Keplers Kosmos in eine Uhr gegossen: Cern-Physiker baut eine Sonnenuhr für die JKU
 

Johannes Kepler (1571 – 1630) war vieles: Astronom, Physiker, Mathematiker – und Namensgeber der Johannes Kepler Universität Linz.

von links: Stefan Koch, Alberta Bonanni, Werner Riegler; Credit: JKU
von links: Stefan Koch, Alberta Bonanni, Werner Riegler; Credit: JKU

Bis heute fasziniert sein Schaffen viele Forschende – wie den österreichischen Experimentalphysiker Werner Riegler. Zu Keplers Ehren hat er nun eine 2,3 Meter große Sonnenuhr gebaut, die letzte Woche am Campus der JKU aufgestellt wurde.

Riegler hat Physik an der TU Wien studiert und ist am Cern beschäftigt, wo er an der Entwicklung des Large Hadron Colliders (LHC) mitgewirkt hat. Daneben nahm er sich Zeit für ein ungewöhnliches Hobby: „Die Entwicklung und Konstruktion von Sonnenuhren ist seit meiner Jugendzeit eine meiner Freizeitinteressen“, so Werner Riegler. Werke von ihm stehen in der Solarcity Linz und in Grein an der Donau. Nun hat er sein Meisterwerk geschaffen – eine astronomische Sonnenuhr, die ganz im Zeichen von Keplers Vermächtnis steht.

„Traditionelle Sonnenuhren waren bis vor 200 Jahren die offiziellen Zeitmesser, sie weichen aber bis zu 16 Minuten von der gleichförmigen ,echten‘ Zeit ab. Dieser Unterschied kommt von der Neigung der Erdachse und von der ungleichförmigen Bewegung der Erde um die Sonne. Diese Bewegung wird wiederum durch die Keplerschen Gesetze bestimmt. Meine Idee war es, eine Sonnenuhr zu bauen, welche diese Bewegungen darstellt und daraus die genaue Zeit ableitet “, erklärt Riegler. Neben der präzisen Zeitangabe sind unglaublich viele Details eingebaut: Die Uhr zeigt eine Sternenkugel, die den Sternkatalog aus Keplers Rudolfinischen Tafeln exakt wiedergibt. Sie zeigt auch einen Globus mit der Weltkarte aus dem gleichen Werk Keplers. Auch Aspekte wie das Platonische Jahr von 25.500 Jahren und die Periheldrehung der Erde mit einer Periode von 20.500 Jahren sind in dieser Uhr integriert.

„Es ist unglaublich beeindruckend, welche Schaffenskraft, aber auch welche technische Fertigkeit hinter dieser Uhr steckt“, meint JKU Vizerektorin Alberta Bonanni anlässlich der Enthüllung der Uhr. „Ich möchte mich mehr als einfach nur bedanken. Dieses Werk ist inspirierend. Es zeigt, welche Leidenschaft und Kreativität Forschende an den Tag legen. Und es zeigt vor allem, wie dankbar wir unseren Vorgänger*innen sein müssen. Neugierige Geister wie Kepler haben das Fundament gelegt, auf denen unsere moderne Gesellschaft mit all ihren Errungenschaften aufbaut.“

Zu sehen ist die aus Edelstahl gefertigte Sonnenuhr auf der Wiese vor der Kepler Hall am Campus der JKU. Zum Abschluss hielt Riegler noch einen Vortrag zum Thema „Eine Astronomische Sonnenuhr für die Johannes Kepler Universität Linz”. Er wünscht sich vor allem eines: „Ich hoffe, dass die Menschen die Uhr nicht einfach als Objekt betrachten,  sondern dass sie versuchen, die Details zu verstehen und sich in die Sichtweise des Kosmos zu Keplers Zeit hineindenken.“