Mit Procedural Justice setzt die Rechtswissenschaftliche Fakultät einen Forschungsschwerpunkt, der auf das Prozessrecht abzielt, durch sein interdisziplinäres Verständnis jedoch weit darüber hinausgeht.
Gegenstand der Forschung sind Problemstellungen, die in der Struktur von Verfahrensordnungen und Verfahrensrealitäten liegen. Die Untersuchung dieser Themen erfordert einen interdisziplinären Forschungsansatz, weshalb die Rechtspsychologie, die Rechtssoziologie, die empirische Soziologie, die Rechtsinformatik (Legal Technology) und die Rechtsethik einbezogen werden. Dem Schwerpunkt Procedural Justice liegt damit ein inhaltlich und methodisch breites Verständnis zu Grunde.
Der Forschungsschwerpunkt Procedural Justice untersucht, welche Komponenten fundamentale Voraussetzung für ein faires Verfahren sind und wie sie unter den Bedingungen moderner Gesellschaften aufrechterhalten werden oder durch neue, funktionale Äquivalente ersetzt werden müssen und können. Die Forschungsthemen sind vielfältig. Neben klassischen Fragen des Prozessrechts befasst sich der Forschungsschwerpunkt mit der Informalisierung von Verfahren, mit der Frage nach dem Zugang zum Recht, mit psychologischen Wirkmechanismen in Verfahren wie beim Zeugenbeweis oder der juristischen Entscheidungsfindung, mit dem Verständnis von Verfahren, etwa unter dem Gesichtspunkt von Legal Literacy, mit dem Einfluss von Medienberichterstattung und Social Media auf Verfahren, ebenso wie mit der Rezeption von Verfahren in der Öffentlichkeit bis hin zum Vertrauen in den Rechtsstaat.
Dekanat der Rechtswissenschaft-
lichen Fakultät
Publikationen
Vortragsnachmittag zur Neuvermessung des Refoulementverbots der Europäischen Menschenrechtskonvention
Das sogenannte „Refoulementverbot“ der Europäischen Menschenrechtskonvention schützt unter anderem Fremde vor Abschiebung in Staaten, in denen ihnen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen wie Folter oder Tod drohen. Neben Folter- und Todesgefahr, die bekanntermaßen einen solchen (Refoulement-)Schutz begründen, sind nach der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte auch andere im Ausland drohende Grundrechtsverletzungen (wie insbesondere auch der „Verfahrensfairness“) erheblich.
Auf diese „Erweiterung“ des Refoulementverbots konzentriert sich unsere Veranstaltung, wobei dessen konventionsrechtliche Grundlagen ebenso betrachtet werden wie die Frage seiner Rezeption im Unionsrecht sowie schließlich der Stand der Umsetzung im österreichischen Auslieferungs- und Fremdenrecht. Nähere Informationen finden Sie in der beigeschlossenen Einladung samt Programm.
Datum & Uhrzeit
11.10.2023, 15.30 Uhr
Ort
Hörsaal 16, Managementzentrum, EG
Adresse
JKU, Altenberger Str. 69, 4040 Linz
Um die Forschung junger Kolleg*innen im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Procedural Justice“ besonders anzuerkennen und ihr noch größere Sichtbarkeit zu verleihen, schreibt die Rechtswissenschaftliche Fakultät zwei Forschungspreise für Angehörige ihres Mittelbaus sowie Studierende des Doktoratsstudiums aus. Bitte entnehmen Sie Näheres der dem beigefügten Dokument
Hintergrundgespräche – Do, 17.3.2022, 17.00 Uhr (online via Zoom)
Sicherheit durch Militär?
ObstdG Dr. Markus Reisner, PhD, Theresianische Militärakademie, Wr. Neustadt
Sicherheit durch Politik?
HR Prof. h.c.. Dr. Gunther Hauser, Politikwissenschafter, Landesverteidigungsakademie, Wien
Sicherheit durch Völkerrecht?
A. Univ.-Prof. Dr. Sigmar Stadlmeier, LL.M. (London), JKU Linz
Sicherheit durch Exportkontrollrecht und Sanktionen?
Dr. Lothar Harings, Rechtsanwalt, Hamburg
Dr. Peter Unger (Präsident des BFG seit 1.12.2021) spricht mit uns über aktuelle Herausforderungen in der Finanzgerichtsbarkeit.
Im Zentrum dieser Veranstaltung steht das Internationale Zivilverfahrensrecht und davon ausgehend die Bestimmung des auf den grenzüberschreitenden Sachverhalt anzuwendenden Rechts, wobei der*die Richter*in ausländisches materielles Recht von Amts wegen so heranziehen muss, wie es in seinem ursprünglichen Geltungsbereich angewendet wird. In den Vorträgen werden aus prozeduraler Sicht beispielsweise Fragen zum Ehescheidungs-, Verlassenschafts- oder Insolvenzverfahren thematisiert.
Do, 9.6.2022, ab 16:30 Uhr, Hörsaal 16
CO2-Steuern polarisieren. Das Meinungsspektrum bewegt sich dabei zwischen genereller Ablehnung über grundsätzliche Notwendigkeit gepaart mit vorsichtiger Skepsis bis hin zu gesellschaftsbedingter Alternativlosigkeit. Eines steht fest: Verschließen kann man sich diesem Thema nicht. Ausgehend von der mit Juli geplanten CO2 Steuer thematisiert die Tagung unionsrechtliche und welthandelsrechtliche Entwicklungen sowie die Einwirkung auf die Rechtsposition von Unternehmen.
Donnerstag, 27.10 und Freitag, 28.10.2022, an der JKU Linz
Digitalisierung und künstliche Intelligenz in der Gerichtsbarkeit
Die Veranstaltung „Digitalisierung und künstliche Intelligenz in der Gerichtsbarkeit“ versteht sich als Auftakt zum Forschungsschwerpunkt der Rechtswissenschaftlichen Fakultät: Procedural Justice. Es geht dabei um die Frage, was die digitale Transformation für Verfahren bedeuten kann und soll. Wie sind die Möglichkeiten der digitalen Transformation in der Gerichtsbarkeit aus rechtsstaatlicher und psychologischer Sicht zu bewerten?
Ein Abend mit Beiträgen von: Dr.in Alma Zadić, LL.M., Bundesministerin für Justiz; Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas, Rektor der Johannes Kepler Universität Linz; Mag.a Katharina Lehmayer, Präsidentin des Oberlandesgerichts Linz; Hon.-Prof. Dr. Johannes Fischer, Präsident des Landesverwaltungsgerichts Oberösterreich; Dr. Friedrich Hintersteininger, Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Linz; Dr. Franz Mittendorfer, Präsident der Oberösterreichischen Rechtsanwaltskammer; Prof.in Dr.in Renate Volbert, FU Berlin/Psychologische Hochschule Berlin; Univ.-Prof. Dr. Michael Mayrhofer, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät; Univ.-Prof.in Dr.in Lyane Sautner, Vizedekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät