Weltfrauentag: Österreichische Familienpolitik verstärkt Geschlechterungleichheit

Kurzanalyse  von Tobias Wiß (JKU) zusammen mit Philip Rathgeb (Universität Konstanz) für das Momentum Institut

Die Gleichstellung von Männern und Frauen sowie die Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit ist keine rein private und individuelle Entscheidung. Vielmehr trägt die staatliche Familienpolitik maßgeblich zu bestimmten Verhaltensweisen bei. Der Weltfrauentag bietet einen guten Anlass, der Frage nachzugehen, wie sich die österreichische Familienpolitik zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie im internationalen Vergleich schlägt und wo es eventuell Defizite gibt.

Der Mix an familienpolitischen Instrumenten entspricht immer noch weitgehend dem überholten Modell des male breadwinner, also dem männlichen Ernährer. Hohen Barleistungen an Familien stehen geringe Sachleistungen gegenüber. Im internationalen Vergleich sind die Ausgaben für Kinderbetreuungseinrichtungen niedrig und einen Rechtsanspruch auf öffentliche Kinderbetreuung gibt es erst für 5-jährige Kinder. Im Ergebnis liegen die Kinderbetreuungsquoten unter dem EU-Durchschnitt und fast zwei Drittel aller Mütter arbeiten nur Teilzeit. Dies erklärt einen großen Teil der Gehalts- und Pensionsunterschiede zwischen Männern und Frauen und steht damit der Gleichstellung von Männern und Frauen im Weg.

Daher wird 1.) ein Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr, 2.) die gleichmäßige Aufteilung einer gutbezahlten Karenzzeit auf Mütter und Väter und 3.) die stärkere Aufnahme von Instrumenten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Kollektivverträge bzw. mehr Verantwortung durch ArbeitgeberInnen gefordert.

Link zur Kurzanalyse für das Momentum Institut:

https://www.momentum-institut.at/news/weltfrauentag-oesterreichische-familienpolitik-verstaerkt-geschlechterungleichheit, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

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