermittlung geworden. Jetzt verbindet sich die Kulturinstitution mit der Johannes Kepler Universität Linz. Und das nicht nur des gemeinsamen Namenspatrons wegen.

Von CLAUDIA STIEGLECKER

Der Intendant des Kepler Salon Norbert Trawöger
Foto: Andrea Trawöger

Johannes Kepler hatte ein ausgesprochen bewegtes Leben: Geboren im deutschen Weil der Stadt, führte ihn sein Weg unter anderem nach Tübingen, Graz, Prag, Ulm, Regensburg und natürlich Linz. Insgesamt 14 Jahre, von 1612 bis 1626, lebte und arbeitete er in der Stadt an der Donau. Hier formulierte Kepler seine berühmten drei Gesetze der Planetenbewegung, die erstmals eine Berechnung der Bahnen unserer Planeten möglich machten und bis heute Gültigkeit besitzen. Eine Pionierleistung zu einer Zeit, in der zwischen Astronomie und Astrologie noch nicht klar unterschieden wurde und die geprägt war von konfessionellen Auseinandersetzungen.

Kepler hat damit nicht nur die Naturwissenschaften, sondern auch die Stadt Linz, in der er länger verweilte als in jeder anderen, nachhaltig geprägt. Das Kepler-Denkmal, die Johannes- Kepler-Sternwarte, das Keplerhaus und natürlich die Johannes Kepler Universität erinnern hier an den großen kritischen Denker. „Johannes Kepler war ein Universalgelehrter seiner Zeit, der offen auf die Welt reagiert hat“, sagt JKU-Rektor Meinhard Lukas. „Er bewegte sich in vielen unterschiedlichen Disziplinen auf höchstem Niveau und hat sie dabei alle mit seinem universellen Forschergeist verbunden.“

Ganz im Sinne ihres Namenspatrons gehören Interdisziplinarität und Offenheit gegenüber der Gesellschaft und der Wirtschaft zu jenen Grundsätzen, denen sich die Johannes Kepler Universität von Anfang an verschrieben hat. Aus der 1966 gegründeten Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ist mittlerweile eine Universität mit vier Fakultäten und über 20.000 Studierenden geworden. Der Campus wird stetig erweitert und modernisiert – auch dabei ist Offenheit ein wesentlicher Punkt. In Zukunft soll hier deshalb nicht nur Arbeits- und Lernraum, sondern auch ein Ort der Begegnung entstehen. Neue Gebäude und eine Erweiterung der grünen Außenbereiche sind einerseits zur Intensivierung des Dialogs zwischen Lehrenden und Studierenden gedacht, werden aber andererseits auch der restlichen Bevölkerung offenstehen.

„Die Lage des Campus im Norden der Stadt erschwert uns allerdings den Austausch mit der Gesellschaft“, meint Meinhard Lukas. Mit kommendem Jahr übernimmt die JKU daher die Trägerschaft des Kepler Salons in der Linzer Altstadt und wird damit um einen Standort mitten im Zentrum der Stadt erweitert. Im Kulturhauptstadtjahr 2009 ursprünglich als temporärer Kultur- und Diskussionsraum eingerichtet, wurde der Salon danach von einem privaten Trägerverein weitergeführt. Wissensvermittlung mit niederschwelligem Zugang für alle ist die Grundidee des Formats: Mit jährlich etwa 100 Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen, die von insgesamt rund 8.000 Menschen besucht werden, ist der Kepler Salon nunmehr zu einer festen Institution geworden.

Beheimatet ist der Salon in Johannes Keplers ehemaligem Wohnhaus, einem 500 Jahre alten, etwas windschiefen Gebäude, das sich an sein rechtes Nachbarhaus anzulehnen scheint. Etwas zurückversetzt gelegen, versteckt sich das Haus Nummer 5 in der schmalen Rathausgasse, die den belebten Hauptplatz mit dem Pfarrplatz verbindet. „Der Salon liegt eigentlich ganz zentral, muss aber trotzdem gefunden werden“, sagt Musiker und Autor Norbert Trawöger, seit sechs Jahren Intendant des Kepler Salons. „Das Keplerhaus ist aber kein geheimer Ort, sondern direkt neben dem Leberkas-Pepi.“

