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Kepler Tribune
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Kepler Tribune Ausgabe 4/2022 Titelcover
Visionen Ausgabe 4/2022

Einer muss ja halten

Lange sollte er eine möglichst geringe Rolle spielen, doch spätestens seit der Corona-Krise ist er zurück: Der Staat. Er springt ein, wo die Systeme versagen. Gerade im sozialen Bereich gehen ihm die Aufgaben nicht aus. Aber wird er sie bewältigen?

Von Hans Rauscher
Visionen Ausgabe 3/2022

Somium - der Traum von Wissenschaft

Wovon träume ich? Das ist die Frage dieser Kolumne. Dabei möchte ich eigentlich aufhören zu träumen. Ich möchte nicht länger nur davon träumen, dass es uns gelingt, der Klimakrise ernsthafte Antworten entgegenzuhalten. Ich möchte nicht weiter davon träumen, wie meine Heimat Indonesien aussieht, wenn die Folgen der Klimakatastrophe nicht schon so spürbar werden. Ein Land ohne Dürren und Überflutungen, ohne Erdrutsche, Wirbelstürme und Hitzewellen. Den Folgen des Albtraums, den wir als Menschen durch unser rücksichtsloses Verhalten im Umgang mit unserem Planeten selbst erzeugt haben.

Träume hindern Menschen auch oft genug daran, zu tun. Wir träumen von einer besseren Welt, von einem schöneren Morgen. Aber im Heute und ohne Traum tun wir dann oft viel zu wenig. Ich wollte schon als Kind verstehen, warum das so ist: Warum viele Menschen so großen Träumen so kleine Taten folgen lassen. Ich habe mich mit Philosophie und Psychologie beschäftigt. Über Neurowissenschaften bin ich jetzt im Studium der Künstlichen Intelligenz gelandet. So habe ich bei einem Hackathon ein Spiel entwickelt – mit dem Menschen nicht Pokemons auf ihrem Handy fangen, sondern ihren Müll in den richtigen Mülleimer bringen. Reicht das? Nein. Das tut es nicht. Nicht für den Planeten. Nicht für mich. Nicht für unsere Gesellschaften und nicht für meine Heimat Indonesien. Und es reicht auch deshalb nicht, weil diese Herausforderung nicht von einem oder einer alleine gelöst werden wird. Diesen Traum von einem besseren Morgen können wir nur leben, wenn aus dem Traum von vielen die Aktion von vielen wird.

In den letzten beiden Jahren habe ich durch die Corona- Krise gelernt, wie schwer es ist, wenn wir uns nicht sehen dürfen und trotzdem zusammenarbeiten müssen. Ich träume davon, dass wir die Antworten gemeinsam entwickeln. Mit Freude. Mit Lachen. Mit dem Optimismus der vielen. Ein Baustein auf diesem Weg wird die Festival University an der Johannes Kepler Universität in Linz sein. Im Rahmen des Ars Electronica Festivals treffen sich hier 200 junge Menschen aus der ganzen Welt und setzen sich vier Wochen lang mit den großen Herausforderungen, den großen Alb träumen und den Antworten unserer Zeit auseinander. Mein Name ist Nathanya. Ich bin 21 Jahre alt. Und ich möchte ein Teil der Generation sein, die aufhört zu träumen und anfängt zu antworten.

Die Wissenschaft, darüber kann es keine zwei Meinungen geben, ist eine aufregende Sache. In jeder Ausgabe widmen wir ihr deshalb die letzten Zeilen. Dieses Mal haben wir mit Nathanya Queby Satriani, AI-Studentin und Teilnehmerin der diesjährigen Festival University, gesprochen.  

Nathanya Queby Satriani
Visionen Ausgabe 2/2022

Die unendliche Geschichte von der unendlichen Suche nach dem Planeten B in den unendlichen Weiten des Weltalls und auf der Erde

Das Ars Electronica Festival am JKU Campus Linz steht in diesem Jahr unter dem Motto „Welcome to Planet B“. Irgendwo da draußen muss es ihn doch geben. Wo genau er sich befindet, weiß man noch nicht. Wie man dort jemals hinkommen könnte, ist auch noch nicht klar. Doch der Blick über den Planeten A hinaus eröffnet neue Perspektiven auf die Erde selbst.

