Neue Professor*innen der TNF stellen sich vor

Univ.-Prof. DI Dr. Gerd Bramerdorfer forscht am Institut für elektrische Antriebe und Leistungselektronik.

Gerd Bramerdorfer; Credit: JKU
Gerd Bramerdorfer; Credit: JKU

Am 29. Jänner hält er gemeinsam mit Univ.-Prof. Andreas Schell seine Antrittsvorlesung. Im Interview spricht er über seine Forschung.

In welchem Bereich forschen Sie?
Univ.-Prof. Gerd Bramerdorfer: Ich forsche im Bereich der elektrischen Antriebstechnik. Ziel ist es zum Beispiel, elektrische Maschinen effizienter zu machen und damit den Energieverbrauch zu reduzieren und den Ressourceneinsatz zu minimieren und somit nachhaltigere Lösungen zu entwickeln. Meist sind noch weitere, großteils gegenläufige Zielkriterien zu berücksichtigen. Das macht die Arbeit sehr herausfordernd und gleichzeitig spannend.

Warum haben Sie sich für die JKU entschieden und worum geht es in Ihrer Antrittsvorlesung konkret?
Univ.-Prof. Gerd Bramerdorfer: Ich bin seit meinem Diplomstudium der Mechatronik mit der JKU verbunden und habe hier auch dissertiert und mich habilitiert. Ich habe einige sehr inspirierende Auslandsaufenthalte an namhaften Universitäten weltweit absolviert. Das aus meiner Sicht beste mechatronische Forschungsumfeld sehe ich hier in Linz beheimatet.

In meiner Antrittsvorlesung werde ich die aktuelle Forschung im Bereich elektrischer Maschinen beleuchten und zeigen, dass hier trotz der 200-jährigen Geschichte kontinuierlich neue Konzepte benötigt, entwickelt und erfolgreich umgesetzt werden.

Was begeistert Sie an diesem Bereich?
Univ.-Prof. Gerd Bramerdorfer: Die elektrische Antriebstechnik ist ein Role Model für mechatronische Forschung. Sensorik, Aktorik, Leistungselektronik, Regelungstechnik, Mechanik – alles ist inkludiert. Dazu benötigt es Kenntnisse aus den Bereichen Mathematik und Informatik. Nur wer das eigene Forschungsfeld weiterentwickelt und gleichzeitig die Zusammenhänge versteht und neue Erkenntnisse aus anderen Feldern anwenden kann, wird bestmögliche Lösungen finden.

Wofür ist diese Forschung überhaupt notwendig bzw. wie verbessert sie unser Leben?
Univ.-Prof. Gerd Bramerdorfer: Dadurch, dass mehr als 50% der EU-weit benötigten elektrischen Energie für das Betreiben von vielen Milliarden elektrischer Antriebe verwendet wird, können wir mit unserer Forschung entscheidend zur Reduktion des Energieverbrauchs und der Verbesserung der CO2-Bilanz beitragen. Mit den aktuell neu entwickelten Topologien können wir ohne Performance-Verlust zusätzlich den Bedarf an Rohstoffen, die als sozial, ökologisch oder bezüglich Versorgungssicherheit kritisch gesehen werden, reduzieren oder gänzlich vermeiden.

Warum sollten sich Studierende Sie als Lehrenden wünschen?
Univ.-Prof. Gerd Bramerdorfer: Im Hörsaal vermittle ich ein fundiertes, nachhaltiges Grundlagenwissen und motiviere die Studierenden, indem ich kontinuierlich den Nutzen durch das Aufzeigen von interessanten Anwendungsfeldern und die Vorteile durch aktuell erzielte Forschungsergebnisse illustriere, die wir zum Beispiel mit Firmenpartner*innen erarbeiten. Dafür setze ich gerne neue Ansätze ein, wie „flipped classroom“, d.h. Tablet statt Tafel für direkten Blickkontakt usw. Der Kontakt mit Studierenden macht mir großen Spaß und ich versuche, bestmöglich auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen, während Lehrveranstaltungen genauso wie im Rahmen von Abschlussarbeiten. Mein großes internationales Netzwerk bietet den Studierenden viele Möglichkeiten, wertvolle Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Zum Beispiel war vor Kurzem ein Masterstudent in Australien und hat beim Formula Student Team der Monash University mitwirken dürfen.

An welchem Projekt arbeiten Sie momentan konkret?
Univ.-Prof. Gerd Bramerdorfer: Wir arbeiten aktuell zum Beispiel im Rahmen des eingeworbenen ERC Starting Grants an elektrischen Maschinen, die inhärent drehzahlabhängig ihre Eigenschaften verändern, also ohne Zusatzaufwand in der Ansteuerung, Elektronik etc. Das Team umfasst vier PhD-Studierende, zwei Postdocs und mich selbst und das Projekt ist auf fünf Jahre mit 1,5 Millionen Euro finanziert.

Welche Hobbys haben Sie?
Univ.-Prof. Gerd Bramerdorfer: Ich entspanne gerne mit meiner Familie in der Natur, bin ein Fan von Ballsportarten aller Art, reise und lese sehr gerne und treffe mich gerne mit Freunden.

Was wollen Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen oder erreichen?
Univ.-Prof. Gerd Bramerdorfer: Privat möchte ich ein guter Familienvater sein und meinen beiden Söhnen eine schöne Kindheit und einen guten Weg durchs Leben ermöglichen. Beruflich möchte ich neue Wege gestalten, die zu nachhaltigeren, effizienteren Lösungen im Bereich der elektrischen Maschinen und Antriebe mit Verbesserungen für uns alle führen –durch institutseigene Forschung oder genauso gerne indirekt durch die zukünftige Arbeit von Absolvent*innen, die ich durch mein Wirken an der JKU für diese Aufgaben begeistern und darauf gut vorbereiten konnte.