2024 feierte der Kepler Salon sein 15-jähriges Bestehen und führt nun seine diskursive Vermittlung von Wissen unter neuer Leitung fort. Er schreibt damit ein weiteres Kapitel seiner Geschichte: eine Transformation in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft. Der Grundstein für eine innovative und lebendige Neuausrichtung wurde im 1. Halbjahr gesetzt, dieser basiert auf Partizipation, Kooperation und kultureller Vielfalt. Die JKU Linz als Trägerinstitution setzt damit ein klares Zeichen der Bekenntnis zu Innovation und Wandel. Diese Transformation ist ein Tribut an den Fortschritt und eine Einladung, sich auf eine Reise der ständigen Veränderung einzulassen. Die Kuratierung ist ein Versprechen, dass der Salon nicht nur ein Raum ist, sondern ein lebendiger Organismus und eine einzigartige, zeitgemäße Plattform für kritischen Diskurs und Wissensvermittlung.

Ereignisse
RESONANZ STATT RAUSCHEN
Von CORNELIA LEHNER
Flüchtig, anonym und rasant ist sie geworden, unsere Kommunikation in sozialen Netzwerken und virtuellen Räumen. Als Gegenposition dazu wächst das Bedürfnis nach analogen Begegnungen – nach tiefgründigen Gesprächen, die unverbindlichen Interaktionen entgegenwirken. So erfährt ein Ort der Resonanz und Reflexion eine unerwartete Renaissance: der Salon.
Die moderne Eventkultur greift gerne auf diesen Begriff und das Salon-Image zurück, weil es nostalgisch nach Tiefgang und Authentizität klingt. Denn: Das Konzept trifft einen Nerv. Die Sehnsucht nach echter Resonanz wächst, während virtuelle Begegnungen mehr und mehr zu einem bedeutungslosen Rauschen verkommen. Ein Salon wirkt da wie ein kulturelles Bollwerk gegen die Digitalisierung – ein Versuch, dem menschlichen Bedürfnis nach Unmittelbarkeit und physischer Präsenz gerecht zu werden.
Historisch wurden Wiener Salons um 1900 von visionären Frauen orchestriert. Inmitten patriarchaler Strukturen schufen Salonnièren wie Berta Zuckerkandl, Caroline Pichler, Alma Mahler-Werfel, Bertha von Suttner und viele andere kulturelle Netzwerke, während Frauenvereine und Reformbewegungen, inspiriert von Visionärinnen wie Yella Hertzka und Helene Scheu-Riesz, den Weg für gesellschaftlichen Wandel ebneten.
Und heute? Heute wächst ein neuer Salongeist – nicht als stilisiertes Relikt, sondern als Antwort auf die Fragen unserer Zeit. Es geht nicht um die Nachahmung vergangener Formen, sondern um eine zeitgemäße Gestaltung von Orten, an denen eines entsteht: Resonanz. Ein Begriff, den der Soziologe Hartmut Rosa als das Erleben echter Weltverbindung beschreibt, als ein lebendiges In-Beziehung-Treten mit der Welt. Genau dies scheint im digitalen Raum zunehmend verloren zu gehen.
Vielleicht ist ein Salon von heute also weniger ein Revival als eine leise Rebellion: Gegen die algorithmische Macht, gegen die Anonymität der Kommentarspalten – und für das simple, aber wirkmächtige Prinzip, miteinander im selben Raum zu sein.
Cornelia Lehner
Salonintendantin
DER ZEIT IHRE BÜCHER: MENSCH UND MASCHINE
Maschinen erleichtern Arbeit und erweitern unsere Handlungsspielräume. Sie faszinieren uns ebenso, wie sie uns ängstigen – nicht erst seit die Künstliche Intelligenz (KI) zunehmend Teil unseres Alltags wird. Barbara Jany erforscht mit ihren Gästinnen in literarischen Werken das ambivalente Verhältnis von Mensch und Maschine. Jede Gesprächsteilnehmerin hat sich dafür ein literarisches Werk ausgesucht. Vom Klassiker bis zum zeitgenössischen Roman: Die unterschiedlichen Zugänge der Autor*innen sowie der drei Leserinnen regen zu einer vielschichtigen Diskussion an.
MARTINA GAISCH
Professorin an der FH OÖ, Hochschulforscherin, KI-Ethikerin
VERONIKA LIEBL
Festivaldirektorin des Ars Electronica Festivals
BARBARA JANY
Literatin, Organisationsentwicklerin, Gastgeberin

SEEING VOICES
Vor wenigen Jahren wurde die Österreichische Gebärdensprache als „eigenständige Sprache“ in der Verfassung anerkannt. Dennoch ist ein barrierefreier und inklusiver Alltag für Gehörlose nach wie vor eine entfernte Realität. Der Film „Seeing Voices“ eröffnet Einblicke in eine Welt, die Hörenden oft verborgen bleibt. In eindrucksvollen Bildern sensibilisiert er auf informative und zugleich unterhaltsame Weise für die besonderen Kommunikationsstrategien, die Gehörlose in verschiedenen Lebenssituationen entwickeln. Ein Abend, der Einblicke in den Film gibt und ein faszinierendes Universum voller Ausdruckskraft und Magie entfaltet.
HELENE JARMER
Präsidentin des Österreichischen Gehörlosenbundes
DARIUSZ KOWALSKI
Filmemacher, Regisseur
GITTI VASICEK
CORNELIA LEHNER
Gastgeberinnen
Der Abend wird in Gebärdensprache begleitet.
Aus der Reihe „Transversale Echos“: eine künstlerisch-wissenschaftliche Kooperationsreihe der JKU Linz und der Kunstuniversität Linz

CLEMENS TANGERDING
Workshop & Podiumsgespräch mit dem Berliner Historiker & Buchautor