Von Florian Freistetter
Visionen Ausgabe 2/2022

Somnium - Der Traum von Wissenschaft

Für mich heißt träumen, ohne Grenzen zu denken. Ohne Einschränkungen der physischen Welt die Gedanken frei zu lassen. Ungezügeltes Denken, Kreativität und Fantasie sind oft auch Wissenschaft in ihrer reinsten Form. Statt „more of the same“ entsteht dann „something completly different“.

Dieses völlig Neue ist es, was die Welt immer und immer wieder einen Schritt nach vorne bringt. Das Brechen von Normen, von gelernten Mustern ist dafür genauso Voraussetzung wie die Freude am Neuen. Ich habe mich vor ein paar Jahren entschieden, auf Flugreisen zu verzichten. Gänzlich. Kurz später habe ich mich dafür entschieden, weniger und weniger mit dem Auto zu fahren. Das ist am Anfang nicht einfach. Weil es gegen gelernte Mechanismen geht. Heute fehlt mir und meiner Familie nichts. Im Gegenteil, wir lieben diese neuen Erlebnisse. Dinge, die wir früher wenig beachtet haben, haben eine neue Qualität bekommen. Für mich ist es eine persönliche Entscheidung, aus dem Druck der „Fast Fashion“ auszusteigen. Nicht jeden Winter muss eine neue Jacke her – produziert in Südostasien unter indiskutablen Arbeitsbedingungen, auf Containerschiffen um die halbe Welt gekarrt, damit sie dann zehn Monate später farblich nicht mehr dem „Trend“ entspricht. Neue Kleidung muss für mich unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden, am besten aus Naturfasern. Die Wissenschaft zeigt uns, dass diese Träume richtig und möglich sind. Unsere Gewohnheiten machen den Umstieg schwer. Aber nur so lange, so lange nicht neue, gerechtere Gewohnheiten da sind.

Wenn ich heute über den JKU Campus gehe, dann sehe ich hier Gebäude verschiedenster Baustile – vom Schloss über das Keplergebäude, den TNF-Turm bis zur Kepler Hall. Unterschiedliche Heiztechniken, unterschiedliche Energieklassen. Wenn ich dann träume, dann träume ich von einer klimaneutralen, energieautarken Universität. Wo wir auf Dächern Sonnenstrom machen und mit erneuerbaren Energieformen heizen. Wo wir eine Universität nicht in der Natur, sondern mit der Natur haben. Das ist mein Traum einer „neuen Normalität“.

Die Wissenschaft, darüber kann es keine zwei Meinungen geben, ist eine aufregende Sache. In jeder Ausgabe widmen wir ihr deshalb die letzten Zeilen. Dieses Mal haben wir mit Maria Buchmayr, Nachhaltigkeitsbeauftragte der JKU, gesprochen.  

Maria Buchmayr
Erika Zelko
Visionen Ausgabe 1/2022

Somnium - Der Traum von Wissenschaft

In den vergangenen zwei Jahren haben viele Kollegen und ich ungläubig und auch traurig beobachten müssen, wie sehr viele Menschen kein Vertrauen mehr in uns gehabt haben. Wir müssen uns aber auch fragen: Warum haben uns diese Menschen nicht mehr geglaubt? Was sind die Gründe, warum sie lieber Heilsversprechen als der Medizinheilkunde glauben?

Ich möchte weniger über den Traum von Wissenschaft und mehr über das Vertrauen in sie, den Glauben an uns schreiben. Friedrich Nietzsche hat einen großen Satz gesagt: „He who has a strong enough why, can bear almost any how.“

Warum sollen uns als Ärztinnen und Ärzten Menschen vertrauen? Es wird angesichts meines Berufs wenig überraschen, dass die Antwort für mich lautet: Vertrauen baut man in guten Zeiten auf, um es in schwierigen Phasen zu nutzen. Allgemeinmedizin ist für mich dieser Vertrauensaufbau. Das Gefühl, dass wir da sind. Bei den kleinen Sorgen, die dennoch zu großen Ängsten führen können. Wir Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner sind immer da. Wenn es zwickt, wenn etwas dumm gelaufen ist – und oft genug auch dann, wenn es ein Ohr zum Zuhören braucht: Weil die Seele mehr schmerzt als der Körper.

