Die Täter von Hartheim und was wir als Menschen sind

Rektor Meinhard Lukas hielt am 1. Oktober 2019 die Gedenkrede im Schloss Hartheim anlässlich des jährlichen Gedenkens an rund 30.000 Opfer des NS-Regimes, die im Schloss Hartheim ermordet wurden.

Porträt Rektor Meinhard Lukas.
Porträt Rektor Meinhard Lukas.

In eindrücklichen Worten erinnerte Rektor Meinhard Lukas an die Zeit, in der Menschen, die von der gesellschaftlichen Norm abwichen, nur mehr als Kostenfaktoren betrachtet wurden. Ihnen wurden die Würde und das Recht auf Leben abgesprochen. Die anhaltende aktuelle Relevanz dieser historischen Ereignisse zeigte er anhand persönlicher und familiärer Bezüge zu den Themen Behinderung und Krankheit auf. Er wandte sich gegen eine „bequeme Nie-wieder-Rhetorik“ und betonte: „Wer sich nur im historischen Frame des Nationalsozialismus bewegt und sich redegewandt davon distanziert, mag sich die undankbare Auseinandersetzung mit den sozialen Wunden der Gegenwart ersparen.“ 

Rektor Lukas stellte auch die Frage „wie Landsleute, wie Vorfahren an diesem Ort zu Massenmördern, Beitragstätern, Ermöglichern oder Wegsehern, also schlicht zu Unmenschen wurden. Wie konnte sich auf ihrem Gewissen, ja ihrer Seele eine Hornhaut aufbauen, an der das schlimmste Leid abprallte, obwohl sie zugleich liebevolle Familienväter, gefühlvolle Freunde und gläubige Kirchgänger waren? Schlummert dieser Dämon auch in uns, in unserer Gesellschaft?“  Um ein Lernen aus der Geschichte ernst zu nehmen, solle man auf die „winzig kleinen und weniger kleinen Schritte, die heute getan werden“ achten, auf die zunehmende Verrohung der Sprache im Miteinander und im politischen Diskurs. Hass im Netz, das Infragestellen von Menschenrechten auch durch Politiker und Angriffe auf die Menschenwürde bestimmter Gruppen seien aktuelle Bedrohungen unserer Demokratie und Verfassung. Zum Abschluss stellte Rektor Lukas fest, „dass unser Umgang mit den schutzbedürftigen Menschen etwas darüber aussagt, was wir selbst als Menschen sind.“

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