Erste Absolventen des Borealis-MORE-Einstiegsstipendiums

Geschafft: Das MORE-Programm kann sich über die ersten beiden Absolventen freuen.

von links: Professor Michael Mayrhofer (Vorsitzender des Senates), Professorin Dorothea Greiling (Promotorin), Endale Tenkir Geberesenbet (Borealis-MORE-Stipendiat), Sonja Falkner-Matzinger, (Borealis-MORE Koordinatorin der JKU) und Professor Helmut Pernsteiner (Dekan der SOWI Fakultät); Credit: JKU
von links: Professor Michael Mayrhofer (Vorsitzender des Senates), Professorin Dorothea Greiling (Promotorin), Endale Tenkir Geberesenbet (Borealis-MORE-Stipendiat), Sonja Falkner-Matzinger, (Borealis-MORE Koordinatorin der JKU) und Professor Helmut Pernsteiner (Dekan der SOWI Fakultät); Credit: JKU

Vor zwei Jahren startete das Borealis-MORE-Einstiegsstipendium an der Johannes Kepler Universität Linz. Mit dem Stipendium werden geflüchtete Menschen, die über eine Hochschulberechtigung verfügen, in ihrem Studium begleitet und finanziell unterstützt. Nun darf sich das Programm über die ersten beiden Absolventen freuen.

Bildung und berufliche Chancen sind wesentliche Kriterien für eine rasche und erfolgreiche Integration. Asylberechtigte Studierende haben in Österreich zwar grundsätzlich die Möglichkeit, Stipendien zu beziehen, allerdings können sie gerade zu Beginn des Studiums die notwendigen Kriterien oftmals noch nicht erfüllen. Diese Lücke hat Borealis vor zwei Jahren erkannt und das Borealis-MORE-Einstiegsstipendium ins Leben gerufen. Seit Projektstart wurden 41 Studierende der Johannes Kepler Universität Linz mit dem Stipendium unterstützt – zwei von ihnen, Endale Tenkir Geberesenbet und Alaa Mufleh, haben nun erfolgreich ihr Studium abgeschlossen.

„Der Zugang zu Bildung ist einer der Schlüsselfaktoren, damit Integration gelingen kann. Mit dem Borealis-MORE-Einstiegsstipendium geben wir engagierten jungen Menschen, die aus ihrem Heimatland flüchten mussten, eine Chance auf eine bessere Zukunft und unterstützen unserer Philosophie ,Keep Discovering‘ entsprechend die Nachwuchsförderung im wissenschaftlichen Bereich. Wir gratulieren den ersten beiden Absolventen herzlich und wünschen ihnen für ihren weiteren Ausbildungs- und Karriereweg viel Erfolg“, so Alfred Stern, Vorstandsvorsitzender von Borealis.

Integrationslandesrat Rudi Anschober lobt das Programm: „Das Borealis-MORE-Stipendium hat sich großartig bewährt und bietet jungen Menschen mit Fluchtgeschichte eine einzigartige Chance zur Ausbildung und somit langfristige Teilhabe und Teilnahme als volle Mitglieder unserer Gesellschaft. Ausbildung und Qualifizierung sind Schlüsselfaktoren im Integrationsprozess, welche wiederum eine Bereicherung für jede Einzelne und jeden Einzelnen, für die Gesellschaft, und nicht zuletzt für unsere Unternehmen sind. Ich gratuliere den beiden Absolventen herzlich zu ihrem erfolgreichen Abschluss; sie sind Vorbilder für all jene, die diesen Weg noch vor sich haben.“

Endale Tenkir Geberesenbet flüchtete 2015 aus Äthiopien. Zu der Zeit herrschte massiver staatlicher Terror sowie ein Grenzkonflikt mit Eritrea. Trotz Verbesserungen zeigen jüngste Demonstrationen mit Todesopfern, dass Äthiopien keine stabilen politischen Verhältnisse bietet.

Endale hatte in Äthiopien bereits einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen. In seiner Masterarbeit „The Role of Religious Beliefs in the Formation of Entrepreneurial Intention“ beschäftigt er sich mit dem Einfluss von religiösen Einstellungen auf die Bereitschaft zur Gründung von Unternehmen und führte dazu eine umfangreiche empirische Studie durch.

Angeregt zu dem ungewöhnlichen Thema seiner Masterarbeit wurde er in einer Lehrveranstaltung von Prof. Matthias Fink (Institut für Innovationsmanagement). „An der JKU war mehr Selbständigkeit gefordert als in Äthiopien. Ich konnte die Inhalte meiner Arbeit selbst wählen. Die Idee dazu erhielt ich in einer Lehrveranstaltung von Prof. Fink“, erklärt Endale Tenkir Geberesenbet.

Die Aufgabe hat der JKU-Absolvent bestens gelöst. „Endele ist ein kreativer und brillanter Kopf, der für seine Forschungsarbeit seine Netzwerke sowohl in Äthiopien als auch in Österreich genutzt hat“, bestätigt Prof. Fink. Im Ergebnis wies Endele nach, dass Menschen, die ihre Religiosität offen nach außen hin zeigen, eine höhere Bereitschaft zur Unternehmensgründung aufweisen.

Alaa Mufleh flüchtete 2014 vor den Kriegswirren aus Syrien. Er brachte einen Bachelorabschluss in Informatik der Universität Damaskus mit. Im März 2016 konnte er daher an der JKU mit dem Masterstudium Computer-Science beginnen.

In seiner Masterarbeit mit dem Titel „Bitcoin Eclipse Attack“ beschäftigt er sich mit der Frage, welche Algorithmen zur Abwehr von Cyberattacken bei Systemen, die mit der Blockchain-Technik arbeiten, erfolgreich sind. Er hat dazu umfangreiche statistische Analysen vorgenommen und kann beruhigen. „Wir wissen zwar nicht, wie häufig Cyberattacken vorkommen. Aber die verfügbaren Abwehralgorithmen wirken. Wir können in sie vertrauen“, fasst Alaa Mufleh zusammen.

Sein Betreuer, Prof. Josef Scharinger (Department of Computational Perception), lobt die Masterarbeit: „Mufleh hat hier einen wertvollen Beitrag geleistet, um das Verständnis dafür zu steigern, wie es um das betrügerische Potenzial solcher Angriffe in unterschiedlichsten Konfigurationen bestellt ist.“

Alaa erhielt 2016 einen positiven Asylbescheid. Ähnlich wie Endale sieht er die Unterschiede zum Studium in Damaskus in einer größeren thematischen Vielfalt und der geforderten Selbständigkeit und Eigenverantwortung. Besonders positiv waren für ihn die motivierenden Rückmeldungen von ProfessorInnen, gewünscht hätte er sich allerdings gelegentlich mehr Interaktionen mit den österreichischen Studierenden. Seit Juni 2019 ist er bereits vollerwerbstätig und kann seine Kenntnisse zur IT-Sicherheit in einem international tätigen Unternehmen einbringen.

Lob und Dank kam von JKU Rektor Meinhard Lukas: „Die JKU versteht sich als Schrittmacherin und Vordenkerin der Gesellschaft. Egal ob Nachhaltigkeit, Umweltschutz oder Integration – es ist unser Anspruch, neue Lösungswege nicht nur zu finden, sondern auch zu beschreiten und vorzuleben. Ich danke daher allen, die diese wertvolle Initiative ermöglicht haben und wünsche den beiden ersten Absolventen des Stipendiums viel Erfolg.“