Seit 1973 hat die Organisationsforschung einen festen Platz an der JKU. Gleichzeitig international ausgerichtete und regional wirksame Forschung und Lehre prägen das Institut bis heute.
Das Institut für Organisation steht für eine sozial- und verhaltenswissenschaftliche Organisationsforschung und -lehre. Dies bedeutet, dass wir Organisation nicht nur als eine wesentliche Aufgabe des Managements begreifen, sondern Organisationen auch als zentrale Akteure moderner Gesellschaften und als Institutionen mit einem wesentlichen Einfluss auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in den Blick nehmen.
Forschung und Lehre fokussieren drei Schlüsselthemen unserer Zeit:
Organizing for Creativity and Innovation beleuchtet die Möglichkeiten, Bedingung und Grenzen der Entstehung von Neuem in — mehr oder weniger — organisierten Kontexten.
Organizing for Digital Transformation and Platformization analysiert die organisationalen Voraussetzungen und Konsequenzen der von digitalen Technologien (mobiles Internet, KI und Senso-Robotik etc.) getriebenen Umwälzungen in Wirtschaft und Gesellschaft.
Organizing for Sustainabilty and Social Change thematisiert Fragen der langfristigen Überlebensfähigkeit, Lebensqualität und Gerechtigkeit angesichts globaler bzw. geopolitischer Herausforderungen.
Das Institut kooperiert mit führenden internationalen Universitäten, u.a. in Deutschland, Dänemark, Italien, Großbritannien sowie den USA und Kanada. Es leistet seit seiner Gründung einen wesentlichen Beitrag zur konsequenten Internationalisierung der JKU in Forschung und Lehre.
Unsere Instituts-Webiste informiert Sie über unsere Lehrprogramme, insbesonere den Master LIO und den Master Global Business. Zudem erhalten Sie nähere Informationen zu unserem Forschungsprogramm.
Institut für Organisation
Adresse
Johannes Kepler Universität Linz
Altenberger Straße 69
4040 Linz
Standort
Hochschulfondsgebäude, 2. Stock, Raum 215
Öffnungszeiten Sekretariat
Montag bis Donnerstag 09:00 - 14:00 Uhr
Telefon
Vom 24. bis 27. Juni 2024 fand in Zypern die renommierte Konferenz zur organisationalen Prozessforschung statt, die jährlich führende prozessorientierte Wissenschaftler aus aller Welt zusammenbringt. Die Konferenz, bekannt als Process Organization Symposium (PROS), widmet sich der Erforschung von Organisationen durch das Prisma der Prozessmetaphysik – einem Weltbild, das Prozesse anstelle von Substanzen als grundlegende Formen des Organisierens betrachtet.
In diesem Jahr präsentierte Dr. Benjamin Schiemer einen bemerkenswerten Beitrag zu einem kürzlich in der Fachzeitschrift Organization Science veröffentlichten Papier. Das Papier beleuchtet die zeitliche Strukturierung im Musikstudio und untersucht, wie bestimmte materiell bedingte Wartezeiten den kreativen Prozess beeinflussen. Schiemers Arbeit zeigt eindrucksvoll, wie kreative Schaffensphasen durch die Dynamik und die Unterbrechungen im Studio beeinflusst werden und welche Rolle das Warten als katalytischer Faktor spielen kann.
Die PROS-Konferenz ist bekannt für ihre innovative Herangehensweise und ihren Fokus auf die Prozessperspektive, die auf einer relationalen Ontologie, einer performativen Epistemologie und einer dynamischen Praxeologie beruht. Sie legt besonderen Wert auf das Werden, den Wandel und den Fluss und untersucht die verschiedenen Formen von Agency. Die Prozessperspektive priorisiert den Prozess über das Ergebnis, die Aktivität über das Produkt, den Wandel über die Beständigkeit und die Offenheit über die Determination. Diese Sichtweise fordert uns auf, die Komplexität der Welt anzuerkennen, anstatt sie zu reduzieren.
Die Teilnahme an der PROS-Konferenz bot eine einzigartige Gelegenheit zum Austausch und zur Diskussion der neuesten Forschungsergebnisse und Methodologien in der Prozessforschung.
Mit zwei seiner drei Forschungsschwerpunkte - Organizing for Digital Transformation and Platformization sowie Organizing for Creativity and Innovation - war das Institut für Organisation am diesjährigen EGOS-Kolloquium, der größten europäischen Konferenz für Organisationsforschung vertreten.
Das EGOS-Kolloquium stand für inspirierende und konstruktiv herausfordernde Diskussionen, die uns ermöglichen, laufende Forschung zu reflektieren, Standpunkte zu hinterfragen und uns für neue Ideen zu öffnen. Zudem war Exzellenz dieses Jahr nicht nur wissenschaftliches Leitmotiv, sondern auch Maxime des Rahmenprogramms: Der Besuch im Pirelli HangarBicocca, einer führenden Einrichtung für zeitgenössische Kunst, und das Privileg des EGOS-Dinners, überragt von Anselm Kiefers The Seven Heavenly Palaces, hätten eindrucksvoller nicht sein können. Wir danken den Substream-Coveners, Konferenz-Organisator:innen und allen Diskussionspartner:innen!
