JKU Know-how im deutschen Digitalisierungs-Gleichstellungsbericht

JKU Forscher Thomas Gegenhuber ist Mit-Verfasser des Gutachtens zum Bericht der Deutschen Bundesregierung.

Franziska Giffey mit Thomas Gegenhuber (dritter von rechts, hinten mit Kappe) sowie der restlichen Sachverständigenkommission für den Dritten Gleichstellungsbericht. Credit: BMFSFJ
Franziska Giffey mit Thomas Gegenhuber (dritter von rechts, hinten mit Kappe) sowie der restlichen Sachverständigenkommission für den Dritten Gleichstellungsbericht. Credit: BMFSFJ

Im ersten Quartal 2021 hat die deutsche Bundesministerin Franziska Giffey das Gutachten „Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten“ von der Sachverständigenkommission für den Dritten Gleichstellungsbericht entgegengenommen. Dieser befasst sich besonders mit der Frage, welche Weichenstellungen erforderlich sind, um Entwicklungen in der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft so zu gestalten, dass Frauen und Männer gleiche Verwirklichungschancen haben. Thomas Gegenhuber, Forscher am Institut für Organisation an der JKU und Juniorprofessor für BWL mit dem Schwerpunkt digitale Transformation an der Leuphana Universität Lüneburg, gehört der Sachverständigenkommission als Experte für betriebswirtschaftliche Fragen an. Sein Arbeitsschwerpunkt im Gutachten war vor allem das Thema „Digitalisierungsbezogene Gründungen“. 

Apps, digitale Plattformen, Künstliche Intelligenz, Servicerobotik – viele Start-ups nutzen digitale Technologien, um innovative Geschäftsmodelle zu erschaffen. “Erhebungen zeigen: Nur etwa 15,7 % der deutschen Start-ups werden von Frauen gegründet. Digitales Unternehmer*innentum baut die Wirtschaft der Zukunft. Auch in Österreich sieht es nicht viel besser aus. Laut einer IMAS/WKÖ Studie war der Anteil von Frauengründungen im technologischen Zukunftsbereichen 18 %. Wenn wir die Wirtschaft der Zukunft geschlechtergerecht gestalten wollen, müssen wir den Frauenanteil dringend erhöhen“, sagt Prof. Dr. Thomas Gegenhuber. 

Welche Rolle spielen Geschlechterungerechtigkeiten bei der Gründung? Das Gutachten zeigt auf, welche strukturellen Barrieren ein unausgewogenes Geschlechterverhältnis in der digitalen Gründungsszene bedingen. Dazu der Einfluss von Geschlechterstereotypen und fehlende Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch Gründungskapital ist nicht für jede*n gleichermaßen zugänglich: Männer erhalten häufiger Finanzmittel durch Risikokapital, private Investor*innen und sogar durch staatliche Fördermittel als Frauen. Dabei sind es Frauen, die laut internationalen Studien die finanziell nachhaltigeren Gründerinnen sind. 

„Wenn wir mehr Gründungen im Tech-Sektor haben wollen, brauchen wir dringend einen größeren Anteil an Programmierer*innen bzw. Menschen mit Programmierkenntnissen. Hier muss auch Österreich innovativer werden: es gibt zahlreiche informelle Coding-Communities, die ehrenamtlich Programmierkenntnisse an tausende Frauen vermitteln. Diese sollte der Staat gezielt fördern. Ein mutiges Experiment im formalen Bildungssektor führt die HTW Berlin durch: der Studiengang Informatik und Wirtschaft für Frauen erfreut sich großer Beliebtheit bei den Studentinnen. Von diesem Ansatz könnte auch die geplante Digitaluniversität in Oberösterreich lernen“, sagt Gegenhuber.

Bezüglich der Änderung des männerdominierten Rollenbilds von „Unternehmertum“ sieht Prof. Thomas Gegenhuber auch die Universitäten in der Pflicht: „Wenn wir Unternehmer*innen als Vortragende einladen oder Diskussionen an der Universität organisieren, müssen wir als Lehrende sicherstellen, dass wir Frauen wie Männer einladen. Auch bei Best-Practice-Beispielen in der Lehre müssen wir auf Diversität achten“.