Sex sells: Wie Floh-Samentaschen in Babywindeln kommen

Selten aber doch freuen sich Menschen, wenn sie Flöhe finden. Besonders die Samentaschen der Flöhe haben es den MedizinmechatronikerInnen angetan.

Für Sex wird in der Tierwelt jedes Hindernis überwunden – notfalls wird der Samen vom Weibchen auch für eine spätere Befruchtung „aufgehoben“. Dr.in Gerda Buchberger und Univ.-Prof. Werner Baumgartner von der JKU fiel das seltsame Aussehen der dafür vorhandenen Samentasche bei weiblichen Flöhen auf.

„Das Ejakulat des Männchens wird mit Druck in die Samentasche des Weibchens gespritzt. Dort bleibt es, bis das Tier einen Wirt gefunden hat, um durch die Blutmahlzeit Energie für die Eiproduktion zu gewinnen. Dann erst fließt das Ejakulat durch Kapillarwirkung aus der Samentasche“, erklärt Baumgartner. Diese Kapillarwirkung erlaubt es der Flüssigkeit, auch gegen die Schwerkraft zu fließen.

Nachdem die WissenschaftlerInnen vom Institut für Medizin- und Biomechatronik sich Flöhe vom Biologiezentrum Linz ausgeliehen und analysiert hatten, konnten sie  die Samentaschen vergrößert nachbauen und mehrere davon hintereinander schalten. „So erhält man einen Kanal, der Flüssigkeiten nur in eine Richtung leitet, in die andere aber stoppt. Und das ungeachtet der Schwerkraft.“ Diese bionische Eigenschaft erlaubt neue Entwicklungen der Mikrofluidik (Lab-on-a-Chip) und im Bereich der Hygieneprodukte. Derzeit versucht man, dieses Prinzip in Babywindeln zu integrieren; auch Anwendungen für Tampons oder Wundauflagen sind denkbar.

Die Forschungsarbeit wurde in Kooperation mit der RWTH Aachen und der Abteilung für Physik der Weichen Materie an der JKU durchgeführt.