Zu unseren Konferenzbeiträgen im Einzelnen:
Sara Maric sprach über „Remixing logics, shaking up society: Analyzing platformization from a cultural institutionalist perspective“, eine Forschungsarbeit gemeinsam mit Elke Schüßler (Leuphana Universität, Lüneburg) und Leonhard Dobusch (Universität Innsbruck), die aktuelle Auswirkungen der Plattformisierung aus kultur-institutionalistischer Perspektive analysiert.
Prof. Robert M. Bauer präsentierte „Revisiting exchange: Digital platforms as infrastructures for reciprocal, non-reciprocal and unilateral exchange“, ein Ansatz in gemeinsamer Entwicklung mit Elke Schüßler (Leuphana Universität, Lüneburg), der es ermöglicht das integrale Zusammenspiel unterschiedlicher Austauschformen - mehr oder weniger reziprok, mehr oder weniger konsensuell und mehr oder weniger diskret (d.h. abgrenz- und zurechenbar) - in der digitalen Ökonomie zu analysieren.
Dr. Benjamin Schiemer sprach über methodologische Erkenntnisse aus der Kreativitätsforschung. „Qualitative Researcher-role-in-the-making: The Value of Enduring Liminality“ - gemeinsam mit Sunny Mosangzi Xu entwickelt - beleuchtet den Wert ausgedehnter Liminalität (d.h. des Verharrens in Übergängen) für die qualitativ empirische Forschung.
Ende Mai richtete die Universität von Modena und Reggio Emilia den 2. Organizing Creativity Transalpine Paper Development Workshop aus, bei dem die Johannes Kepler Universität (JKU) prominent vertreten war. Professor Claudio Biscaro fungierte als einer von drei Workshop-Leiter*innen und bereicherte die Diskussionen mit seiner reichen Erfahrung und Expertise. Professor Robert M. Bauer war Mitglied eines angesehenen Fakultätspanels, das zehn führende europäischen Universitäten repräsentierte und eine breite Palette akademischer Perspektiven und Expertisen bot. Roja Ratzinger und Dr. Benjamin Schiemer, zwei aufstrebende JKU-Forscher*innen präsentierten aktuelle Projekte, die auf großes Interesse und äußerst positive Resonanz trafen.
Der Organizing Creativity Transalpine Paper Development Workshop bietet eine einzigartige Plattform für junge Forscher in Europa und darüber hinaus, die leidenschaftlich daran interessiert sind, ihre empirischen oder konzeptuellen Studien zur Kreativität in den Bereichen Organisationstheorie (OT) und Organisationsverhalten (OB). Der Workshop ist höchst entwicklungsfördernd und konzentriert sich darauf, allen Teilnehmer:innen umfassend präzises, und konstruktives Feedback zu ihren Arbeiten zu geben.
Dieses Jahr gab es zudem kulturelle Bereicherungen in Form zweier Besuche bei führenden Kultureinrichtungen im Raum Reggio Emilia, nämlich bei Aterballetto, Italiens führender Institution für zeitgenössischen Tanz, und in der Collezione Maramotti. Letztere, eine renommierte zeitgenössische Kunstsammlung, die über drei Generationen von der Familie Maramotti kuratiert und finanziert wurde, ist im ursprünglichen Max Mara-Werk untergebracht, das zu einem Museum umgestaltet wurde. Die Besuche boten den Teilnehmer*innen eine willkommene und inspirierende Abwechslung zum ansonsten dominanten Bemühen um akademische Exzellenz.
Mitte Juni fand an der University of Edinburgh Business School (UEBS) die 9. Creative Industries Conference statt. Teil dieser Konferez war auch ein Special Issue-Workshop der Academy of Management Discoveries zum Thema „Creative Industries: Challenges and Opportunities of Digital Technologies“, in dem das Institut für Organisation mit zwei Forschungsarbeiten vertreten war.
Der Beitrag „Assetization of Creativity: How Digital Platforms Shape the Role of Copyright in Creative Industries“ von Benjamin Schiemer, Konstantin Hondros und Lukas Vogelsang, basiert auf einer qualitativen Studie, die die atypischen Praktiken und Geschäftsmodelle digitaler Plattformen untersucht und deren Auswirkungen auf die (Beziehungs-)Dynamiken in der Musikindustrie beleuchtet.
Der Beitrag „Content Creators and Content Cleaners: Understanding the Backstage of Creative Content Production on Social Media Platforms“ von Sara Maric und Elke Schüßler thematisiert die evaluativen Prozessen auf Social-Media-Plattformen. Er basiert auf fünfzig Interviews mit Social-Media Content Moderator*innen aus Kenia, Deutschland und Marokko und erklärt die komplexen Bewertungsmechanismen, die der Veröffentlichung von Social-Media-Inhalten auf großen Plattformen vorausgehen.
Wir freuen uns über diese Möglichkeit unsere Forschung zu präsentieren und sind für das wertvolle Feedback dankbar, das wesentlich zur Weiterentwicklung beider Papiere beitragen wird.