Aber damit wir das auch leben können, brauchen wir Rahmenbedingungen. Wir brauchen den „Arzt des Vertrauens“ auch im 21. Jahrhundert. Wir müssen digital sein. Wenn die Freunde auf Facebook und Instagram sind, dann müssen auch wir im Handy der Menschen sein. Vertrauen, das entsteht durch Nähe – zeitliche, räumliche und emotionale. Was heute unter dem Schlagwort „transformative health care“ zusammengefasst wird, muss das Versorgungsmodell der Zukunft sein. Ein inklusives Modell.

Und so habe ich am Schluss doch einen Traum: Menschen werden uns wieder vertrauen, wenn wir den Menschen sehen. Seine Ängste und Träume, seine Wünsche und Hoffnung. Ein Arzt, der nur eine Ansammlung an Erkrankungen sieht, wird vielleicht Antworten finden. Ein Arzt, der den Menschen sieht, wird sein Vertrauen gewinnen. Wenn das gelingt, dann werden meine Studierenden zu mehr als Ärzten, sie werden zu Gesundheitsbegleitern der Menschen, die sich ihnen anvertrauen.

Die Wissenschaft, darüber kann es keine zwei Meinungen geben, ist eine aufregende Sache. In jeder Ausgabe widmen wir ihr deshalb die letzten Zeilen. Dieses Mal haben wir mit Erika Zelko, Lehrstuhlinhaberin für Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz, gesprochen.  

Von Erika Zelko
Wissen, Visionen, Campus Ausgabe 4/2021

Schicht für Schicht

Stellen Sie sich vor, Sie könnten einen Menschen ganz genau untersuchen – einen Blick unter die Haut werfen, Muskeln freilegen, sich die Knochen ansehen. Und jetzt stellen Sie sich vor, die Person, die Sie da gerade untersuchen, ist nicht einmal tot. Unmöglich? Willkommen im JKU medSPACE.

Ein Bild der digitalen Anatomie.
Die Studentin Lisa Caligagan am Campus der JKU.
Visionen Ausgabe 4/2021

Somnium - Der Traum von Wissenschaft

Schubladen sind ja etwas unglaublich Praktisches. Dank ihnen wissen wir immer genau, wo was hingehört: Die Socken kommen in die linke Schublade im Schlafzimmer, das Essbesteck in die rechte Schublade in der Küche. Aufmachen, vollquetschen, zupressen. All es fertig verstaut.

So toll sie unsere Wohnungen auch ordnen, so kompliziert werden sie, wenn wir über Menschen sprechen. „Meine Devise lautet, mich nicht in eine einzige Schublade stecken zu lassen. Ich habe gelernt, dass meine Interessensgebiete – Kunst, Feminismus, Datenvisualisierung, Künstliche Intelligenz – gut koexistieren können und dass sich aus ihrer Vermengung oft neue Passionen und Möglichkeiten ergeben“, sagt Lisa Caligagan. Die 26-Jährige ist studentische Mitarbeiterin am LIT Robopsychology Lab, studiert Artificial Intelligence an der JKU und hat beim Ars Electronic a Festival, das im September an der JKU stattgefunden hat, ihr Projekt „A Student’s Perspective“ präsentiert. Für ihre „LIT Linz Institute of Technology“ -Einreichung hat sie sich an der Schnittmenge zwischen Künstlicher Intelligenz und Kunst bewegt und eine klare gesellschaftliche Botschaft transportiert: Studierend e brauchen mehr Repräsentation! Denn, so die JKUlerin, die Pandemie habe einmal mehr deutlich gemacht, wie sehr die Bedürfnisse junger Menschen marginalisiert werden. Deshalb sammelt e sie während der Lockdowns Daten und visualisierte sie mittels einer ganz klassischen Sticknadel in einer Datenwolke. Ihre Einreichung erzielte den gewünschten Effekt: „Es gab eine enorme Resonanz und ich durfte viele spannende Gespräche führen. Da bin ich auf den Geschmack gekommen und suche weiter nach Menschen – vor allem AI-Studierende wie mich –, die sich für eine universitäre Bildung entschieden haben, weil sie etwas bewirken und sich hier nicht nur einen Titel für ihren Lebenslauf abholen möchten.“ Corona, sagt sie, sei ein disruptiver Moment gewesen. Jetzt gebe es Chancen für einen Neuanfang.

