Festival University 2022 von JKU und Ars Electronica geht in den Endspurt

4 Wochen, 200 Studierende, 70 Länder, alle Erdteile: Die JKU und Ars Electronica versammeln derzeit die Jugend aus aller Welt in Linz.

Ashraf, Kuni, Sophia (vorne, v.l.n.r), Gerfried Stocker, Alfonse, Rektor Lukas, Komal, Tanaka und Lasse (hinten, v.l.n.r.), Credit: JKU

Angeleitet von internationalen Expert*innen stellen sich die Studierenden im Zuge der Festival University seit 18. August die Frage, wie wir unsere gegenwärtigen Krisen überwinden und unsere Erde gestalten können, damit sie auch für zukünftige Generationen lebenswert bleibt. Am Ende der Festival University geben sie jetzt Einblick in drei ereignisreiche Wochen und ihre Ideen und Visionen, die Inspiration und Vorbild für die Weiterentwicklung unserer globalen Gemeinschaft sein können.

Von 18. August bis 14. September ist Linz heuer bereits zum zweiten Mal Schauplatz der internationalen Festival University, eine gemeinsame Sommeruniversität von JKU und Ars Electronica. Aus rund 800 Bewerbungen wurden 200 Studierende ausgewählt, die insgesamt rund 70 Länder aus allen Erdteilen repräsentieren. Ihre fachlichen Hintergründe sind divers und reichen von Kultur-, Sozial- oder Rechtswissenschaften bis zu Technik oder Medizin. Durch diese kulturelle und fachliche Diversität ist die Festival University ein Prototyp für eine „Universität der 21. Jahrhunderts“ und Inspiration, wie wir als weltumspannende Gemeinschaft globale Krisen bewältigen können.

„In einem Jahrzehnt der Krisen und der düsteren Zukunftsaussichten zeigen die JKU und Ars Electronica, wie die Kehrtwende gelingen kann: Die gemeinsame Festival University schöpft aus dem Potenzial von Wissenschaft und Kunst und regt ihre Teilnehmer*innen an, fachliche und kulturelle Grenzen zu überwinden. Auf Basis von Dialog und Kooperation skizzieren 200 junge Menschen aus aller Welt ihre Ideen, wie wir unsere Gesellschaft zum ‚Planet B‘ weiterentwickeln können. Damit gibt eine globale Jugend Anstoß und Inspiration für eine positive Zukunft. Davon können gerade wir als Universität viel lernen,“ sagt JKU Rektor Meinhard Lukas. Und er ergänzt: „Die Festival University ist bereits in ihrem zweiten Jahr eine Erfolgsgeschichte: Mit dem Pioniergeist von JKU und Ars Electronica wurde ein Fundament geschaffen, von dem unser Universitätsstandort nachhaltig profitieren wird. Die positive Resonanz ist aber nicht nur eine Bestätigung, sondern auch ein Auftrag: Den Paarlauf von Wissenschaft und Kunst und den Optimismus der globalen Jugend werden wir auch in Zukunft brauchen, um gemeinsam Fortschritt zu ermöglichen.“

„Um zukunftsfähig zu werden, brauchen wir viel mehr Formate wie die Festival University“, sagt Gerfried Stocker, Künstlerischer Geschäftsführer der Ars Electronica, und meint damit nicht, dass in wenigen Wochen Patentrezepte für all unsere Probleme zu entwickeln seien.„Wir brauchen ‚Festival Universities’, um jene Gesprächsbasis und Konsensfähigkeit wiederzuerlangen, die uns durch die Pandemie, vor allem aber durch die totale Ökonomisierung und Privatisierung des Internets verloren gegangen sind. Mitte August sind 200 junge Menschen aus 70 Ländern nach Linz gekommen, haben einander kennengelernt und sich mit Künstler*innen, Forscher*innen, Unternehmer*innen und Aktivist*innen zu Fragen unserer Zukunft ausgetauscht. Mitte September werden sie wieder in ihre Heimat zurückkehren – und dann andere Menschen sein. Menschen, die einen Anfang und den Unterschied bedeuten können.“

Begeistert ist auch Bildung-, Wissenschafts- und Forschungsminister Martin Polaschek: „Die Festival University ist ein voller Erfolg! 200 Studierende aus der ganzen Welt haben hier in Linz die Köpfe zusammengesteckt und darüber nachgedacht, wie wir aktuelle Krisen überwinden und unsere Erde auch für zukünftige Generationen lebenswert hinterlassen können. Wir haben hier eine internationale junge Generation, die sich den Herausforderungen unserer Welt aktiv stellt. Es ist beeindruckend, welche kreative Ideen und Visionen im Zuge dessen entstanden sind. Ich gratulieren den Studierenden zu diesen tollen Ergebnissen und der Johannes Kepler Universität Linz und Rektor Meinhard Lukas zu dieser erfolgreichen Festival University.“

