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Wie gelingt es Prozentzahlen, dass die Grenze zwischen Fakten und Fake News verschwimmt?

Von Andreas Quatember

Seit 2015 hat das gastronomische Angebot an der JKU um 20 Prozent zugenommen. Das haut einen doch glatt um! Aber anders gesagt: Neben den fünf bisherigen Betrieben (Mensa, zwei Buffets,
LUI und Sassi) wurde das TeichWerk eröffnet. Wie gelingt es solchen Prozentzahlen, dass die Grenze zwischen Fakten und Fake News verschwimmt? Täglicher Wurstkonsum im Ausmaß von mindestens 50 g erhöht laut WHO das Darmkrebsrisiko um 18 Prozent. Die OÖN schreiben dazu unter „Absolute Werte relativieren vieles!“ (02.12.2017, Magazin, S. 7): „Das klingt sehr gefährlich, in der Wurst steckt also großes Krebsrisiko. In Wahrheit sagt diese Angabe nichts über das tatsächliche Krebsrisiko der Wurstesser aus, weil wir nicht erfahren, wie hoch es in absoluten Zahlen ist.“

Betrachten wir dazu für eine Bevölkerung von 82,7 Millionen (Deutschland 2016) zwei völlig unterschiedliche Szenarien mit einer relativen Steigerung um jeweils 18 Prozent:
1. Die Anzahl der Erkrankungen steigt absolut von 11 auf 13 Fälle.
2. Die Erkrankungsanzahl steigt absolut von 4 Millionen 135 Tausend auf 4 Millionen 879 Tausend und 300 Fälle.

Im ersten Fall suggeriert die alleinige Angabe der relativen Erhöhung um errechnete 18 Prozent natürlich eine völlig andere Vorstellung von der Realität als die absolute Steigerung von nur 11 auf 13 Fälle. Schon ein weiterer Fall mehr würde den relativen Anstieg auf satte 27 Prozent erhöhen. Im zweiten Szenario aber lässt dieser Prozentsatz durchaus ein korrektes Bild entstehen, denn ein paar Krankheitsfälle mehr oder weniger würden ihn nur unwesentlich verändern. Welches dieser beiden Szenarien liegt nun beim angesprochenen Unterschied des Darmkrebsrisikos von regelmäßigen Wurstessern und denjenigen, die weniger Wurst essen, tatsächlich vor? Die WHO hat festgestellt, dass sich das Darmkrebsrisiko von Wurstessern von 5 auf 5,9 Prozent erhöht. „Das ist tatsächlich ein um 18 Prozent höheres Risiko, liegt jedoch nicht einmal einen Prozentpunkt über dem der Vegetarier“ (OÖN). Wenn wir nicht erfahren, wie hoch die absoluten Zahlen hinter den prozentuellen Veränderungen sind, dann rechnen wir sie uns doch einfach aus! Wegen des ohnehin schon hohen Basisrisikos von 5 Prozent bedeuten diese 0,9 Prozentpunkte mehr für eine Bevölkerung wie die deutsche absolut betrachtet gleich 744.300 (!) DarmkrebspatientInnen mehr. Für Österreich (mit ca. 8,7 Millionen Einwohnern 2016) wären das immerhin 78.300 mehr Erkrankte.

Ich fürchte, es beruhigt Sie jetzt nicht mehr, dass das nicht einmal ein Prozentpunkt mehr ist, oder? Absolute Werte relativieren vieles, aber eben nicht alles! Denn es sind ja gerade die Prozentangaben, die durch den Bezug auf 100 (lat.: pro centum) helfen sollen, eine korrektere „Wahr-Nehmung“ der Relation absoluter Zahlen zu ermöglichen: Im Vergleich zu 100 Krebserkrankungen bei geringem Wurstverzehr sind es bei regelmäßigem um 18 mehr. Aber 18 Prozent mehr bei ursprünglich tatsächlich 11 Fällen in einer Bevölkerung bedeuten eben etwas anderes als bei ursprünglich über 4 Millionen Fällen! Deswegen ist es absolut notwendig, einen absoluten Wert mitanzugeben, auf den sich eine Prozentzahl beziehen lässt, um durch Prozentangaben nicht (ungewollt?) ein falsches Wirklichkeitsbild zu zeichnen: An der JKU nahm die Zahl der Studierenden im Wintersemester 2017/18 im Vergleich zum Jahr davor um 3,6 Prozent auf 21.291 zu.

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