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Nach der Pandemie - Die Zukunft der Schule: Fünf Lehren für bessere Bildung

Kleine Zeitung vom 29.05.2021

Seit Beginn der Pandemie forscht Stephan Huber zu ihren Auswirkungen in den Schulen im deutschsprachigen Raum. Mittlerweile kann er aus seinen Ergebnissen einige Schlüsse für die Zukunft ziehen.

Sieben Teilstudien und ein Review bisheriger Forschung sind publiziert, drei weitere Studien sind in der Pipeline. Bildungsforscher Stephan Huber und sein Team an der Pädagogischen Hochschule Zug in der Schweiz unter anderem in Kooperation mit der JKU Linz haben in den letzten 15 Monaten im Rahmen des Schul-Barometers intensiv geforscht. Befragt wurden Schüler, Eltern, Lehrer, Schulleiter und Schulverwaltung in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu ihren Erfahrungen in der Pandemie. Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung definiert er fünf Punkte, an denen die Bildungspolitik, Verwaltung und Schulen auf Basis der Forschungsergebnisse ansetzen sollten.

1. Bildung ganzheitlich verstehen

Huber sieht in der derzeitigen politischen Debatte einen starken Fokus auf dem Nachholen des Lernstoffes. Auch die Sommerschulen zielen darauf ab: "Es geht aber darum, die Schüler als Menschen mit eigenen Lebenswelten wahrzunehmen", sagt Huber. Schulen sollten daher nicht nur das Kognitive ansprechen, sondern auch das Soziale, das Emotionale und das Motivationale. Schließlich hängen all diese Dinge mit den Lernprozessen und Bildung zusammen.

2. Digitalisierung pädagogisch nutzen

Was die Lernprozesse betrifft, müsse die Digitalisierung besser genutzt werden, so der Wissenschafter. Auf zwei Aspekte sei hier besonders zu achten. Zum einen das Lernen mit Technologie: "Man kann digitale Werkzeuge gut nutzen, um in einem kreativen Austausch miteinander zu lernen, aber auch die Schüler mit Aufgaben so fördern und fordern, dass sie sich gemäß ihrem Lernstand entwickeln", sagt Huber. Zum anderen das Lernen über Technologie. Schüler sollten ein Verständnis dafür entwickeln, was Digitalität ist, auch wie Soziale Medien funktionieren und wie sie mit den Informationen dort umgehen.

3. Belastete Gruppen besser unterstützen

Die Forschung von Huber und seinem Team zeigt, dass insbesondere die Belastung zweier Gruppen tendenziell unterschätzt wird: Erstens, engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die ohnehin und mittlerweile seit Beginn der Krise hochintensiv arbeiten. Hier werde Entlastung benötigt. Zweitens, Eltern, vor allem mit mehreren und noch jüngeren Kindern. Sie müssen oft viele Dinge gleichzeitig schaukeln, Beruf, Familie und die Betreuung der Kinder bei schulischen Aktivitäten. Zeitliche und fachliche Überforderung geht auch mal mit innerfamiliären Konflikten einher. Hier müsse sich die Politik überlegen, was sie für diese Gruppen unternehmen kann, etwa zusätzliche zuverlässige Betreuungsangebote vorhalten, die Eltern und Lehrer gleichermaßen entlasten.

4. Intelligent investieren

Unterschiede bei den Kindern in der schulischen Entwicklung benötigen Unterstützungsmaßnahmen. Schulen unterscheiden sich aber, sie sind auch unterschiedlich gefordert. "Es sind Ressourcen nötig, die die Schulen zielgerichtet und effizient einsetzen können", sagt Huber. Eine Möglichkeit wären hier Fördertöpfe auf der Ebene der Bildungsdirektionen, wo Schulen relativ einfach und unbürokratisch umfangreiche Mittel für schulspezifische pädagogische Maßnahmen abrufen können.

5. Jetzt handeln, aber step-by-step

Manche mögen aktuell die Schule vollständig neu erfinden, andere zum alten Muster zurück: „Es ist aber nicht entweder oder, sondern sowohl als auch", sagt Huber. Zudem bestehe die Gefahr, dass lange über Maßnahmen diskutiert wird und dann muss ganz viel auf einmal geschehen oder dass überstürzt Entscheidungen getroffen werden. Geht es nach dem Bildungsforscher, sollte eine balancierte Strategie gewählt werden, "wo Bewährtes bewahrt, bereits Praktiziertes optimiert und Neues eingeführt wird.