Die beiden Geschäftsführer der Software Competence Center Hagenberg GmbH sprechen im Interview über die Vorzüge des LIT OIC.
Was hat die Software Competence Center Hagenberg GmbH (SCCH) dazu bewegt, ins LIT Open Innovation Center einzuziehen?
Markus Manz: Für uns war immer klar, dass wir eng mit der JKU zusammenarbeiten, und ein Einzug ins OIC war eine sehr gute Möglichkeit, das weiter auszubauen. Schon durch unsere Gründerväter haben wir einen engen Bezug zur JKU und viele Institute sind unsere wissenschaftlichen Partner*innen. Mit der Bestellung von Prof. Dr. Robert Wille zum CSO des SCCH können wir die Synergien besonders gut nutzen. So ergaben sich schon zahlreiche gemeinsame Forschungsprojekte und strategische Kooperationen. Die offenen Arbeitsbereiche sind für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ideal, um Kontakte zu knüpfen. Die Räumlichkeiten laden zum kreativen Schaffen ein und auch gemeinsame Diskussionen mit unterschiedlichen "Bewohner*innen" des OICs bringen oft ganz neue Sichtweisen. Nicht zu vergessen der soziale Effekt. Dank der zahlreichen spannenden Vortragsreihen und Events ist der Wissenstransfer unkompliziert und auf moderne Art und Weise möglich.
Was macht das SCCH einzigartig?
Robert Wille: Vieles! Unsere Stärke ist die Konzentration sowohl auf Software als auch auf Daten. Wir analysieren Daten aus Industrieprozessen, die wir für Predictive Analytics, Qualitätsprüfung und Prozessoptimierung nutzen. Daten von bildgebenden Systemen dienen zur Erkennung von Krebszellen oder zur Erhöhung der Sicherheit öffentlicher Gebäude sowie von Schienenfahrzeugen. Im Bereich Software Science forschen wir an sicherem Software Design, effizientem Engineering, optimierter Analyse etwa von Softwarefehlern sowie an mehr Datensicherheit.
In unseren Forschungskooperationen arbeiten wir mit kleinen und großen Unternehmen zusammen und unterstützen sie im digitalen Wandel: Ein radikaler Umbruch, der aus traditionellen Industrieunternehmen heute zukunftsweisende Betriebe mit einem hohen Anteil an Software macht. Industrieunternehmen werden zunehmend zu Software-Unternehmen. Für die OÖ Industrieunternehmen, einige von ihnen sind Weltmarktführer in verschiedensten Bereichen, sind Innovationen ohne Software nicht mehr möglich. Hier leistet das SCCH mit seiner Forschungs-Expertise in den Bereichen Data Science und Big Data, KI und Security einen wichtigen Beitrag.
Aktuell laufen am SCCH vier Horizon-2020-Projekte und zwei Interreg-Projekte, mit denen das SCCH die Internationalisierung weiter vorantreibt. Das sind schöne Erfolge. Sie stärken die Leuchtturmfunktion und Attraktivität sowohl des SCCH wie die des Standorts als oberösterreichisches Zentrum für „Forschung ohne Grenzen“. In unserem interkulturellen und interdisziplinären Team arbeiten 90 Forscherinnen und Forscher aus 16 Nationen – von Ägypten über Brasilien und Indien bis zur Ukraine.
Was ist Ihr aktuelles Lieblingsprojekt?
Markus Manz: Am SCCH sind die Projekte sehr unterschiedlich - das macht es gerade interessant! Nur ein spannendes Projekt zu nennen ist fast unmöglich. Uns beschäftigt zum Beispiel gerade die Rolle des Menschen im Zusammenspiel mit der Künstlichen Intelligenz. Im FFG Projekt AI@Work (Human Centered AI in Digitized Working Environments) gehen wir der Forschungsfrage auf den Grund, wie Mensch und KI quasi als Team zusammenarbeiten können, um die jeweilige Schwächen des anderen zu kompensieren und die Souveränität des Menschen sicher zu stellen.
Außerdem haben einen neuen Bereich Secure Software Analytics (SSA) gegründet, indem wir Lösungen für Cybersecurity von Industriemaschinen in Cloud-Umgebungen entwickeln. Denn Sicherheit soll ganz deutlich als Qualitätsmerkmal von Software verstanden werden. Aktuell läuft hier das Projekt SeCoMo (Secure Code and Runtime Monitoring).
Auch motivieren wir Start-ups gemeinsam mit uns zu forschen. Aktuell unterstützt das SCCH unter anderem die heimischen Start-ups blockhealth GmbH, Chatvisor GmbH, Symflower GmbH, Newsadoo GmbH, Show my Size u.v.m.
Was bringt das LIT OIC der Forschung?
Robert Wille: Das SCCH verstand sich schon immer als Schnittstelle zwischen Forschung und Industrie. Und hierfür braucht es Gelegenheiten zum Austausch, zur Entwicklung kreativer Ideen oder der Begegnung aus den verschiedenen „Welten“. Durch seine Struktur und sein Konzept bietet das OIC hierfür zahlreiche Möglichkeiten. Das OIC steht für Forschung ohne dabei Elfenbeinturm zu sein und bietet gleichzeitig Kontakte zu Unternehmen ohne erst viele Hierarchien überwinden zu müssen. Wir schätzen das gemeinsame Arbeiten in diesem Umfeld – nicht zuletzt da hier auch Partner mit gleichen Stärkefeldern z.B. im Bereich AI, IT Security und Industrie 4.0 arbeiten. Der daraus resultierende Austausch führt regelmäßig zu weiteren Forschungskooperationen und Innovationsschüben.