Neue Professorin für Physik

Kerstin Blank ist als Experimentalphysikerin den Bausteinen des Lebens auf der Spur.

Professorin Kerstin Blank
Professorin Kerstin Blank

Als neue Professorin für Experimentalphysik ist Kerstin Blank aus Deutschland an die JKU gewechselt. Was sie sich hier erhofft und warum sie sich gut in Studierende hineinversetzen kann, erklärt sie im Interview.

In welchem Bereich forschen Sie?
Kerstin Blank: Biologische Systeme haben eine Vielzahl an Mechanismen entwickelt, um ihre mechanischen Eigenschaften zu kontrollieren oder auf mechanische Signal zu reagieren. Meine Arbeitsgruppe erforscht, welche Moleküle dafür verantwortlich sind und wie sie funktionieren. Damit wollen wir einerseits die Biologie verstehen. Andererseits verwenden wir solche Molekülbausteine, um neuartige bioinspirierte Systeme zu entwickeln, die mechanische Defekte selbst heilen oder auch ein optisches Signal erzeugen, um solche Defekte zu visualisieren.

Warum haben Sie sich für die JKU entschieden?
Kerstin Blank: Meine Forschung ist sehr interdisziplinär mit Elementen aus der Physik, Biologie, Chemie und den Materialwissenschaften. An der JKU gibt es viele Anknüpfungspunkte mit Arbeitsgruppen in diesen Bereichen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit den neuen Kolleg*innen, um meine Ideen gemeinsam weiterzuentwickeln.

Was begeistert Sie an diesem Bereich?
Kerstin Blank: Ich finde die Diskussionen mit Kolleg*innen, Mitarbeitenden und Studierenden aus verschiedenen Bereichen extrem spannend und ungeheuer inspirierend. Es reizt mich, Wissen aus verschiedenen Disziplinen zusammenzutragen, Methoden zu kombinieren und gemeinsam wissenschaftliche Fragen zu beantworten. Ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu.

Wofür ist diese Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Kerstin Blank: Es zeigt sich immer mehr, dass mechanische Prozesse bei vielen Krankheiten eine Rolle spielen. So verändern sich die mechanischen Gewebeeigenschaften zum Beispiel bei Krebs oder Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems. Hier müssen wir die molekularen Mechanismen noch besser verstehen, um gezielt eingreifen zu können. Die in meiner Arbeitsgruppe untersuchten Molekülbausteine können auch Anwendung in einem ganz anderen Bereich unseres Lebens finden. Da unsere Bausteine natürlichen Ursprungs sind, wollen wir sie in Zukunft mehr und mehr zur Herstellung intelligenter und nachhaltiger Materialien verwenden.

Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrende wünschen?
Kerstin Blank: Da ich täglich mit Studierenden und Forschenden aus verschiedenen Disziplinen arbeite, habe ich es gelernt, mich in deren Sichtweisen hineinzuversetzen. Ich glaube, dass dies eine gute Grundlage ist, um komplexe Zusammenhänge anschaulich zu erklären. Auch ist es mir sehr wichtig, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch die Fähigkeiten, die es braucht, um im Berufsleben erfolgreich zu sein - ob in der Forschung oder anderswo.

An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret?
Kerstin Blank: In meiner Arbeitsgruppe entwickeln wir gerade proteinbasierte molekulare Kraftsensoren. Damit wollen wir messen, wieviel Kraft eine einzelne Zelle aufbringen kann, wenn sie sich zum Beispiel auf einer Oberfläche fortbewegt.

Welche Hobbys haben Sie?
Kerstin Blank: Ich bin gerne in der Natur, ob beim Wandern, Segeln oder einfach im Garten. Oft habe ich dann auch meine Kamera dabei. Das hilft mir abzuschalten, Energie zu tanken und auch neue Ideen zu entwickeln. Ich freue mich darauf, die nähere und weitere Umgebung von Linz zu erkunden.

Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Kerstin Blank: Österreich ist nun das siebte Land, in dem ich im Laufe meiner Karriere arbeite. Und in jedem Land habe ich viele neue Erfahrungen gesammelt und interessante Menschen kennengelernt. Leider verliert man sich nach einem Umzug auch oft aus den Augen. In Linz möchte ich privat und beruflich ankommen, alte und neue Freundschaften pflegen und trotzdem weiter auf Reisen die Welt erkunden.

Zur Person

Prof.in Dr.in Kerstin Blank wurde am 1. Februar 1974 in Ochsenfurt in Deutschland geboren. Im Zusammenhang mit ihrem Studium der Biotechnologie an der Fachhochschule Jena forschte sie für ihre Diplomarbeit an der Universität Zürich. Nach einer zweieinhalbjährigen Tätigkeit im Start-up nanotype, kehrte sie zurück an die Universität und promovierte in Biophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach zwei PostDoc Aufenthalten an den Universitäten in Strasbourg und Leuven, war Kerstin Blank Assistenzprofessorin an der Radboud Universität in Nijmegen. Während dieser Zeit absolvierte sie einen Forschungsaufenthalt an der Oregon State University in Corvallis. Zuletzt war sie Max-Planck-Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Potsdam.