Mit Systematic Reviews die BWL verstehen

Für die Forscher*innen wird es immer schwieriger, den Überblick über die Teilstränge der BWL-Forschungsliteratur zu behalten.

Professor Martin Hiebl
Professor Martin Hiebl

Ähnlich wie in anderen Wissenschaftsdisziplinen wachsen auch in der Betriebswirtschaftslehre (BWL) die veröffentlichten Forschungsergebnisse stark, mitunter sogar exponentiell, an. Für die einzelne Forscherin bzw. den einzelnen Forscher wird es damit immer herausfordernder, über die Teilstränge der BWL-Forschungsliteratur den Überblick zu behalten. Eine Methode, um diesen Überblick trotz der stark anwachsenden Forschungsergebnisse nicht zu verlieren oder erst zu erlangen, sind Systematic Reviews. Ziel dieser Methode ist, in systematischer und transparenter Weise die vorhandene Literatur zu einem gewissen Thema oder Zusammenhang möglichst ganzheitlich zu identifizieren, zu analysieren und darauf basierend lohnenswerte Wege für die weitere Forschung aufzuzeigen.

Prof. Martin Hiebl, Gastprofessor am Institut für Controlling und Consulting der JKU und Inhaber des Lehrstuhls für BWL, insbesondere Management Accounting and Control an der Universität Siegen, beschäftigt sich bereits seit längerem mit derlei Systematic Reviews. Aufgrund der Tatsache, dass aber bislang relativ wenige Hinweise zur Durchführung dieser Systematic Reviews in der BWL bestanden haben, hat er einen Teilprozess dieser Reviews, nämlich die Auswahl der zu analysierenden Literaturquellen, näher analysiert. Die Ergebnisse hierzu wurden jüngst in dem führenden Journal für Forschungsmethoden in der BWL, nämlich Organizational Research Methods, publiziert. In diesem Methoden-Paper gibt Hiebl Hinweise, wie zukünftige Systematic Reviews in der BWL noch besser einer strukturierten, vollständigen und transparenten Literaturauswahl nachkommen können. Dass es in der BWL Bedarf an solchen Hinweisen gibt, zeigt der Umstand, dass der Artikel bereits jetzt einer der drei am häufigsten heruntergeladenen Artikel dieses Journal in den letzten sechs Monaten ist. Gleichzeitig ist dies der erste Beitrag, der die JKU als Affiliation aufweist, der je in Organizational Research Methods publiziert wurde.

Ferner publizierte Hiebl auch jüngst eine Anwendung von Systematic Reviews in einem Top-Journal der Accounting- und Controlling-Forschung – der European Accounting Review. In dem Artikel mit dem Titel „Management Accounting Research on Africa“ liefert Hiebl zusammen mit seinem früheren Mitarbeiter Dr. Sinclear Ndemewah einen systematischen Überblick über die bisherige Literatur zu Controlling in Afrika. Ferner entwickeln die Autoren basierend auf dem Review ein Framework zum besseren Verständnis von Controlling in Afrika und zeigen eine Reihe von lohnenswerte Pfaden für die zukünftige Forschung hierzu auf. Der Artikel ist nach einem Beitrag von Axel Haller aus dem Jahr 2002 der erste eines mit der JKU affiliierten Wissenschaftlers in der European Accounting Review seit fast 20 Jahren.