Und wie könnte der gelingen? „Indem wir uns alle als Teilnehmende einer gemeinsamen Gesellschaft identifizieren und die Spaltung zwischen Jung und Alt, Entscheidungsträger* innen und Gebotsempfänger* innen aufheben“, sagt Caligagan. Weg mit den Schubladen und den müffelnden Mottenkugeln. Die junge Wissenschaftlerin ist sich sicher: Jetzt ist es an der Zeit, vorherrschende Strukturen zu hinterfragen und aktiv nach anderen Möglichkeiten zu suchen.

Die Wissenschaft, darüber kann es keine zwei Meinungen geben, ist eine aufregende Sache. In jeder Ausgabe widmen wir ihr deshalb die letzten Zeilen. Dieses Mal haben wir mit Lisa Caligagan, Artificial Intelligence-Studentin an der JKU und Mitarbeiterin am LIT Robopsychology Lab, gesprochen.  

Wissen, Visionen Ausgabe 3/2021

Raus aus diesem Wirrwarr

Plastik ist überall – leider auch dort, wo wir es nicht haben wollen. Die Wissenschaft will mit neuen Ansätzen Kunststoffe nun völlig neu denken und damit helfen, die Plastikplage in den Griff zu bekommen. Dafür werden die Kräfte gebündelt – auch an der JKU.

Von Martin Steinmüller-Schwarz
Ein Plastiknetz.
JKU Lehrstuhlinhaberin Maren Engelhardt.
Visionen Ausgabe 3/2021

Somnium - Der Traum von Wissenschaft

Turritopsis dohrnii – so geht kein Zauberspruch aus einem Harry-Potter-Film, nein, eigentlich ist es etwas noch viel Magischeres. So heißt nämlich das einzige Tier, das als unsterblich gilt. Eine kleine, etwa fünf Millimeter große Qualle aus dem Mittelmeer, eigentlich unscheinbar, aber eben dann doch nicht: Weil kurz bevor sie an Altersschwäche stirbt, sinkt sie auf den Meeresboden und versetzt dort ihre Zellen wieder in das Anfangsstadium. Kurz vor dem Ende beginnt es also wieder von neuem.

Immer wieder auf Neues trifft auch Maren Engelhardt, Lehrstuhlinhaberin für Anatomie und Zellbiologie an der Medizinischen Fakultät der JKU, in ihren Forschungen. Dabei beschäftigt sie sich am liebsten mit den Nervenzellen des menschlichen Gehirns. „Die Unsterblichkeit wird für unsere Spezies wohl nur ein Traum bleiben“, sagt sie. Und das, obwohl sich die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen seit Anfang des 19. Jahrhunderts verdoppelt hat. Der berühmte tschechische Schriftsteller Milan Kundera schrieb dazu vor einigen Jahren: „Das Einzige, was uns angesichts dieser unausweichlichen Niederlage, die man Leben nennt, bleibt, ist der Versuch, es zu verstehen.“

Auch Maren Engelhardt glaubt nicht, dass sich das menschliche Leben unendlich ausdehnen lässt – trotz aller Errungenschaften der Forschung. Aber klar ist, wir werden älter werden, eklatant älter sogar. Expert*innen glauben, dass die Zahl der über Hundertjährigen im Jahr 2050 fünfzehnmal so hoch ist wie jetzt. Engelhardt findet, dass gerade die Endlichkeit des Lebens etwas ist, das das Leben lebenswert macht. „Ist unendlich alt werden zu können wirklich ein Traum oder nicht eher ein Albtraum?“, fragt sie.

