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Projektdetails

SUPPORTING
{INCLUSIVE DIGITAL PUBLISHING}
THROUGH TRAINING

Umfrage zum barrierefreien digitalen Publizieren

Juni 2020

Um die Bedürfnisse der Verlagsfachleute besser zu verstehen, die in den verschiedenen Phasen des Buchproduktionsprozesses tätig sind, wurde ein kurzer Fragebogen ausgearbeitet und mit Hilfe der wichtigsten Netzwerke, die in der Region arbeiten, in Umlauf gebracht. Der Fragebogen diente auch dazu, das Bewusstsein für inklusives Publizieren zu schärfen und die Projektziele mit den Zielgruppen zu teilen.

Methodologie

Der Fragebogen wurde mit Hilfe von LimeSurvey erstellt und stand in vier Sprachen zur Verfügung: Englisch, Französisch, Deutsch und Niederländisch. Die Antworten waren anonym. Eine vollständige Liste der Fragen ist in den Anhängen dieses Berichts zu finden. Um die Bedürfnisse auf bestimmte Profile innerhalb des Veröffentlichungslebenszyklus abzustimmen, wurde der Fragebogen mit einigen kontextbezogenen Fragen eröffnet.

Der Fragebogen versuchte dann Folgendes zu ermitteln

  1. Wie Organisationen Barrierefreiheit heute betrachten und angehen;
  2. Welche Maßnahmen gibt es derzeit im Hinblick auf die Produktion inklusiver digitaler Publikationen;
  3. Die Kernbedürfnisse der Industrie in Bezug auf Lernmaterial zu Aufgaben im Zusammenhang mit der Zugänglichkeit.

Der Fragebogen schloss mit einer Einladung an die Befragten, die an der Unterstützung von Tests interessiert sein könnten, Kontaktdaten anzugeben.

Verbreitung

Der Fragebogen war vom 1. März bis zum 30. April 2020 im Umlauf. Die folgenden Organisationen waren maßgeblich an der Verbreitung des Fragebogens in ihren Netzwerken beteiligt: 

  • DAISY Consortium 
  • W3C EPUB3 Community Group 
  • Syndicat National de l’Edition 
  • Dutch Mediafederatie 
  • Federation of European Publishers 
  • Buch- und Medienwirtschaft - Wirtschaftskammer Österreich 

 

Antworten

89 Befragte (eingeladene Personen und Organisationen) füllten die Umfrage von Anfang bis Ende aus, und 46 verließen die Umfrage vor ihrem Abschluss. Nur die 89 vollständigen Antworten wurden in den nachstehenden Ergebnissen berücksichtigt.

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die Umfrage hat klar zu Ausdruck gebracht, dass der Verlagssektor in Frankreich, den Niederlanden, Österreich und wenigen anderen Ländern sich der Wichtigkeit der Umsetzung von Barrierefreiheit bewusst ist. Ebenso klar zeigt sich, dass die Verlage nicht ausreichend mit Wissen und Werkzeugen ausgestattet sind, um den Anforderungen gerecht werden zu können.

Digitales Publizieren

79 Teilnehmende gaben an, digitale Publikationen anzubieten. PDF ist nach wie vor das dominierende Format, wobei aber eine signifikante Anzahl von Verlagen beginnt, Titel auch im EPUB-Format anzubieten. Dabei fokussiert die Hälfte auf EPUB2, was, im Gegensatz zu EPUB3, Barrierefreiheit nicht unterstützt.

Die Studie bestätigt die Breite, sowohl im Einsatz von proprietären als auch von Standardwerkzeugen in der Produktion von Publikationen. Unabhängig von der jeweiligen technischen Infrastruktur zeigt sich aber klar, dass Standardwerkzeuge wie z.B. Microsoft Word oder Adobe InDesign im Produktionsprozess eingesetzt werden.

So unterstreicht das Ergebnis, wenn es um die Möglichkeit der Einbindung und Realisierung von Barrierefreiheit geht, einen vielversprechenden Trend: Eine zunehmende Anzahl von Teilaufgaben, die im herkömmlichen Prozess von Professionalsten durchgeführt werden, unterstützen per se auch Barrierefreiheit. Dies inkludiert ua. Strukturierung von Text über Vorlagen, auszeichnen von Fuß/Endnoten, automatische Erstellung von Indizes und Glossaren und das Realisierung von adaptivem Bereitstellen von Fonts und Layouts. Es ist bemerkenswert, dass 45 Teilnehmende, die angaben, Barrierefreiheit noch nicht zu unterstützen, diese Features schon umzusetzen, was sich, wenn sie richtig angewandt würden, direkt auf die Barrierefreiheit der Titel positiv auswirken würde.

