„Gerechtigkeit als Richtigkeit“: JKU-Masterclass mit Prof. Robert Alexy
 

Im Februar fand an der JKU Linz die erste Masterclass Interdisziplinäre Rechtswissenschaft mit Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Robert Alexy statt.

Prof. Alexy zählt zu den wichtigsten Rechtsphilosophen der Gegenwart. Seine Theorie der Grundrechte und der juristischen Argumentation haben die rechtswissenschaftliche Debatte wie auch die Urteilspraxis maßgeblich beeinflusst und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Im Rahmen der Masterclass hatten 24 NachwuchswissenschafterInnen von insgesamt elf Universitäten aus Deutschland und Österreich Gelegenheit, mit Prof. Alexy über grundlegende Fragen des Rechts zu diskutieren und eigene Forschungsprojekte vorzustellen.

Reale und ideale Dimension des Rechts
Prof. Alexys Hauptvortrag setzte sich unter dem Titel „Gerechtigkeit als Richtigkeit“ mit der idealen und der realen Dimension des Rechtsauseinander. Da das Recht, so Prof. Alexy, eine Doppelnatur aufweise, erhebe es notwendig den Anspruch auf Richtigkeit. Während die reale Dimension des Rechts Fragen nach dem ordnungsgemäßen Zustandekommen und der sozialen Wirksamkeit rechtlicher Regeln betrifft, ordnet Prof. Alexy den Anspruch auf Richtigkeit der idealen Dimension des Rechts zu. Richtigkeit im Recht bedeute Gerechtigkeit in Bezug auf Verteilung und Ausgleich. Da über den Inhalt von Gerechtigkeit in einer Gesellschaft unterschiedliche Vorstellungen herrschen, sieht Prof. Alexy die Gewährleistung eines demokratischen Diskurses als zentral an, um zu Entscheidungen zu kommen, die letztlich für alle Mitglieder einer Gesellschaft akzeptabel sind. Ein demokratischer Diskurs wiederum ist nur unter den Bedingungen von Gleichheit und Freiheit möglich und setzt daher Grundrechte, die für Prof. Alexy positivierte Menschenrechte darstellen, voraus.

Interdisziplinäre Rechtswissenschaft
Ein wesentliches Anliegen der JKU Masterclass Interdisziplinäre Rechtswissenschaft ist es, intra- und interdisziplinären Austausch zwischen NachwuchswissenschafterInnen zu ermöglichen. Dabei bot die erste Masterclass sieben ForscherInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen der Rechtswissenschaft Gelegenheit, ihre Forschungsprojekte vorzustellen:

  • Vom Wesen und Wert der Demokratietheorie von Hans Kelsen, Malte Feldmann (Goethe-Universität Frankfurt a.M.)
  • Die (Wieder-)Entdeckung Radbruchs – Zur Wichtigkeit des Wahrheitssinnes für den demokratischen Rechtsstaat, Lando Kirchmair (Paris Lodron Universität Salzburg/Bundeswehr Universität München)
  • Besteuerung als Grundlage für Demokratie und Rechtsstaat, Martin Sumper (Karl-Franzens-Universität Graz)
  • Kollektives Unrecht und individuelle Schuld, Tobias Beinder (Universität Hamburg)
  • Informationelle Privatheit als moralisches Recht, Christian Aldenhoff (Universität Passau)
  • Gleichheit und Reziproke Anerkennung. Die Forderung nach Anerkennung im Lichte des Gleichheitsgrundsatzes, Maria Lee (Universität Wien)
  • Beweismaßbegriff im Asylrecht, Manuel Neusiedler (JKU Linz)

Die JKU Masterclass Interdisziplinäre Rechtswissenschaft wurde konzipiert und organisiert von Assoz. Univ.-Prof.in Dr.in Elisabeth Greif (Institut für Legal Gender Studies), Ass.-Prof. Dr. Stefan Schumann (Institut für Strafrechtswissenschaften) und Dr.in Karin Bruckmüller (Institut für Strafrechtswissenschaften).