JKU Forscher Georg Krammer setzt sich für mehr Replikationen in Fachmagazinen ein.
Georg Krammer forscht am Institut für Wirtschafts- und Berufspädagogik der JKU und ist seit 2019 Co-Editor der Zeitschrift für Bildungsforschung. Die Zeitschrift für Bildungsforschung hat mit Beginn 2025 eine neue Beitragsart eingeführt: Replikationen.
Was genau hat es damit auf sich?
Dr. Georg Krammer: (Bildungs-)Forscher*innen konnten selbstverständlich immer schon empirische Studien einreichen, die neue Ergebnisse liefern. Ab jetzt sind (Bildungs-)Forscher*innen ausdrücklich dazu aufgefordert, auch Arbeiten einzureichen, die alte Studien auf die Probe stellen.
Warum eigentlich?
Dr. Georg Krammer: Replikationen sind die Stiefkinder der Wissenschaft. Forscher*innen sind sich einig, dass Befunde robust und belastbar sein müssen. Spätestens für eine Anwendung von Forschungsergebnissen ist das unabdingbar. Gleichzeitig werden Replikationen seit Jahrzehnten von Editor*innen, Gutachter*innen und Drittmittelgeber*innen nicht wertgeschätzt. Im Gegenteil, es wird wertgeschätzt, wenn immer neue Ergebnisse gefunden und veröffentlicht werden. Forscher*innen fehlen damit Anreize, in unserem wissenschaftlichen Ökosystem sicherzustellen, dass Befunde sich replizieren lassen. Doch wie soll wissenschaftliche Selbstkorrektur vorangetrieben werden, wenn es keine Anreize dafür gibt jenseits von Idealismus?
Was erhoffen Sie sich von der Rubrik Replikationen in Ihrer Fachzeitschrift?
Dr. Georg Krammer: Das neue Beitragsformat Replikationen setzt ein klares Zeichen, dass wissenschaftliche Fachjournals daran interessiert sind, dass Wissenschaft nicht nur viel Wissen schafft, sondern Wissen schafft, welches robust, belastbar und nachhaltig ist.
Eine Selbstkorrektur der Wissenschaft – in der fachwissenschaftlich publizierten Literatur – kann nur gelingen, wenn bestehende Publikationen hinterfragt werden können. Ohne Replikationen gibt es keinen Weg wissenschaftliche Eintagsfliegen wie Zufallsbefunde von tatsächlichen Erkenntnisgewinn abzugrenzen. Die Zeitschrift für Bildungsforschung setzt damit ein Zeichen, dass Replikationen ein essentieller Teil von empirischer Forschung sind und Wertschätzung verdienen – besonders auch in der publizierten Literatur.
Für die Zeitschrift für Bildungsforschung ist das neue Beitragsformat eine offene Einladung an alle (Bildungs-)Forscher*innen, gemeinsam zu einem Wissenschaftssystem mit belastbareren Befunden beizutragen.