Strukturen schaffen: PsychologInnen geben Tipps für die Zeit in Isolation

Wie die Isolations-Zeiten während der Corona-Maßnahmen gut bewältigt wird, verraten unsere PsychologInnen.

Die Psychologische Studierendenberatung ist bemüht, die Studierenden durch diese schwierige Zeit zu begleiten. Die Dienste werden derzeit in Home Office angeboten. Die Anrufe werden von der Beratungsstelle auf die Handys der MitarbeiterInnen umgeleitet. Mit Zoom ist es darüber hinaus möglich, Beratungs- und Therapiegespräche online zu führen.

Aber auch selbst kann man viel tun, um die Krisen-Zeit mental gut zu bewältigen. Was JKU MitarbeiterInnen und Studierende beachten sollten, haben die PsychologInnen der Studierendenberatung zusammengefasst.

Momentan befinden sich die meisten Studierenden und MitarbeiterInnen österreichischer Hochschulen in häuslicher Isolation. Die momentan geltenden Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus können das psychische Wohlbefinden stark beeinflussen. Im Folgenden möchten wir Ihnen ein paar Anregungen übermitteln, wie diese Phase gut überstanden werden kann.

1. Bewährte Fähigkeiten helfen neue Situationen zu meistern

Nutzen Sie Ihre vorhandenen Ressourcen und stellen Sie sich folgende Fragen: „Was hat bisher gut funktioniert? Welche Aktivitäten helfen mir, mich zu entspannen? Welche herausfordernden Situationen habe ich bisher bereits gemeistert und welche meiner Fähigkeiten waren dabei hilfreich? Zu welcher Tageszeit lerne ich am besten? Wie viele Stunden kann ich täglich konzentriert arbeiten? Lerne ich lieber alleine oder in Gruppen? Wie kann ich virtuelle Lern/Arbeitsgruppen ins Leben rufen und umsetzen? Wie kann ich mich am besten motivieren? Was hat mir bisher geholfen, um zwischendurch gut abzuschalten? Welche Tipps würde ich meinen KollegInnen geben, wenn diese alleine zu Hause sitzen und Schwierigkeiten mit der Selbstorganisation haben? Was würden meine KollegInnen sagen, welche meiner Stärken mir gut durch diese Zeit helfen könnte?

2. Ein guter Überblick gibt Orientierung und wirkt Hilflosigkeit entgegen

Finanzielle Unsicherheit betrifft jetzt eher die JKU Studierenden. Momentan besteht für viele Studierende vor allem die Ungewissheit, wie es im Sommersemester 2020 weiter geht, welche Prüfungen gemacht und welche Lehrveranstaltungen abgeschlossen werden können. Viele Studierende haben in der letzten Zeit auch ihre Nebenjobs verloren und müssen sich jetzt mit der Frage konfrontieren, wie sie ihr Leben weiter finanzieren.  Verschaffen Sie sich in einem ersten Schritt einen Überblick über ihre finanzielle Lage und eventuelle finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten wie den Sozialfonds der ÖH JKU etc.
 Vielleicht können Sie auch neue Einnahmequellen erschließen, zum Beispiel als ErntehelferInnen (www.dielebensmittelhelfer.at, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster) oder ZivildienerIn.  Genauso verschaffen Sie sich einen Überblick über ihren Lernstoff angesichts der veränderten Situation. Informieren Sie sich, welche Fächer wie und wann abgeschlossen werden können. Überlegen Sie, in welchen Fächern sie sich trotz der Unsicherheit und Ungewissheit auf eine Prüfung vorbereiten können.  Vor diesem Hintergrund entscheiden Sie nun, wie viele Stunden pro Woche Sie für Ihre finanzielle Absicherung einerseits und für Ihr Weiterkommen im Studium andererseits aufwenden möchten bzw. müssen. Machen Sie diese Wochenplanung schriftlich bzw. elektronisch. Vielleicht lassen sich über Videotelefonie auch Lerngruppen organisieren. Das gemeinsame Lernen schafft ebenfalls Struktur, macht mehr Spaß und wirkt sich oft positiv auf den Lernerfolg aus.

3. Positive Aktivitäten wirken Stress entgegen

Überlegen Sie sich auch, wieviel Zeit Sie in angenehme Aktivitäten investieren möchten. Regelmäßige Bewegung und soziale Kontakte (per Videotelefonie) wirken sich wissenschaftlich erwiesen äußerst positiv auf unsere Psyche aus und sollten deshalb in ausreichendem Maß in Ihren Wochenplan integriert werden.
 
4. Gezielte Fakten helfen gegen aufkommende Ängste

Überlegen Sie bewusst, welchen medialen Quellen Sie Ihre Aufmerksamkeit schenken möchten und wieviel Zeit Sie täglich der Informationsbeschaffung widmen möchten. Welche Zeitungen möchten Sie lesen, welche Nachrichtensendungen ansehen? Klare Fakten und seriöse Informationen geben Orientierung und Sicherheit. Planen Sie auch diese in Ihren Tagesablauf ein und vermeiden Sie ununterbrochenen Medienkonsum.

5. Routinen geben Halt und Sicherheit

Versuchen Sie, Ihre üblichen Routinen wie Schlafens-, Essens- und Lernzeiten so gut als möglich einzuhalten. Wenn Sie es gewohnt sind, sich morgens die Zähne zu putzen und sich anzukleiden, dann tun Sie dies auch weiterhin. Ein gut überlegter Essensplan hilft Ihnen dabei, sich auch ohne Mensa gesund zu ernähren und unnötige Gänge in den Supermarkt zu vermeiden.

6. Spielräume helfen Pläne umzusetzen

Überambitionierte Zielsetzungen können schnell dazu führen, dass Sie Ihre Wochenpläne nicht mehr einhalten können und „über den Haufen werfen“. Das ist frustrierend und wirkt den positiven Effekten von Wochenplänen entgegen. Sie können das vermeiden, indem Sie für jedes zu lernende Stoffgebiet oder zu erledigende Büroarbeit ein Drittel mehr Zeit einplanen, als Sie vermutlich dafür brauchen werden. Zusätzlich kann es hilfreich sein, Zeitpuffer zu berücksichtigen, in denen Inhalte erledigt werden, die Sie durch unvorhergesehene Ereignisse (Anrufe von FreundInnen, verschlafen, Prokrastination etc.) nicht geschafft haben.  
 

Im Bedarfsfall steht Ihnen die Psychologische Studierendenberatung Linz mit professioneller Hilfe derzeit telefonisch und online zur Verfügung.  Termine für telefonische oder online Beratungsgespräche via zoom.us erhalten Sie unter 0732 2468 7930. Wir sind Montag bis Donnerstag von 7.30-15.30 und Freitag von 7.30- 13.30 Uhr für Sie erreichbar.


Weitere Krisenhotlines im Raum Oberösterreich:

Krisenhilfe OÖ (24h) 0732 21 77
Telefonseelsorge (24h) 142
Ö3-Kummernummer (12-24 Uhr) 116 123
Opfernotruf (24h)  0800 112 112
Frauenhelpline (24h)  0800 222 555
Männernotruf (24h)  0800 246 247
Helpline des Berufsverbandes Österreichischer Psycholog*innen (ausgeweitete Beratungszeiten: Mo-Do 9-16 Uhr) 01 504 8000
Telefonische Gesundheitsberatung (24h) 1450
Coronavirus-Hotline der AGES (24h) 0800 555 621