„Dass bei uns in Oberösterreich Innovation gelebt und Zukunft gestaltet wird, zeigt einmal mehr die internationale Festival University, bei der junge Talente aus der ganzen Welt Ideen erarbeitet haben, mit denen wir unseren Lebensraum und ein gelingendes Zusammenleben bestmöglich gestalten können. Durch die Verbindung von Wissenschaft und Kunst schaffen die rund 200 jungen Studierenden innovative Konzepte für eine bessere Welt“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer.

Einblicke in ein Programm, das Brücken baut
Das Programm der Festival University war thematisch eng mit dem diesjährigen Ars Electronica Festival verbunden. Unter dem Motto ”Welcome to Planet B! A different life is possible. But how?“ gab es Keynotes, Workshops und Exkursionen in und rund um Linz. Angeleitet wurden die Studierenden von einer internationalen Fakultät, bestehend aus Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Politiker*innen oder Expert*innen aus Wirtschaft, Medien und Zivilgesellschaft. Gemeinsam mit diesen Expert*innen haben sich die Studierenden mit den Krisen unserer Zeit beschäftigt. Im Zentrum stand der Klimawandel und seine Auswirkungen. Sie konnten Einblicke in unterschiedliche Themenbereiche und Fachrichtungen erlangen und gelangten so zu Anregungen und Inspirationen, wie wir als globale Gemeinschaft auf die Herausforderungen reagieren können. Nach mehr als drei ereignisreichen Wochen geben die Studierenden Einblick in ihre Erfahrungen und erzählen von ihren Ideen und Träumen für unseren „Planet B“:

Sophia, 24, von den Philippinen, hat Industrial Engineering studiert und ist derzeit Prozess-Analystin an der University of Asia and the Pacific. Sie hat besonders die Vielfältigkeit des Programms und der Teilnehmer*innen begeistert. Und einer der vielen interaktiven Programmpunkte: “Der Workshop ‚Robotics & Origami‘ hat mir gezeigt, wie sehr wir davon profitieren, wenn wir die Funktionalität von Technologie und die Schönheit von Kunst kombinieren.“

Lasse, 23, aus Deutschland, studiert Maschinenbau an der TU Berlin. Er leitet an seiner Universität eine Projektwerkstatt, die von Studierenden für Studierende gehalten wird. In seinem Kurs sind 20 Studierende aus 16 Fachrichtungen. Gemeinsam haben sie eine Hydroponik-Anlage , öffnet eine externe URL in einem neuen Fensterzum Anbau von Salat und Kräutern gebaut. Bei dieser Methode werden Pflanzen nicht in der Erde, sondern im Wasser angebaut. Durch dieses Projekt hat Lasse schon selbst erlebt, wie wertvoll Interdisziplinarität ist. Darum hat er sich auch für die Festival University beworben: „Die Festival University gibt eine große Bandbreite an Einblicken und Inspiration, das ist einzigartig. Ich habe hier viel Raum bekommen, um über die eigenen Grenzen zu schauen.“ Und genau das, da ist er sicher, werden wir brauchen, um unseren „Planet B“ zu gestalten: „In der Vergangenheit sind wir oft sehr einspurig gefahren, das kann man nur aufbrechen, indem man zusammenarbeitet und interdisziplinär denkt. Die Festival University zeigt, wie das funktionieren kann.“

Komal, 25, aus Indien, hat kürzlich ihr Studium „Exhibition and Spatial Design“ abgeschlossen. Für sie ist die Festival University eine einmalige Gelegenheit: „Ich finde, man soll alle Möglichkeiten zu lernen nutzen. Und ich habe hier sehr viel gelernt - von Menschen, die jünger als ich sind oder einen ganz anderen Background haben. Dieser Perspektivenwechsel ist sehr bereichernd.“

Ashraf, 24, aus dem Libanon, studiert Computer Engineering an der American University of Beirut. Er arbeitet auch als Spieleentwickler und hat ein Wildtierheim, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster mit seiner Familie. Besonders begeistert war Ashraf von der Internationalen Fakultät: „Während der Festival University durfte ich mit vielen Expert*innen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenarbeiten und mich mit ihnen austauschen. Zu sehen, dass es so viele Menschen gibt, die sich tagtäglich mit ihrem Wissen und ihrer Expertise dem Klimawandel und unserem Planeten widmen, gibt mir Zuversicht für die Zukunft.“ Und er ergänzt: „Die Festival University macht Linz zum Mittelpunkt von etwas ganz Neuem. So viele schöne Erinnerungen - ich werde sicher wiederkommen!“

