Mag.a Christiane Tusek ist Vizerektorin für Finanzen und Entrepreneurship. Im Interview erklärt sie ihre Aufgaben und Pläne.
Wir leben in Zeiten hoher Inflation und steigender Energiepreise. Wie ist die Lage der JKU?
Christiane Tusek: Die Situation ist tatsächlich brisant. Kurz gesagt: Wir haben höhere Aufwendungen, als unser vom Bund bewilligtes Budget ausgleicht. Die bevorstehenden Budgetverhandlungen werden daher in ganz besonderem Maße weichenstellend sein. Durch die hohe Inflation ist die momentane Lage nicht mit früheren Herausforderungen vergleichbar – aber wir werden natürlich mit aller Kraft dafür eintreten, dass die JKU diese Herausforderungen bewältigen kann. Und wir sind nicht allein: Wir setzen uns gemeinsam mit der uniko für eine faire Finanzierung ein.
Wie schwierig ist es unter diesen Voraussetzungen, das vorhandene Geld gerecht auf die verschiedenen Bereiche aufzuteilen? Ist das überhaupt möglich?
Christiane Tusek: Die JKU steht, wie auch die anderen Universitäten, im Mittelpunkt der Gesellschaft – das bringt eine hohe Verantwortung mit sich. Natürlich ist es unter diesen Gesichtspunkten und mit dem momentanen Marktumfeld noch herausfordernder, die Mittel richtig einzusetzen. Da kann eine Verteilung auch mal das Gefühl erzeugen, ungerecht behandelt zu werden. Ich möchte da aber ganz klar festhalten, dass mir die Fairness der Verteilung von Budgetmitteln ein ganz persönliches Anliegen ist.
Aber ich entscheide das auch nicht allein. Das Rektorat arbeitet als Kollegialorgan. Das heißt, der Rektor entwickelt gemeinsam mit den Vizerektor*innen eine strategische Ausrichtung, die dann umgesetzt wird. Die Mittelverteilung erfolgt auch unter dem Gesichtspunkt dieser Gesamtstrategie und ist keinesfalls eine Wertung über die wissenschaftliche Bedeutung eines Projekts oder Instituts.
Wie entscheiden Sie im konkreten Fall, ob ein Antrag genehmigt wird?
Christiane Tusek: Das liegt natürlich nicht in meinem freien Ermessen. Bei Forschungsfragen stimme ich mich zum Beispiel mit Vizerektorin Alberta Bonanni ab und bei Verwaltungsprojekten mit Vizerektor Alexander Freischlager. Oder wir besprechen es im Rektorat. Ich bin dann für die finanzielle Umsetzung der Entscheidung zuständig.
Aber alles kann man natürlich nicht bewilligen…
Christiane Tusek: Nein, und ich bin eine entschiedene Gegnerin des Gießkannenprinzips. Ich überlege, was der JKU im Gesamten langfristig am meisten bringt, was die beste Hebelwirkung entfaltet. Wenn etwas abgelehnt wird, heißt das nicht, dass es schlecht ist – es gibt aber vielleicht etwas, das momentan vorgezogen werden muss.
An Sie werden viele Wünsche herangetragen, aber die Ressourcen sind begrenzt. Warum möchten Sie in einer Zeit knapper Budgets Vizerektor*in für Finanzen sein?
Christiane Tusek: Weil wir genau jetzt am meisten bewegen können – und hier kommt mir meine jahrzehntelange Erfahrung zugute. Es ist wichtig, die wirtschaftlichen Zusammenhänge zu kennen und auf die Universitätsstruktur übertragen zu können. Das Ziel ist, Wachstum zu ermöglichen und Schäden zu vermeiden. Natürlich ist das nicht immer einfach, da „schwimmen“ wir manchmal. Aber das schadet nicht, ich bin eine gute Schwimmerin.
Nicht vermeiden kann man aber Enttäuschungen. Belastet es Sie, nicht alle Wünsche erfüllen zu können?
Christiane Tusek: Nein, damit kann ich umgehen. Ich bin sehr offen und ich mag Menschen, höre gerne zu. Aber ich bin halt für Plus und Minus zuständig. Ich gebe gemeinsam mit meinem tollen Team täglich das Beste, um die richtigen Hebel zu bewegen und das Bestmögliche für die Universität zu erreichen. Das finde ich hochspannend.
Was ist Ihr Resümee der ersten Funktionsperiode?
Christiane Tusek: Ich bin überzeugt, dass wir in meiner ersten Funktionsperiode sehr gut zum Wohle der JKU zusammengearbeitet haben. Wir konnten die Herausforderungen der Corona-Pandemie ausgezeichnet meistern und wichtige Ausbauvorhaben umsetzen. Besonders stolz bin ich auch auf das mit dem Bund ausverhandelte Budget der Leistungsvereinbarung 2022-2024, das sich auf rund 640 Mio. Euro beläuft.
Wie muss die JKU am Ende Ihrer Funktionsperiode aussehen, damit Sie sagen: Ja, das hat sich gelohnt?
Christiane Tusek: Ich bin davon überzeugt, dass sich jeder Einsatz mit Engagement und Herzblut lohnt. Freuen und stolz machen würde es mich, wenn die JKU als Innovationstreiberin und Pacemaker weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung des Standorts Oberösterreich leisten kann. Und wenn wir den Drittmittelbereich stärken können, denn da sehe ich das Limit noch nicht erreicht.
Am wichtigsten wird sein, einen guten Abschluss der Leistungsvereinbarung zu erreichen. Wenn uns das gelingt, bin ich wirklich zufrieden.
Egal ob ein Lieblingsort oder ein kulinarischer Geheimtipp – was ist Ihr JKU Highlight?
Christiane Tusek: Einen Lieblingsort an der JKU habe ich eigentlich nicht. Für mich ist der ganze Campus ein Erlebnis und der wohl inspirierendste Arbeitsplatz. Er strotzt nur so von Wissen und wissbegierigen Menschen. Den besten Kaffee hat für mich allerdings das Kuyo, und den genieße ich dort immer sehr.