Und am Ende ist das Leben ähnlich wie die Wissenschaft: Man erlebt Niederlagen, versucht, das Große ins Kleine zu zerlegen, verläuft sich, kehrt zurück und formt sich neu. Dabei kommen wir immer weiter voran, weil wir dazulernen, besser werden, vieles besser verstehen. Und ganz zum Schluss sterben wir. Zumindest wir Menschen. Die Turritopsis dohrnii nicht – die sinkt zu Boden und fängt noch einmal von vorne an.

Die Wissenschaft, darüber kann es keine zwei Meinungen geben, ist eine aufregende Sache. In jeder Ausgabe widmen wir ihr deshalb die letzten Zeilen. Dieses Mal Maren Engelhardt, Lehrstuhlinhaberin für Anatomie und Zellbiologie der JKU, über (Alb-)Träume.

Visionen Ausgabe 2/2021

Durchblick für Spot

Der berühmte Roboterhund von Boston Dynamics kommt an die JKU. Für ein Projekt des Ars Electronica Festivals 2021 soll er mit einem zusätzlichen Sinn ausgestattet werden.

Von Thomas Brandstetter
Rektor Meinhard Lukas mit dem Roboterhund Spot.
Visionen Ausgabe 3/2020

Der Huchen, die Rodl und ein Tumorzellenschredder

Es begann mit dem Schutz von Fischen an der Großen Rodl – und am Ende stand ein an der JKU entwickelter Prototyp einer
Maschine, die die Metastasierung von Krebs im menschlichen Körper eindämmen könnte. Wie das eine zum anderen kam? Eine Chronologie.

Von Markus Staudinger
Visionen Ausgabe 3/2020

Somnium - Der Traum von Wissenschaft

Jetzt ist schon wieder was passiert. Das hat er sich oft gedacht, der Breneis Simon. Also eigentlich hat er sich das fast immer gedacht. Zumindest immer dann, wenn es eine Mathematik-Prüfung gab. Das kann er nämlich. Das mit den Zahlen und dem Denken. „Wenn was mathematisch bewiesen wurde, dann hat man die absolute Sicherheit, dass es auch wahr ist.“ Das hat er einmal gesagt, der Breneis. Da hat man schon gewusst: Wenn einer so was sagt, dann wird das was werden mit der Mathematik. Und dann ist es halt auch was geworden mit der Mathematik. Weil bei jeder Prüfung was passiert ist. Was Gutes. Ganz oft. Deshalb ist der Breneis einer der jüngsten Mathematik-Master aller Zeiten an der JKU geworden. Mit gerade einmal 20 Jahren.

„Mathematik kann unheimliche Freude bringen, wenn man sie versteht, und gleichzeitig tief verzweifeln lassen, wenn man nicht mitkommt.“ Auch so was sagt der Breneis. Da spürt man dann ein bisschen, dass er verliebt ist. In das, was er tut. Und so, wie man bei der Liebe ja auch nicht weiß, warum sie einen erwischt, weiß der Breneis Simon auch nicht so genau, warum das mit der Mathematik und ihm halt so ist, wie es ist. Da kann man sich nicht wehren, sagen die Leute. Also gegen die Liebe, die fällt halt hin, wo sie hinfällt. Beim Breneis zur Mathematik. Oder bei der Mathematik zum Breneis. Das kann man sehen, wie man mag. Und wahrscheinlich ist beides richtig. Aber die Geschichte vom Simon und der Mathematik sagt auch was vom Träumen. Weil es ist ja schön, wenn man so träumt. Nur, wenn dann nix davon überbleibt, wenn man nicht mehr schläft, was ist dann so ein Traum eigentlich noch?

Gut, dass der Breneis das nicht kennen muss. Weil der lebt seinen Traum. Aber wenn man ihn so reden hört von Gleichungen, Vermutungen und Funktionen, dann spürt man, dass der Breneis noch Pläne hat. Und Träume. Vom Denken, vom Rechnen und vom Lösen großer Rätsel. Und dann hat man von einem 20-jährigen Mathematiker ganz viel gelernt. Von der Liebe, vom Glück und vom Glücklichsein. Und deshalb ist der Breneis nicht nur gescheit, sondern wirklich weise. 

