Oracle-Technologie mit JKU-Wurzeln

Mitte April brachte die IT-Firma Oracle mit GraalVM eine neue Softwaretechnologie auf den Markt, die ihre Wurzeln an der JKU hat.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts arbeitet das Institut für Systemsoftware (Prof. Hanspeter Mössenböck) seit 18 Jahren mit der Forschungsabteilung von Oracle (Oracle Labs) zusammen, die mittlerweile an der JKU ein eigenes Labor mit etwa einem Dutzend Mitarbeitern betreibt, vorwiegend ehemalige Postdocs der JKU.

GraalVM ist eine völlig neuartige Open-Source-Softwareumgebung, in der so unterschiedliche Programmiersprachen wie Java, C/C++ und JavaScript nahtlos zusammenarbeiten können. Ein hochoptimierender dynamischer Compiler sorgt für höchste Performanz. Der Clou liegt in der Tatsache, dass sich Programme, die unter GraalVM laufen, zur Laufzeit selbst optimieren. Sie sammeln während ihrer Ausführung Informationen, die sie dazu nutzen, immer schneller zu werden, was mit dem Effekt eines Turboladers verglichen werden kann. Sprachen wie JavaScript, Python oder Ruby, deren Programme in der Regel 50-100 mal langsamer laufen als C-Programme, werden von GraalVM so stark optimiert, dass sie an die Ausführungsgeschwindigkeiten von C herankommen.

Das Graal-Projekt wurde 2010 von den beiden damaligen Doktoranden Thomas Würthinger und Lukas Stadler an der JKU gestartet. Ziel war einerseits ein hochoptimierender Compiler, der für effiziente Interaktion zwischen unterschiedlichen Programmiersprachen sorgt (Graal), andererseits ein System zur selbstoptimierenden Ausführung mehrsprachiger Programme (Truffle). Beides sind völlig neuartige Konzepte, die nun von Oracle Labs weiterentwickelt und zusammen mit sprachunabhängigen Werkzeugen zu GraalVM kombiniert wurden. GraalVM hat das Potential, weltweit von Millionen von Softwareentwicklern und Anwendern eingesetzt zu werden. Twitter verwendet zum Beispiel bereits den Graal-Compiler im Produktionsbetrieb.

Thomas Würthinger und Lukas Stadler arbeiten mittlerweile so wie ein Dutzend weitere JKU-Absolventen für Oracle. Dr. Würthinger ist Senior Research Director von Oracle Labs und verantwortlich für das GraalVM-Projekt: „Das internationale Forschungsumfeld an der JKU hat mich bereits während des Studiums inspiriert. Es ermöglichte mir, sehr früh auch hochkarätige Forschung auf internationalem Niveau zu betreiben. Die JKU ist für uns einer der wichtigsten Forschungspartner in diesem Projekt.

Die Tatsache, dass Oracle an der JKU ein Forschungslabor betreibt und zusammen mit uns an einer ihrer Kerntechnologien forscht, zeigt, dass die JKU-Informatik international höchste Anerkennung genießt“, sagt auch Prof. Mössenböck, an dessen Institut die Forschungen weiterhin laufen. In den letzten 5 Jahren wurden von seiner Gruppe zusammen mit Oracle Labs an die 40 internationale Publikationen zu diesem Thema veröffentlicht, wobei auch mit renommierten Forschern anderer Universitäten kooperiert wurde. Im Projekt gab es bisher 7 Dissertationen, 2 davon "sub auspiciis praesidentis", also im Beisein des Bundespräsidenten. Im Rahmen dieser Forschungskooperation wurden bisher mehrere Millionen Euro an Drittmitteln für die JKU eingeworben.