Seit 144 Jahren: Frauen in der Wissenschaft

In Kaisers Namen: Seit 1878 sind Frauen in Österreich an Unis zugelassen - aber nur ausnahmsweise, wie es hieß.

Alberta Bonanni; Credit: JKU/Maybach
Alberta Bonanni; Credit: JKU/Maybach

Lang ist es her, und irgendwie auch wieder nicht. Nach einem Bittschreiben an Kaiser Franz Joseph 1895 ließ das Innenministerium Gabriele Possanner von Ehrenthal zur Nostrifizierung ihres Schweizer Doktordiploms und damit zur Praxis als Ärztin zu. Die Romanistin Elise Richter wurde 1907 als erste Frau an der Universität Wien habilitiert. Das wurde möglich, weil die Verordnung des Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 6. Mai 1878 erstmals die Zulassung von Frauen zu Universitätsvorlesungen vorsah, allerdings "nur ganz ausnahmsweise" und nur bei "besonderen, im einzelnen Falle zu würdigenden Umständen".

Sorgt heute für Kopfschütteln, aber auch zur Frage: Wie sieht es 144 Jahre nach der Zulassung von Frauen zu den Universitäten mit Frauen in der Wissenschaft aus?

An der JKU studieren heute mehr Frauen als Männer (12.523 zu 11.805). Beim wissenschaftlichen Personal sieht es allerdings anders aus: Hier sind nur 37% weiblich. Und bei den Professor*innen liegt der Frauenanteil bei nur 17,71%. Immerhin steigen die Zahlen. Vor zehn Jahren lag der Frauenanteil beim wissenschaftlichen Personal bei 34%, bei den Professor*innen bei 14,41%.

Ist das jetzt Grund zur Freude oder zu Besorgnis? Die Vizerektorin für Forschung, Gender und Diversity Alberta Bonanni gibt dazu Auskunft.

Wie wichtig finden Sie Thementage wie "Tag der Frauen in der Wissenschaft?"
Prof.in Alberta Bonanni: Diese Thementage sind sehr wichtig, weil sie uns daran erinnern, dass noch ein langer Weg vor uns liegt und wir nur durch gemeinsame Anstrengungen vorankommen können.

Wie ist die Lage für Wissenschaftlerinnen an der JKU?
Prof.in Alberta Bonanni: Die Situation ist sehr stark vom Fachbereich abhängig. In einigen von ihnen sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede immer noch viel zu groß. Die Themen Gender und Diversität sind eine der Hauptprioritäten der JKU, und wir sind zuversichtlich, dass wir mit einer zunehmenden Sensibilisierung auf allen Ebenen und mit gezielten Initiativen immer schneller auf dem Weg zu einem egalitären, integrativen und gerechten Umfeld vorankommen.

Wie schwierig haben Sie Ihren Weg in die Wissenschaft empfunden?
Prof.in Alberta Bonanni: Ich hatte Glück, denn für mich war es ein natürlicher Weg, und es war eine Bereicherung, mich den Herausforderungen zu stellen.

Was raten Sie Frauen, die Forscher*innen werden wollen?
Prof.in Alberta Bonanni: Folge deiner Leidenschaft und lass dich nicht von denen demotivieren, die dir sagen, dass es nicht für dich geeignet ist.

 

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