Klima vor Gericht
Höhepunkt des Programms bildet ein fiktives internationales Umweltgericht, das derzeit im Zuge des Ars Electronica Festivals zu erleben ist: Die Studierenden simulieren ein internationales Gericht zum Schutz der Umwelt („The International Environmental and Climate Court“) und führen anhand von beispielhaften Problemstellungen zu drei Themenschwerpunkten (Wasser, Energie und Migration) Verhandlungen. Realpolitische Themen wie Raubbau an Rohstoffen, die EU-Taxonomie-Verordnung oder Klimaflucht werden dadurch in fiktiven Verfahren bearbeitet. Diese Gerichtssimulation soll die Komplexität und Vielschichtigkeit des Klimawandels als globales Problem verdeutlichen. Und aufzeigen, wie wichtig Dialog und Kompromiss für die Lösungsfindung sind. Dabei geht es weniger um die juristischen Aspekte, sondern vielmehr darum, dass die Studierenden in einem dialektischen Prozess unterschiedliche Perspektiven einnehmen und zu Problemstellungen gut recherchieren bzw. ihre Lösungen fundiert (wissenschaftlich) argumentieren. Dieser Perspektivenwechsel war für die Studierenden Herausforderung und Bereicherung gleichzeitig.

Besucher*innen können den “International Environmental and Climate Court” noch zwei Mal live am JKU Campus erleben: Samstag, 10. 9. (Thema „Migration“) und Sonntag, 11. 9. (Thema „Wasser“), jeweils um 10.30 Uhr. Bei Schönwetter findet die Court Simulation auf der Festival University Stage (oder online im Livestream, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster) statt. Bei Schlechtwetter im Science Park 5, Raum 101.

Fakten zur Festival University 2022

  • Zeitraum: 18. August bis 14. September (vier Wochen)
  • Ort: Linz und Umgebung
  • Teilnehmer*innen:

200 Studierende im Alter zwischen 16 und 25 Jahren aus rund 70 Ländern (z.B. Brasilien, Costa Rica, USA, Kanada, Österreich, Tschechien, Dänemark, Italien, Japan, Libanon, Taiwan, Nigeria, Australien). Sie repräsentieren damit sechs von sieben Kontinenten. Ihre fachlichen Hintergründe sind divers und reichen von Kultur-, Sozial- oder Rechtswissenschaften bis zu Technik oder Naturwissenschaften.

29 der 200 Teilnehmer*innen haben bereits im letzten Jahr an der Festival University teilgenommen.

Es haben sich insgesamt mehr als 800 Schüler*innen und Studierende für diese 200 Plätze beworben.

  • Sprache: Englisch
  • Zeitbedarf: Vollzeit
  • Credits: Die Teilnehmer*innen erhalten ein Festival University Zertifikat mit 6 ECTS.
  • Kosten: Für die Teilnehmer*innen werden alle Kosten für Flug (Economy), Unterkunft sowie Verpflegung vor Ort übernommen.

Programm:

o Angelehnt an das heurige Ars Electronica Festival folgt die Festival University dem Motto „Welcome to Planet B! A different life is possible. But how?“ und beschäftigt sich mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen.

o Workshops, Podiumsdiskussionen und Vorträge von und mit internationalen Expert*innen, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Manager*innen vermitteln Wissen, geben Anstoß zur Reflexion und regen die Teilnehmer*innen an, fachliche Grenzen zu überwinden.

o Im Mittelpunkt steht die Simulation eines fiktiven internationalen Umweltgerichts, das im Rahmen des Ars Electronica Festivals öffentlich zugänglich ist. Termine: 9. /10./11. September (jeweils um 10.30 Uhr) bei der Festival University Stage am Vorplatz der Bibliothek/Learning Center am JKU Campus bzw. im Science Park 5, Raum 101 (bei Schlechtwetter). Livestream von der Festival University Stage: Ars Electronica Channel – LIVE – Welcome to Planet B, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

o Abgerundet wird das Programm durch Exkursionen in Linz und Umgebung (z.B. zum Memorial in Gusen).

Finanzierung: Die erforderliche Finanzierung für die Festival University im Umfang von 1,6 Millionen Euro stellt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung zur Verfügung.

Weitere Infos: https://www.jku.at/festival-university/