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Das Sustainability Transformation Management Lab begrüßt Laura Dobusch als neues Teammitglied

Seit dem 3. Januar 2022 verstärkt Laura Dobusch das Team des Sustainability Transformation Management Lab. In ihrer Forschung achtet sie darauf disziplinäre Grenzen zu überschreiten: „Ich bin aus tiefster wissenschaftlicher Überzeugung und auch aufgrund meiner Ausbildung eine transdisziplinäre Forscherin.“

Teamfoto LIT Sustainable Transformation Management Lab

Laura absolvierte ein Bachelorstudium in Soziologie, das Masterstudium Gender Studies und das Diplomstudium Internationale Entwicklung an der Universität Wien (AT). Sie erhielt ein Promotionsstipendium des Max-Planck-Instituts für Sozialrecht und Sozialpolitik und promovierte an der Technischen Universität München (DE). In ihrer Dissertation untersuchte sie Praktiken des Diversity Managements und deren Auswirkungen auf die organisationalen Inklusion- und Exklusionsprozesse. Während ihrer Forschungsaufenthalte am Department of Organization an der Copenhagen Business School (DK), am Minda de Gunzburg Center for European Studies an der Harvard University (US) und am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin (DE) konnte sie an internationalen, interdisziplinären Forschungszusammenhängen teilhaben.

Lauras zentrales Forschungsinteresse gilt den unterschiedlichen Formen des Organisierens und wie durch diese sowohl der Status quo bewahrt als auch sozialer Wandel vorangetrieben werden kann: „Gegenwärtig interessiere ich mich besonders für die nicht-intendierten Nebeneffekte des Organisierens und wie diese sozialen Wandel bewirken können. Zu oft nehmen wir den einzelnen Akteur als „natürlichen“ Ausgangspunkt von Veränderungsversuchen, aber Organisation bzw. Formen des Organisierens sind viel mehr als die Summe der beteiligten Akteur*innen.“ Laura verfolgt dieses Forschungsinteresse in mehreren Forschungsprojekten von denen nun drei vorgestellt werden:

Im ersten Projekt geht es darum, wie sich die Organisation von Arbeit (Aufgabenteilung, Aufgabenzuweisung usw.) auf das Entstehen von Inklusivität in einem Flughafensicherheitsunternehmen auswirkt. Basierend auf ethnographischen Daten arbeitet sie mit Dide van Eck, Maddy Janssens (beide Katholische Universität Leuven, BE) und Marieke van den Brink (Radboud Universität, NL). Die Analyse zeigt beispielsweise, dass das Prinzip der Aufgabenrotation (z. B. wechseln sich die Sicherheitsbeamt*innen bei der Arbeit an den verschiedenen Stationen ab) eine gruppenbezogene Segregation verhindert und die Interdependenzen zwischen den einzelnen Aufgaben, die für eine reibungslose Sicherheitskontrolle erforderlich sind, für die Sicherheitsbeamt*innen sichtbar und dadurch bedeutungsvoll macht. Dadurch wird das Entstehen egalitärer Beziehungen innerhalb der Belegschaft, obwohl diese soziodemographisch sehr heterogen ist, begünstigt. Mit dem Fokus auf Aufgabenteilung und -verteilung nähert sich die Studie dem Thema organisationale Inklusion als einem Phänomen, das sich aus spezifischen Organisationsformen ergibt. Dabei wird der gegenwärtige Fokus auf individuelle Einstellungen und Werte, der derzeit die Literatur zur organisationaler Inklusion dominiert, in Frage gestellt. Kurzum: „Was wir sehen, ist, dass die Herstellung inklusiverer organisationaler Kontexte nicht in erster Linie davon abhängig ist, dass sich der einzelne Mensch ändert, sondern dass es gilt die dominanten Organisationsformen zu ändern, und die (Einstellungsänderungen der) Menschen darauffolgen werden“.

Im zweiten Forschungsprojekt untersucht Laura zusammen mit Leonhard Dobusch (Universität Innsbruck, AT), warum Online-Communities, die sich selbst als „offen“ bezeichnen (z. B. Wikipedia), dennoch durch anhaltende Ungleichheiten und Ausgrenzungen charakterisiert sind. Sie kommen zu dem Schluss, dass ein Offenheitsansatz, der die Notwendigkeit expliziter diversitätsfördernder Maßnahmen verneint, die Freiheits- und Gleichheitsversprechen untergräbt, die mit dem Internet seit seiner Entstehung verbunden waren: „Wir stellen fest, dass 'offene' Online-Communities Offenheit oft fälschlicherweise als Abwesenheit von formalen Regeln interpretieren. Dadurch werden jedoch bereits bestehende soziale Ungleichheiten festgeschrieben und reproduziert“. Um eine „inklusive“ Offenheit zu schaffen (z.B. im Sinne der Ermöglichung eines Maximums an unterschiedlichen Stimmen), ist Offenheit folglich auf Formen der Schließung angewiesen (z.B. die Implementierung von Regeln der il-/legitimen Kommunikation und damit der Ausschluss bestimmter Aussagen und Kommunikationsweisen). Für die Praxis der Offenheit bedeutet dies, den Fokus von der Annahme einer verallgemeinerbaren Offenheit per se hin zu spezifischen, auf bestimmte Kontexte bezogenen Formen der Offenheit zu verschieben, die mit spezifischen Formen der Schließung einhergehen oder sogar von diesen abhängig sind.

In ihrem dritten Forschungsprojekt untersucht Laura, ob und wie Praktiken klimafreundlicher und inklusionsfördernder Organisationsformen zueinander in Beziehung stehen und unter welchen Umständen sich diese als konfliktreich oder synergetisch erweisen könnten: „Wir sehen, dass Unternehmen zunehmend Maßnahmen ergreifen, um ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren oder inklusivere Organisationskontexte zu schaffen. Völlig unerforscht ist jedoch, wie klimafreundliche und inklusionsfördernde Maßnahmen miteinander interagieren und möglicherweise sogar Synergiepotenziale entwickeln können.“ Die Klimakrise erfordert einen grundlegenden Wandel der vorherrschenden Arbeits- und Lebensweisen, der privilegierte und benachteiligte Gruppen unterschiedlich treffen wird bzw. jetzt schon trifft. Daher ist es essenziell, die Möglichkeiten und Grenzen klimafreundlichen Handelns auf organisationaler Ebene in ihrer Wechselwirkung mit inklusionsfördernden Maßnahmen zu analysieren.

Laura ist überzeugt, dass spannende Forschung das Herzstück akademischen Arbeitens darstellt. Allerdings ist diese nur dann von wirklicher Bedeutung, wenn man sie auch mit anderen teilen kann: „Für mich ist es nicht nur wichtig, mich ständig mit Kolleg*innen auszutauschen, die sich für dieselben Forschungsthemen interessieren, sondern auch die Studierenden dafür zu begeistern. Dabei hilft es, die Studierenden vom ersten Tag an in der Rolle potenzieller Forscher*innen zu sehen.“