LIT-Forschung rückt den Menschen in den Mittelpunkt der digitalisierten Arbeitswelt

Das JKU LIT hat sehr erfolgreich an der Pilot-Ausschreibung „Ideen Lab 4.0“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) teilgenommen.

v.l.: Prof. Mayrhofer, Prof. Mara; Credits: Paul Kranzler; JKU
v.l.: Prof. Mayrhofer, Prof. Mara; Credits: Paul Kranzler; JKU

Das LIT ist mit Teams von Univ.-Prof.in Dr.in Martina Mara und von Univ.-Prof. Dr. Michael Mayrhofer an gleich zwei von insgesamt drei geförderten Forschungsprojekten beteiligt.

Die FFG hat mit der Pilot-Ausschreibung „Ideen Lab 4.0“ ein innovatives Förderungsprogramm gestartet. Dieses Programm ermöglicht eine neuartige Herangehensweise, um kooperative Forschungsvorhaben in interdisziplinären Konsortien zu generieren und umzusetzen.

112 BewerberInnen haben sich für die Teilnahme an einem fünftägigen Workshop (Ideen Lab) im Herbst 2018 beworben. Eine international besetzte Jury wählte aus der großen Anzahl sehr guter Bewerbungen 30 Personen aus, darunter Univ.-Prof.in Dr.in Martina Mara vom LIT Robopsychology Lab und Univ.-Prof. Dr. Michael Mayrhofer vom LIT Law Lab. Beim Workshop vernetzten und verdichteten die TeilnehmerInnen ihre Ideen zum Ausschreibungsschwerpunkt „Mensch 4.0? - Die Zukunft der Zusammenarbeit Mensch-Maschine“ zu konkreten Projektvorschlägen. Im Fokus der Diskussionen stand die Frage, wie die künftig von intelligenten Maschinen und Systemen geprägte Arbeitswelt am Menschen orientiert gestaltet werden kann. Die am fünften Tag von unterschiedlichen Projektkonsortien, die sich Lauf des Workshops gebildet hatten, eingereichten Projektvorschläge wurden von einer Jury vorbegutachtet. Im Rennen blieben nur drei Vorschläge, die anschließend zu umfassenden Projektförderungsanträgen weiterentwickelt wurden. Die FFG hat nach einem internationalen Begutachtungsverfahren nun eine Förderung von insgesamt 2,7 Millionen Euro für diese Projekte bewilligt.

Das LIT konnte bei dieser Ausschreibung seine interdisziplinäre technologische Kompetenz eindrucksvoll unter Beweis stellen. Zwei der drei erfolgreichen Forschungsprojekte wurden von den LIT-ProfessorInnen Mara und Mayrhofer mitentwickelt und können mit der Förderung durch die FFG in den nächsten drei Jahren durchgeführt werden.

Prof.in Mara leitet das Forschungsprojekt „CoBot Studio: Crossing Realities for Mutual Understanding in Human-Robot Teams“, das aktuelle Fragestellungen der Zusammenarbeit zwischen Menschen und Robotern in den Fokus nimmt. Kollaborative Roboter – sogenannte CoBots – kommen in immer mehr Arbeitsumgebungen zum Einsatz. Sie montieren gemeinsam mit MitarbeiterInnen Autositze, prüfen Verpackungen oder halten Werkstücke, damit der Mensch beide Hände zum Arbeiten frei hat. Verständnis über die Zustände und nächsten Schritte des Roboters sind dabei nicht nur im Sinne einer erfolgreichen Aufgabenerledigung wichtig, sondern auch in Hinblick auf Akzeptanz, Vertrauen und Sicherheitsgefühl der menschlichen Interaktionspartner. Genau hier setzt das interdisziplinäre CoBot Studio mit neuen, kreativen Methoden an. Ziel ist die Entwicklung einer Mixed-Reality-Simulationsumgebung, in der die Verständlichkeit von Robotersignalen in unterschiedlichen Kollaborations-Szenarien untersucht werden kann. Mixed Reality meint dabei die Verbindung physischer und virtueller Welten, also etwa eines realen Roboters, mit dem zusammen Testpersonen in einer gemeinsamen virtuellen Umgebung Aufgaben absolvieren – eine Vision, die nicht zuletzt im „Deep Space 8K“ des Linzer Ars Electronica Centers umgesetzt werden soll. „Mit dem CoBot Studio schaffen wir eine einzigartige, flexibel adaptierbare Forschungsumgebung für die Mensch-Roboter-Kommunikation am Arbeitsplatz der Zukunft“, so Konsortialleiterin Martina Mara, „Wir fühlen uns von autonomen Maschinen nur allzu leicht dominiert. Unsere Ergebnisse sollen dazu beitragen, dass kollaborative Robotersysteme menschengerecht gestaltet werden und das Teamwork mit Kollege Roboter effizient und angenehm ist.“ Neben dem LIT Robopsychology Lab sind das Ars Electronica Futurelab, Joanneum Robotics, das Österreichische Forschungsinstitut für Artificial Intelligence, das Center for Human-Computer Interaction der Universität Salzburg sowie die Unternehmen Blue Danube Robotics und Polycular als Partner am Projekt beteiligt.

 

Prof. Mayrhofer, Prof. Perner und deren Team des LIT Law Lab forschen im Rahmen des Projekts „Smart Aggregation and Visualisation of Health Data – SMARAGD“ zu rechtlichen Fragen der Interaktion von Gesundheitsberufen und intelligenten Computersystemen. Ziel des Projekts SMARAGD ist die konzeptionelle Entwicklung eines intelligenten Systems, das die Angehörigen von Gesundheitsberufen in Krankenhäusern bei ihrer Arbeit unterstützen soll, damit sich diese besser auf ihre eigentlichen Kerntätigkeiten konzentrieren können. Für ÄrztInnen, TherapeutInnen und das Pflegepersonal ist es aufgrund der Fülle der über jede/n PatientIn verfügbaren medizinischen Daten sehr zeitaufwendig und manchmal schlicht unmöglich geworden, die für eine konkrete Diagnose- oder Therapieentscheidung wirklich relevanten Daten herauszufiltern. SMARAGD wird durch die Verbindung technischer, medizinischer, sozialwissenschaftlicher und rechtswissenschaftlicher Expertise ein intelligentes System konzipieren, das diese Aufgabe unterstützend übernehmen kann. So soll beispielsweise eine Ergotherapeutin durch die Aggregation und Visualisierung jener Daten über einen Patienten unterstützt werden, die sie benötigt, um über die konkrete Therapie des Patienten nach einer Operation entscheiden zu können. „Aus rechtlicher Sicht geht es dabei um viel mehr als um Datenschutz. Wir müssen vielmehr klären, welche Informationen Gesundheitsberufe aus rechtlicher Sicht jeweils brauchen und in welchem Umfang sie sich bei ihren Diagnose- und Therapieentscheidungen auf ein intelligentes System stützen dürfen“, skizziert Prof. Mayrhofer die Forschungsaufgaben für das LIT Law Lab. Neben dem LIT Law Lab sind die IMC Fachhochschule Krems, die Medizinische Universität Graz, die Universitäten Graz (Institut für Psychologie) und Wien (Institut für Soziologie), die Know-Center GmbH und die Synyo GmbH als Partner am Projekt beteiligt.

Beide Forschungsprojekte – CoBot Studio und SMARAGD – starten im Juni 2019 im LIT Open Innovation Center.