Neuer Lehrstuhl für Anatomie und Zellbiologie an der Medizinischen Fakultät der JKU
 

Mit Mai 2021 wurde der Lehrstuhl für Anatomie und Zellbiologie an der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz mit Maren Engelhardt besetzt.

Maren Engelhardt
Maren Engelhardt

Die gebürtige Ulmerin, die zuletzt an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg tätig war, setzt auf innovative Konzepte für Forschung und Lehre. Sie möchte die virtuell-haptische Anatomie im virtuellen Hörsaal, dem JKU medSPACE, ausbauen und mit dem anderen Kerngebiet der Anatomie – der Histologie – verknüpfen.

Als ursprünglichste Disziplin der Medizin ist die Anatomie, anders als die naturwissenschaftlich geprägte Zellbiologie, ein Fach, das vielen Studierenden ziemlichen Respekt einflößt. Man denkt in erster Linie an die Stoffdichte und an viele lateinische Begriffe. „Tatsächlich ist die moderne Anatomie aber ein Fach, das enorm vom Innovationsgeist und neuartigen technischen Möglichkeiten profitiert. Es ist daher mein Anliegen, neben dem notwendigen Grundwissen die Studierenden vor allem für die funktionell-klinischen Zusammenhänge der Anatomie zu sensibilisieren und zu begeistern“, sagt Maren Engelhardt. Denn es sei ein Fach, von dem man spontan denken würde, es wäre doch ohnehin alles bekannt, dabei gebe es laufend Neues zu entdecken. Das Fach ist zum einen grundlagennah, denn es ist eng mit der Zellbiologie, Histologie und auch Embryologie verzahnt. Genauso rücken aber auch klinische Inhalte in den Fokus, die einen engen Austausch, wie zum Bespiel mit der Radiologie, der Neurologie und der Pathologie erfordern. „Ich möchte die inhaltliche Kooperation mit den klinischen Fächern weiter vorantreiben, denn das Ziel, fundiert ausgebildete Ärztinnen und Ärzte hervorzubringen, ist der Mittelpunkt meines Bestrebens. Wenn wir den Nachwuchs fördern und JKU Studierende langfristig an das Fach binden ist ein wichtiger Meilenstein erreicht“, so Engelhardt.

Forschungsgebiet Neuroanatomie
Engelhardts Forschung im Bereich der funktionellen Neuroanatomie beschäftigt sich mit Fragen zur sogenannten Netzwerkaktivität im Gehirn. Dabei fasziniert sie ganz besonders ein Aspekt, der mit der zellulären Kommunikation zwischen Nervenzellen zu tun hat. Welche strukturellen und damit funktionellen Veränderungen finden an einzelnen Nervenzellen statt, wenn sich während der Entwicklung bzw. auch später im Leben plötzlich die Eindrücke, die wir aus der Umwelt wahrnehmen, verändern? Wie adaptieren einzelne Nervenzellen, wenn sie doch Teil eines großen Gesamtgefüges sind und wie verhindert das Gehirn, dass veränderte Umweltbedingungen dieses diffizile Netzwerk nicht jedes Mal aus den Fugen werfen? Zum Beispiel bei Lernvorgängen, die Menschen durchaus bis ins hohe Alter meistern. Wie bewahren sich einzelne Zellen und damit das Gehirn die Fähigkeit zur Anpassung, die im Fachjargon als „Plastizität“ bezeichnet wird? Engelhardts Forschungs-Team untersucht diese Vorgänge mit Hilfe von Verhaltensmodellen und setzt modernste Mikroskopietechniken sowie elektrophysiologische Messungen ein, um Netzwerkaktivität besser zu verstehen. „Obwohl diese Fragestellungen der Grundlagenforschung zuzurechnen sind, haben ihre Erkenntnisse eines Tages hoffentlich direkten Einfluss auf Therapieentscheidungen im klinischen Alltag. Das motiviert mich jeden Tag aufs Neue“, so Engelhardt. Derzeit laufen mit internationalen Partner*innen einige Studien, die sich mit humanen Krankheitsmodellen auseinandersetzen. Mit den Partner*innen aus Heidelberg, Salzburg und den USA wird aktuell beispielsweise an neuronalen Adaptionsprozessen nach Rückenmarksverletzungen geforscht. „Ziel ist es, diese Schwerpunkte an der JKU fortzuführen und gemeinsam mit den Kolleg*innen vor Ort auszubauen“.

Innovative Lehre im JKU medSPACE
„Die Leidenschaft und die Dynamik an der Medizinischen Fakultät sind ansteckend und waren die Hauptbeweggründe für meine Entscheidung an die JKU zu wechseln. Die Donau allerdings ist ein wiederkehrendes Motiv in meinem Werdegang – ich wurde in Ulm/Donau geboren, bin nach einem langjährigen ,Umweg‘ über Witten und Bochum im Ruhrgebiet zur Promotion nach Regensburg an die Donau gezogen und finde nun nach langen Aufenthalten in Los Angeles/USA und Heidelberg wiederum zurück an die Donau“, sagt Maren Engelhardt, die sich darauf freut ihre neue Heimat Linz zu entdecken.

„Mit ihrem innovativen Ansatz und ihrer Leidenschaft für Anatomie wird Prof.in Engelhardt neue Maßstäbe in der Lehre setzen. Die JKU bietet dafür die besten Voraussetzungen. Im Herbst wird am neuen Campus der Medizinischen Fakultät der JKU medSPACE in Betrieb gehen. Dieser wird als virtueller Hörsaal für Anatomiekurse neue Standards setzen und darüber hinaus durch Live-Übertragungen aus Operationssälen die studentische und postgraduale Ausbildung vertiefen. Im virtuellen Anatomiesaal werden qualitativ hochwertige, lebendige und fotorealistische Visualisierungen medizinischer Informationen, wie MRTs und CT-Scans, die Qualität der Aus- und Weiterbildung nachhaltig verbessern“, sagt JKU Rektor Meinhard Lukas.

„Das Fach Anatomie ist eine essentielle Schnittstelle zwischen vorklinischer und klinischer Ausbildung, die stark von Interdisziplinarität und Teamarbeit geprägt ist. Es ist auch das Wissensfundament, auf dem das Studium der Humanmedizin aufbaut. Ich freue mich mit Prof.in Maren Engelhardt eine ausgezeichnete Expertin willkommen zu heißen, der Lehre und Forschung in ihrem Fachgebiet gleichermaßen am Herzen liegen.“, sagt Elgin Drda, Vizerektorin für Medizin JKU und Dekanin der Medizinischen Fakultät.  

 

Zur Person

Prof.in Dr.in Maren Engelhardt wurde am 6. Dezember 1974 in Ulm in Deutschland geboren. Nach ihrem Diplomstudium Biologie an der Ruhr-Universität in Bochum, Deutschland und der Universität Pisa, Italien promovierte sie an der Universität Regensburg in Deutschland. Maren Engelhardt war viele Jahre als Postdoc an der University of California in Los Angeles (UCLA) tätig. Zuletzt war sie an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg in Mannheim, Deutschland als Forschungsgruppenleiterin sowie komm. Leiterin des Instituts für Mikroskopische Anatomie und Histopathologie tätig.

Privat zieht es Maren Engelhardt zum Wasser und auf die Berge. Sie freut sich darauf die faszinierende alpine Welt in Oberösterreich zu entdecken.