Die Wissenschaft, darüber kann es keine zwei Meinungen geben, ist eine aufregende Sache. In jeder Ausgabe widmen wir ihr deshalb die letzten Zeilen. Dieses Mal schreibt Simon Breneis, wissenschaftlicher Projektmitarbeiter am Institut für Analysis, über die Faszination Mathematik.

Von Simon Breneis
Visionen Ausgabe 2/2020

Somnium - der Traum von Wissenschaft

Ich muss mich beim Hexen versprochen haben“, sagte die kleine Hexe. Früher war ihr auch schon dann und wann etwas danebengegangen. Aber gleich viermal hintereinander?

Tja, das kann schon einmal vorkommen, wenn man sich mit Biologie, Chemie und Physik beschäftigt. Da geht ein und dasselbe Experiment mehrmals hintereinander daneben. Ganz so, wie bei der kleinen Hexe von Otfried Preußler. Seit ich mich erinnern kann, bin ich von all diesen Naturwissenschaften fasziniert. Weil es ein bisschen wie Zaubern und Hexen ist. Aus dem, was uns die Natur so gibt, Neues zu schaffen. Zu kombinieren. Wirkungen und Effekte zu erzielen, einfach damit, dass man zusammenfügt, was gar nicht zwangsläufig zusammengehört.

Dabei war mein Weg in die Wissenschaft gar kein direkter. Es war eher so wie in der Geschichte, als die kleine Hexe zum ersten Mal auf ihrem neuen Zauberbesen reitet: ein ziemlich wilder Ritt. Nach der Schule, bei mir war es die Polytechnische Schule, begann ich eine Lehre. Zuerst als Drogistin und danach noch eine Lehre als pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin. Da waren sie schon, die Naturwissenschaften. Nur mein Drang nach Wissen war damit noch nicht gestillt. Erst mit der Berufsreifeprüfung kam das Gefühl, dass ein Studium mein Weg sein könnte. Und auch wenn es Physik wurde – für mich waren und sind Naturwissenschaften immer interdisziplinär. Physik, Chemie, Biologie. Das sind Seiten desselben Buches und man sollte sie nicht gegeneinander, sondern miteinander lesen und verstehen.

Mittlerweile forsche und arbeite ich in einem großartigen Team an biologisch abbaubarer Elektronik und jetzt auch Robotik. Also, ganz einfach formuliert, an Robotern und Elektronik, die unsere Umwelt nicht belasten, sondern aus möglichst natürlichen Werkstoffen gebaut werden. Ganz oft geht es uns da wie der kleinen Hexe und wir haben das Gefühl, dass wir uns versprochen haben, weil wieder mal etwas nicht funktioniert. Umso schöner ist das Gefühl, wenn es dann klappt. Und dann komme ich meinem Traum ein kleines Stück näher: Dass es irgendwann solche Roboter ganz normal im Geschäft zu kaufen gibt und ich dann zu meinem Sohn sagen kann: Da hat die Mama mitgearbeitet. Und dann freue ich mich auf das Leuchten seiner Augen und den Stolz, dass seine Mama eine kleine Hexe ist.  

Von Melanie Baumgartner
Visionen Ausgabe 4/2019

Manifest
 

Innovation durch Universitas.

Von Gerald Bast u. Meinhard Lukas
Die 3-D-Abbildung eines Gehirns und der Arterien
Visionen Ausgabe 3/2019

Chirurgen mit 3-D-Brille

Wer in den Operationssaal gerollt wird, baut auf die Erfahrung, Kunstfertigkeit und höchste Konzentration der Chirurginnen und Chirurgen. Hightech-Medizintechnik möchte diese Könnerschaft unterstützen. Etwa durch patientenspezifische 3-D-Modelle und hochentwickelte Computersimulationen bis hin zum 3-D-Druck.

Von Uschi Sorz