Bewusstsein für Barrierefreiheit

Obwohl „inklusives und barrierefreies Publizieren“ bei denen, die die Konzepte kennen, als breit akzeptiert gelten kann, haben mehr als 30% der Teilnehmenden noch keine Maßnahmen zur Einbindung von Barrierefreiheit in den Workflow gesetzt. 23% gaben an, unsicher zu sein, wie sie vorgehen sollten. 18% gaben an, mit den Begriffen „inklusives und barrierefreies Publizieren“ nichts anfangen zu können, bei einigen verbunden mit der Angst oder dem Vorurteil, dass sich Barrierefreiheit negativ auf die Qualität der Publikation auswirken würde.

Über 50% der Teilnehmenden empfinden Barrierefreiheit als eine soziale und moralische Verpflichtung. 40% empfindet, dass das Erfüllen der Anforderungen der Barrierefreiheit zu einer Qualitätsverbesserung für alle NutzerInnen führt. Nur 3% gaben an, dass barrierefreies digitales Publizieren keinen Nutzen haben würde.

15% der Teilnehmenden geben an, die Umsetzung von Barrierefreiheit von einzelnen Mitarbeitenden oder im Team zu bevorzugen. 11% bevorzugen externen Zukauf oder Werkverträge, um die Anforderungen zu erfüllen. 6% führen Barrierefreiheitsprüfungen vor dem digitalen Publizieren durch.

Nur eine verschwindend kleine Anzahl von Verlegern hat Training erhalten, und dies sind meist jene Verlage, die einen durchgehenden Prozess der Barrierefreiheit installiert haben.

Themen für Lehr- und Lernmaterialien

Verlage bringen klar zum Ausdruck, welche Lehr- und Lernmaterialien gewünscht sind als Ergebnis des Projektes. Es gibt eine eindeutige Nachfrage nach „best practice“ Beispielen und deren Umsetzung. Darüber hinaus besteht Bedarf an Unterlagen zu Kernthemen wie Graphik und Layout Gestaltung, Einbindung alternativer Texte, alternative Navigation, Durchführen von Qualitätstsicherungstests und das Verstehen der relevanten Standards im Bereich Barrierefreiheit. Unterlagen zur Gestaltung von interaktiven Elementen und Fragetypen wurde weniger oft nachgefragt, abgesehen vom Bereich des Publizierens im Bildungsbereich.

Implicationen für die Plattform für inklusives Publizieren

Lehr- und Lernmaterial

Der Inhalt wird sich, den Umfrageergebnissen folgend, primär auf best practice Beispiele und praktische Anleitungen für die Praxis konzentrieren. Alle Materialien werden sich auf relevante gesetzliche und technische Rahmenbedingungen beziehen und auf das Ziel „born accessible in EPUB3“ hinarbeiten.

Da immerhin 16% der Teilnehmenden angeben, mit den Begriffen barrierefreies oder inklusives Publizieren nichts anfangen zu können, wird ein weiterer Schwerpunkt der Plattform der Bereitstellung von Hintergrundinformation und Zusammenhängen gewidmet, um zu garantieren, dass das Thema nachhaltig und nachvollziehbar wird.

Da bereits viele Teilnehmende mit Teilaspekten der Verbesserung der Barrierefreiheit vertraut sind, wird die Plattform praktische Anweisungen und Informationsmaterial bereitstellen, um aufbauend auf diesem Vorwissen den Umgang mit Features von Standardwerkzeugen wie Microsoft Word und Adobe InDesign weiter zu entwickeln.

In Folge der geringen Nutzung von Qualitätssicherungsmaßnahmen für die Umsetzung von Barrierefreiheit, wird die Plattform auch praktische Anleitung zur Nutzung von Testwerkzeuge inkludieren.

Training

Um der Notwendigkeit Rechnung zu tragen, dass Barrierefreiheit alle Mitglieder einer Organisation betrifft und nicht bloß jene, die am Ende der Produktionskette stehen, werden die Lehr- und Lernmaterialien versuchen, eine professionelle Kooperation über alle Fachbereiche wie z.B. Design, Management und Editieren hinweg thematisieren.

Die Entwicklung der Lehr- und Lernmaterialien wird auf das unterschiedliche Niveau von Problembewusstsein, Vorkenntnissen und Fertigkeiten im barrierefreien Publizieren besonders Wert legen. Praktische Anleitungen werden so gestaltet werden, dass sie die unterschiedlichen Niveaus der Lernenden adressieren um Bewusstseinsbildung, Entwicklung von Wissen und Fertigkeiten zu unterstützen.

Für die Unterstützung der Anwendung von neuem Wissen und Fertigkeiten in der Praxis wird „training on the job“ unterstützt. Diese Aktivitäten werden „werkzeugunabhängig“ organisiert, weil die Verlage mit einer breiten Anzahl sich ändernder Werkzeuge und Infrastruktur arbeiten. Natürlich wird und muss an bestimmten Stellen Standardsoftware eingesetzt werden, die im Sektor weit verbreitet sind wie Microsoft Word und Adobe InDesign.