JKU LIT beim Ars Electronica Festival: Growing Colors

Bakterien, die Mode machen? Gibt es - beim Projekt "Growing Colors". Tauchen Sie ein in eine bunte, unbekannte Welt!

Julia Moser

Bakterienpigmente können zum Färben von Textilien in unterschiedlichen Farben, Formen und Mustern eingesetzt werden. Durch das Sichtbarmachen ihrer Farben veranschaulicht das Projekt "Growing Colors" nicht nur die Anwesenheit der Bakterien in unserem natürlichen Umfeld. Die Kombination dieser ressourcensparenden und umweltfreundlichen Färbemethode mit neuen Technologien eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten, um die Welt nicht nur bunter – blauer, gelber, oder roter – sondern auch ein Stück „grüner“ und damit nachhaltiger zu machen. 

 

Bitte beschreiben Sie kurz Ihr Projekt!
Julia Moser: Bakterien haben Qualitäten, die wir nicht immer mit unseren Sinnen wahrnehmen können. Unser Projekt macht die verborgenen Farben der Bakterien in unserer unmittelbaren Umgebung sichtbar. Für das Projekt haben wir diverse Pigmentbakterien des Areals der JKU gesammelt und stellen diese direkt am Fundort aus. Neben weiteren Bakterienstämmen von Datenbanken zeigen wir ihr Potential zum Färben von Textilien, um die Welt nicht nur bunter - blauer, gelber oder röter - sondern auch ein bisschen „grüner“ und damit nachhaltiger zu machen. Denn diese Färbemethode benötigt kaum Wasser und setzt keine schädlichen Chemikalien ein.


Woher kamen die Idee bzw. der Anreiz?
Julia Moser: Die Problemstellung unseres Projektes entstammt der Textilindustrie, die bewirkt, dass chemische, aber zum Teil auch natürliche Farbstoffe, die Umwelt stark belasten. Der Einsatz von Pigmentbakterien als Farbstoffe ermöglicht den Verzicht auf schädliche Chemikalien und spart Ressourcen. Es liegt uns ganz besonders am Herzen, diese Färbemethode konkurrenzfähiger mit anderen Färbemethoden zu machen und neue Erkenntnisse zu liefern. Außerdem möchten wir die Schönheit von Bakterien zum Ausdruck zu bringen, ihr Image aufpolieren sowie die Angst vor ihnen reduzieren und die verborgenen Farben unserer Umgebung sichtbar machen.


Aus welchen Persönlichkeiten setzt sich Ihr Projektteam zusammen?
Julia Moser: Der Kern unseres Projektteams besteht aus Mitarbeiter*innen aus den Bereichen Chemie, Polymerwissenschaften, Mikrobiologie und Textil bzw. Mode. Das Färben mit Pigmentbakterien beschäftigt sich mit Bereichen der Mikrobiologie. Die Verbindung von Farbstoff und Faser erfordert jedoch auch viel Wissen aus der Chemie. Die Behandlung der Stoffe mit unterschiedlichen Mitteln und Substraten und Oberflächenstrukturierungen sowie weiterführende Untersuchungen wendet Wissen aus den Kompetenzbereichen des Institutes für Polymerwissenschaften an. Gleichzeitig spielen Textil- und Designfragen eine ganz wesentliche Rolle. Unterstützt wird unser Team darüberhinaus noch von weiteren Projektpartner*innen, wie etwa dem Bacteriographen Erich Schopf, das Vienna Textile Lab oder das Textile Zentrum Haslach sowie angehenden Architekten zur Planung der Ausstellung.

Was bedeutet „A New Digital Deal“ für ihr Projekt bzw. was wünschen Sie sich für den „New Digital Deal“?
Julia Moser: „Deal kommt von teilen“ - ein Zitat des ARS Electronica über „A New Digital Deal“, das in mir stark nachhallt und das ist es im Grunde auch, was ich mir wünsche. In unserem Fall bedeutet es, dass wir zusammenhelfen, interdisziplinär, um ein größeres Ziel zu erreichen und um die Zukunft so zu gestalten, wie wir sie uns vorstellen. Um vorwärts zu kommen, nützt es niemandem, wenn jeder in einem Thema immer von vorne beginnt. Es gilt einen Open-Source-Gedanken zu leben und Wege zu finden, nachhaltige Methoden konkurrenzfähig zu machen, um andere abzulösen. Es geht um Zusammenarbeit, Umdenken, Flexibilität und Ausbrechen aus gewohnten Strukturen.


Auf was dürfen sich Besucher*innen am meisten freuen, wenn sie zu Ihrem Projekt kommen?
Julia Moser: Darauf, die Farben, die sie tagtäglich nicht sichtbar begleiten und umgeben, vor Augen geführt zu bekommen. Pigmentbakterien sind überall vorhanden, aber zeigen ihre Pigmente nur unter bestimmten Bedingungen. Wir schaffen diese günstigen Bedingungen und bringen sie zum Vorschein und zeigen, zu welch unterschiedlichen Ergebnissen die Kombination von verschiedenen Pigmentbakterien mit diversen Fasern oder auch Stoffbehandlungen führen kann


Was war die größte Herausforderung bei der Umsetzung des Projekts? Was die größte Überraschung?
Julia Moser: Die größte Herausforderung war es, mit lebendigen Organismen zu arbeiten und gleichzeitig Deadlines einzuhalten. Denn diese Organismen haben ein wahres Eigenleben und halten sich nicht so sehr an zeitliche Vorgaben. Auch die Corona-Situation mit Lieferengpässen und langen Wartezeiten bei Bestellungen war nicht besonders hilfreich. Toll waren jedoch die Kooperationen, die sich erschlossen haben und die Ausweitung unseres Teams, wodurch noch mehr Köpfe in unterschiedliche Richtungen denken konnten und dadurch tolle neue Ergebnisse erzielt werden konnten. 

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Ricarda Aschauer im Interview.

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