Flüchtlinge studieren: MORE eröffnet Perspektiven

Die Flüchtlingsinitiative MORE der Universitätenkonferenz uniko geht in die nächste Runde: Zusätzlich zu den 40 Studierenden mit Migrationshintergrund konnte die Johannes Kepler Universität nun 30 neue begrüßen. Wie bereits im Vorjahr übernimmt die JKU die Kurskosten und erlässt den 70 Personen die Studienbeiträge. Besonders erfreulich ist auch, dass der Frauenanteil von 7,7 auf 17,1 Prozent erhöht werden konnte. Und die TeilnehmerInnen sind nun aktiv in die Planungen und die Konzeption des Projekts eingebunden.

MORE-TeilnehmerInnen zu Kursbeginn

MORE eröffnet Perspektiven: Geflüchtete Menschen erhalten Orientierung für ein mögliches Studium oder dessen Fortsetzung und können ihre Sprachkenntnisse verbessern. Zur Seite stehen ihnen Buddies, die im neuen Studienjahr noch profunder Unterstützung bieten. In einer Lehrveranstaltung erhalten die BegleiterInnen Hintergrundwissen und Informationen, um integrationsfördernde Projekte umsetzen zu können. Damit beschreitet die JKU neue Wege und setzt weitere Schritte zur Forcierung von sozialverantwortlichem Handeln. „Unser Ziel ist es, das notwendige Rüstzeug inklusive des theoretischen Unterbaus für ein zivilgesellschaftliches Engagement zu vermitteln“, erklären die Kursleiterinnen Prof.in Nicole Kronberger und Prof.in Erna Szabo.

Eine wesentliche zusätzliche Maßnahme ist die Erweiterung des Projekt-Kernteams um VertreterInnen der MORE-Studierenden: „Sie wirken damit gleichberechtigt an der Planung und Konzeption weiterer Aktivitäten mit“, so Koordinatorin Sonja Matzinger von der Abteilung Arbeits, Organisations- und Medienpsychologie.

Gesellschaftliche Verantwortung
Dank Förderungen des Landes Oberösterreich und Spenden kann wieder ein Fahrtkostenzuschuss gewährt werden. Auch die ÖH unterstützt das Projekt und gliedert Buddies in ihr Team des Referats für Migration und Integration ein. „Universitäten haben eine gesellschaftliche Verantwortung“, betont Rektor Meinhard Lukas. „Ich danke dem Dekan der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Johann Bacher, und dem gesamten Projektteam der JKU, das sich mit großem Engagement um das Programm kümmert.

Als zunehmende Probleme für die MORE-TeilnehmerInnen zeigen sich die Beschaffung von Originaldokumenten und das Fehlen von Überbrückungsförderungen“, skizziert Bacher die aktuellen Herausforderungen. „Sie sind außerordentliche Studierende und erhalten daher noch kein Stipendium, bis sie bestimmte Leistungen nachgeholt haben. Umgekehrt verlieren sie beim Vorliegen eines positiven Asylbescheids die Mindestsicherung und stehen ohne finanzielle Absicherung da, weil ein Studium nicht als berufliche Qualifizierung gewertet wird.

Lebensrettendes Buddy-Programm
MORE-Studierender Almonther Al Shoufi (25) erinnert sich an seine Heimat Syrien: „Einerseits war es schwierig für uns, sich auf das Studium zu konzentrieren, andererseits mussten wir unbedingt unsere Prüfungen bestehen, um nicht zum Militär eingezogen zu werden. Auch die Universität selbst war Ziel von Angriffen, wo viele Studierende und Universitätsangehörige zu Tode kamen. So wie zahlreiche meiner Freunde entschloss ich mich schließlich ebenfalls irgendwann zur Flucht.

Das Buddy-Programm ist lebensrettend. Es hat mir aus meiner Depression geholfen. Ich habe sehr viel gelernt über die Kultur und die Sprache. Ein großes Dankeschön an die Buddy & More Gruppe. Danke für euer Vertrauen, und die Behandlung von uns, so als wären wir welche von euch“, erklärt Sahar (Sogand) Shojaei (29), die aus dem Iran stammt.

Die Studierenden haben über den Sommer enorme Sprachfortschritte gemacht”, berichtet Dr.in Karin Willinger-Rypar, Expertin für Deutsch als Zweitsprache an der JKU und Leiterin eines MORE-Kurses. „Viele befinden sich über dem geplanten Sprachniveau. Ich werde daher mein Kurskonzept umstellen, damit es diesen Fortschritten Rechnung trägt.

Foto: MORE-TeilnehmerInnen zu Kursbeginn

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