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Betriebsrätin von Foodora gibt Einblicke in gewerkschaftliche Arbeit in der Plattformökonomie

Die Plattformökonomie wächst und mit ihr die Anzahl der Fragen nach kollektiven Handlungsmöglichkeiten der Plattformarbeiter*innen innerhalb der Gig Economy. Vor diesem Hintergrund gab Adele Siegl, Betriebsrätin bei Foodora, den Studierenden des Kurses „Wirtschaft in der Digital Society“ am Institut des Sustainable Transformation Management Lab einen Einblick in die Gründung und Entwicklung der ersten Arbeitnehmer*innenvertretung des Essenslieferkonzerns am Standort Wien.

Foodora-Betriebsrätin Adele Siegl
Adele Siegl, Betriebsrätin bei Foodora

Adele stieg 2015 als Radbotin mit Festanstellung in das Unternehmen ein, und wurde nur ein paar Monate später Rider-Captain, was dem Job einer Teamleitung entspricht.

Die Idee für die Gründung eines Betriebsrats entstand aufgrund mehrerer Ereignisse und Managemententscheidungen innerhalb des Konzerns. Dazu zählte zum einen die Umstellung auf freie Dienstnehmerverträge, wodurch feste Schichtsysteme und Gehälter wegfielen. Zum anderen wurde die Auftragsplanung der Rider*innen zunächst in Berlin zentralisiert und dann von einem Algorithmus übernommen, wodurch ein Live-Tracking der Rider*innen möglich wurde. Das heißt etwa, dass die Anzahl der angenommenen Bestellungen und Sonderdienste erfasst und verglichen werden können. Diese Daten bestimmen den „Badge“ bzw. „Rang“ der einzelnen Radbot*innen, was zu einem Ranking und Wettbewerb unter diesen führt. Darüber hinaus wurden die Arbeitsbedingungen durch die Einführung größerer Rucksäcke und damit schwerer Lieferungen erschwert.

Eine Gründung des Betriebsrats ist ab fünf Angestellten und durch die Ausrufung zur Betriebsratsversammlung sowie der Kundgebung an das Unternehmen durchsetzbar. Bei Foodora war die erfolgreiche Betriebsratsgründung 2017 mit großen Herausforderungen verbunden, wie beispielsweise der hohen Fluktuationsrate unter den Beschäftigten im Essensliefersektor.

Gegenwärtig setzt sich die Arbeitnehmer*innenvertretung bei Foodora im Besonderen dafür ein, eine Betriebsvereinbarung auch in Bezug auf die algorithmischen Überwachungsmöglichkeiten einzuführen, sich international zu vernetzen sowie die Arbeitsverhältnisse der Rider*innen allgemein sicherer und weniger prekär zu gestalten.

Für die Studierenden sowie die Kursleiter*innen Dr. Laura Dobusch und Dr. Klaus Neundlinger bot der Besuch durch Adele Siegl einen sehr wertvollen Einblick in die Praxis gewerkschaftlicher Organisierung in Zeiten der Plattformökonomie.