Informatiker Karl Hoffelner - Student der ersten Stunde

Seit 50 Jahren kann man in Österreich - genauer: an der JKU - Informatik studieren. Einer der ersten Studierenden war Karl Hoffelner.

Informatik-Pionier Karl Hoffelner 2018.
Informatik-Pionier Karl Hoffelner 2018.

Frage: Als einer der ersten Studierenden gehören Sie quasi zu den „Pionieren“. Warum haben Sie sich vor 50 Jahren entschieden Informatik zu studieren?

Karl Hoffelner: Der entscheidende Punkt war, dass im Bereich der Informatik speziell auch die Bildungsinformatik angeboten wurde. Daher hatte ich meinen ursprünglichen Plan Lehramt zu studieren geändert. Der Einsatz des Computers im Bildungswesen - sowohl in der schulischen, als auch in der beruflichen Bildung schien mir äußerst interessant!


Frage: Mit welchen Erwartungen bzw. beruflichen Vorstellungen sind Sie ins Studium gegangen?

Karl Hoffelner: Die Erwartungen waren überschaubar! Die Idee aber war, die Informatik hat auf jeden Fall Perspektive. Wenn Sie so wollen, wir waren Versuchskaninchen. Die ersten drei Semester waren fast ein reines Mathematik- und Physikstudium.
Ab dem vierten Semester standen dann die Informatik (math. und logische Grundlagen), der Entwurf, die Organisation und der Betrieb von EDV-Systemen sowie die Programmierung sowie speziell bei der Bildungsinformatik u.a. Didaktik der Computerkunde, Informationspsychologie, Unterrichtstechnologie und programmierte Instruktion im Vordergrund. Meine berufliche Vorstellung war, sich im Umfeld des Bildungswesen, mit dem Schwerpunkt Computer zu positionieren.


Frage: Wie hat sich Ihre berufliche Laufbahn gestaltet?

Karl Hoffelner: Von 1974 bis 1983 war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter am Feoll (Forschungs- und Entwicklungszentren für objektivierte Lehr- und Lernverfahren) Paderborn im Institut für Bildungsinformatik. Im Rahmen dieser Tätigkeit ist auch meine Doktorarbeit – „Ein computergemanagtes Fernstudiensystem (CMFS)“ – entstanden.

Ab 1984 war ich dann am Bildungszentrum der Digital Equipment Corporation (DEC) in München tätig. Neben der Entwicklung von interaktiven Informationssystemen war ich als Projektmanager in vielen Schulungsprojekten in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig. Basis bei der Realisierung war einer der ersten Multimedia-PCs genannt IVIS (interaktives Informationssystem).
Ab 2000 Vertriebsleiter beim HERDT Verlag für Bildungsmedien (Bodenheim, Deutschland) u. a. neben dem Buch Aufbau neuer Geschäftsfelder mit dem Schwerpunkt Online Medien und interaktive Lernprogramme im Informatikunterricht, aber auch in der beruflichen Weiterbildung.
Ab 2016 in Ruhestand mit Wohnsitz Zell am See.


Frage: Was war Ihrer Meinung nach, die größte Innovation im Bereich Informatik in den letzten 50 Jahren?
 

Karl Hoffelner: Im Wesentlichen die technische Entwicklung, die Leistungsfähigkeit des Computers (Geschwindigkeit, Speicherfähigkeit, Größe) und das Schaffen dieses Medium Jedermann/Jederfrau als Nutzer einfach zugänglich zu machen.


Frage: Wenn Sie zurückblicken – was hätten Sie damals für unmöglich gehalten?

Karl Hoffelner: Für unmöglich eigentlich nichts. Überraschend aber war die schnelle technologische Entwicklung.


Frage: Ein halbes Jahrhundert später startet an der Johannes Kepler Universität Linz wieder eine neue Generation von Pionieren – mit dem europaweit einzigartigen Studium „Artificial Intelligence“ - welchen Rat haben Sie für die Studierenden?

Karl Hoffelner: Grundsätzlich ist es ein sehr interessantes Thema, wobei ich anmerken möchte, dass ich schon im Jahre 1973 im Rahmen des Bildungsinformatikstudiums die Vorlesung Artificial Intelligence besucht habe. Grundlegend wichtig scheint mir das Bewusstsein zu sein, dass der Computer eine Maschine ist und kein Mensch!