JKU eröffnet School of Social Sciences and Humanities

Klimawandel, Digitalisierung – unsere Gesellschaft steht derzeit unterschiedlichen Krisen und Transformationen gegenüber.

von links: Nida-Rümelin, Büyükkal, Pernsteiner, Manhal, Lukas, Reiss, Credit: JKU
von links: Nida-Rümelin, Büyükkal, Pernsteiner, Manhal, Lukas, Reiss, Credit: JKU

Wie können wir damit umgehen und unsere Zukunft nachhaltig gestalten? Dieser Frage widmet sich die Johannes Kepler Universität Linz –mit ihrer neuen School of Social Sciences and Humanities (SSSH). Damit bündelt sie ihre sozial- und geisteswissenschaftliche Kompetenz und streicht zugleich ihre Wurzeln als Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften heraus. Bei der gestrigen Eröffnung im JKU Zirkus des Wissens war Julian Nida-Rümelin, einer der führenden Philosophen unserer Zeit, zu Gast.

Ganz im Gegensatz zu Prognosen der 1990er Jahre (Stichwort „Das Ende der Geschichte“ von Fukuyama) wandeln sich Gesellschaften derzeit mit einer geradezu atemberaubenden Geschwindigkeit. Dabei haben wir es mit ganz unterschiedlichen Transformationen, mit je eigenen Ursachen zu tun: Der Klimawandel, die fortschreitende Digitalisierung, die Corona-Pandemie, die zunehmende Urbanisierung oder die gegenwärtigen Finanzkrisen sind nur einige davon. Das ist nichts Neues – im Gegenteil: Gesellschaft ist stets in Transformation. Die Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften haben das Potenzial, diese gesellschaftlichen Transformationen in Vergangenheit und Gegenwart in ihrer Komplexität zu beschreiben, zu verstehen und zu erklären – und können damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung unserer Gesellschaft leisten.

Gesellschaft in Transformation im Fokus
Mit der neuen JKU School of Social Sciences and Humanities setzt die JKU genau da an und stellt „Gesellschaft in Transformation“ und das damit verbundene komplexe Beziehungsgeflecht von globalen Warenketten, technischen Innovationen, zivilgesellschaftlichen Bewegungen und/oder (un-)gerechten Arbeitsbeziehungen in den Mittelpunkt von Lehre und Forschung. Dadurch erlangt die JKU ein Alleinstellungsmerkmal in diesem Bereich.

Von der School of Social Sciences and Humanities sind auch wesentliche Beiträge zum gesamtuniversitären Forschungsschwerpunkt ,Digitale Transformation‘ zu erwarten,“ sagt JKU Rektor Meinhard Lukas.Die digitalen Plattformen wie Facebook, Instagram und Twitter haben den öffentlichen Diskurs, ja die Öffentlichkeit insgesamt, als Vorbedingung demokratischer Entscheidungen dramatisch verändert.“ Das habe der große deutsche Philosoph und Soziologe Jürgen Habermas in seinem 2021 erschienen Buch „Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit und die deliberative Politik“ überdeutlich gemacht. „Umso wichtiger ist es, dass die 1966 sehr bewusst als Hochschule für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften gegründete JKU gerade jetzt dieses Ausrufezeichen setzt. Sie will mit der School of Social Sciences and Humanities und dem Linz Institute of Transformative Change (LIFT_C) zu einer Vorreiterin der Transformationsforschung werden.

Und Dekan Helmut Pernsteiner ergänzt: „Die Lehr- und Forschungsaktivitäten der SSSH behandeln Transformationen aus unterschiedlichen Perspektiven von der Geschichtswissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft oder Soziologie bis zur Sozioökonomie. Die neue School arbeitet daher stark interdisziplinär innerhalb der Fakultät und ihrer schon bestehenden Schools und quer über Fakultäten hinweg. Darüber hinaus bestehen zahlreiche Schnittstellen zum Linz Institute of Technology (LIT).“

Die SSSH dient der thematischen, fachlichen und organisatorischen Stärkung der Sozial- und Kulturwissenschaften in Lehre und Forschung. Sie stützt sich dazu auf vier Säulen: Lehrentwicklung, Forschungsförderung, Methodenzentrum und Gesellschaftsengagement („Third Mission“).

Feierliche Eröffnung
Im Beisein von JKU Rektor Meinhard Lukas, Univ.-Prof. Helmut Pernsteiner, Dekan der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Univ.-Prof. Julian Reiss, Vorstand des JKU Instituts für Philosophie und Wissenschaftstheorie, der Landtagsabgeordneten Elisabeth Manhal (Vertretung von Landeshauptmann Thomas Stelzer) und Gemeinderätin Arzu Büyükkal (Vertretung von Bürgermeister Klaus Luger) gab es gestern eine feierliche Eröffnung der neuen School im JKU Zirkus des Wissens. Rund 120 geladene Gäste erlebten ein vielfältiges Programm, bei dem „Gesellschaft in Transformation“ aus akademischer, philosophischer und kultureller Perspektive betrachtet wurde. Ein Vortrag zum Thema „Digitalisierung und Demokratie“ des deutschen Philosophen, Autors und Staatsministers a.D. Julian Nida-Rümelin und Gedichte der Schauspielerin Anne Bennent sowie Musik haben das Programm abgerundet.

JKU Matrix-Struktur
Seit 2015 wurde – ergänzend zu den 4 Fakultäten mit rund 140 Instituten – die moderne Matrix-Struktur etabliert und damit die Entwicklung der JKU Schools begonnen. Mittlerweile gibt es fünf JKU Schools (Linz Institute of Technology, Linz School of Education, Business School, Kurt Rothschild School of Economics and Statistics und jetzt neu die School of Social Sciences and Humanities). Alle Schools haben Lehr- und Forschungsaufträge und arbeiten stark interdisziplinär. 2021 wurde außerdem begonnen, das gesamtuniversitäre Linz Institute of Transformative Change (LIFT_C) zu konzipieren.

Fotos (honorarfrei):

Foto 1: Julian Nida-Rümelin, Arzu Büyükkal, Helmut Pernsteiner, Elisabeth Manhal, Meinhard Lukas, Julian Reiss, v.l.n.r., Credit: JKU
Foto 2: Julian Nida-Rümelin, Credit: JKU
Foto 3: Anne Bennent, Credit: JKU