So unkompliziert wie die Wegbeschreibung ist das ganze Konzept: Jeder Interessierte ist bei freiem Eintritt im Saal im ersten Stock willkommen. Ganz bewusst ist dieser so gestaltet, dass sich Vortragende und Publikum auf Augenhöhe begegnen. „Es gibt bei uns keine Bühne, die Vortragenden sind mittendrin“, erzählt Trawöger. Ein Impulsreferat liefert den Anstoß für Gespräche und Diskussion, Fragen und Meinungen aus dem Publikum sind ausdrücklich erwünscht. Die Themen sind bunt gemischt: „Es gibt schließlich viele Dinge zu wissen.“ Oft wandert der Gedankenaustausch nach der Veranstaltung aus dem Saal hinaus an die Bar. Es ist nie klar, in welche Richtung sich ein Vortragsabend entwickeln wird – doch genau diese Unberechenbarkeit und Spontanität machen den Kepler Salon aus. „Auch die Atmosphäre der Räume macht jede Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem – die alten Mauern haben Geschichte gespeichert“, sagt Norbert Trawöger. „Im Kepler Salon kann man teilhaben, thematisieren, dagegenreden und unterschiedliche Meinungen auch einfach mal stehen lassen. Wir sind froh, dass mit der Johannes Kepler Universität als Trägerin die Zukunft des Salons gesichert ist.“

Norbert Trawöger sieht den Kepler Salon als erweiterten Begegnungsraum, der versucht, die Gesellschaft abzubilden und sie dadurch besser zu verstehen. Als „Lusthaus des Wissens“ bezeichnet er ihn, und daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern. Trawöger wird das etablierte Format auch weiterhin kuratieren und sich dabei, wie er sagt, von der Buntheit leiten lassen: „Der Kepler Salon ist ein offener Ort und für die Universität ein Fenster in die Gesellschaft.“

Eigene Veranstaltungsformate der JKU werden den Wissensraum Kepler Salon künftig erweitern. Ethische Diskurse über die Wissenschaftsentwicklung sind dabei ebenso angedacht wie Dialoge mit der Politik und Anregungen zu gesellschaftspolitischen Debatten. Darüber hinaus ist geplant, den Saal kontinuierlich zur Wissensvermittlung für Kinder zu nutzen. Angebote, die die Universität nicht nur räumlich näher an die Menschen heranbringen: „Der Kepler Salon bildet eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kultur“, betont Meinhard Lukas. „Die beiden sind eng miteinander verbunden und befruchten sich gegenseitig. Ein gutes Beispiel ist das Linzer Ars Electronica Center, in dem wissenschaftliche Innovation und Kunst zusammenlaufen.“ Österreich mit seinen kulturellen Spitzenleistungen sei ein Magnet für kulturinteressierte Wissenschaftler: Kultur zieht Wissenschaft an – und umgekehrt.

Als „dritte Mission“ wird das gesellschaftliche Engagement von Universitäten und deren Öffnung Richtung Gesellschaft bezeichnet. Damit rückt, neben den zwei Kernaufgaben Forschung und Lehre, nun auch die Verpflichtung der Hochschulen gegenüber der Öffentlichkeit, in deren Auftrag sie wirken, zunehmend in den Vordergrund. Grundsätzlich ist das keine neue Idee, dafür aber eine, deren Bedeutung stark zunimmt: „In der heutigen Informationsflut, in der die Herkunft der vermeintlichen Fakten oft unklar ist, steigt das Bedürfnis nach wissenschaftlich fundiertem Wissen aus seriösen Quellen“, sagt Meinhard Lukas. Und auch Norbert Trawöger meint: „Heutzutage ist Aufklärung besonders wichtig, ‚Wissen wollen‘ sollte Teil unserer Kultur sein. Wir müssen nicht alles glauben.“

Der Kepler Salon als Außenstelle der JKU will neugierig machen und aufzeigen, dass Dinge nicht nur schwarz oder weiß sind – ganz im Sinne des kritischen und offenen Geistes von Johannes Kepler. Denn, so Rektor Meinhard Lukas: „Große gesellschaftliche Fragen sind nicht mit einfachen Antworten zu lösen.“