Interdisziplinäres Stiftungsinstitut für Integrierte Qualitätsgestaltung: Antrittsvorlesung von Univ.-Prof. Erik G. Hansen an der JKU

Qualität setzt sich durch – aber was ist Qualität und wie kann man sie gestalten? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Univ.-Prof. Erik G. Hansen vom Institut für Integrierte Qualitätsgestaltung (IQD) der Johannes Kepler Universität Linz. Am 25. April 2016 hielt er seine Antrittsvorlesung an der JKU. Die Professur wurde von Quality Austria als Hauptfördergeber und dem Land OÖ gestiftet. Das Ungewöhnliche daran: Neben der Professur ist auch das Institut selbst von der Stiftung umfasst.

 v.l.: JKU-Rektor Meinhard Lukas, LH.-Stv. Thomas Stelzer, Univ.-Prof. Erik Hansen, Dr.in Anni Koubek, Dekan Johann Bacher, Dekan Alois Ferscha
v.l.: JKU-Rektor Meinhard Lukas, LH.-Stv. Thomas Stelzer, Univ.-Prof. Erik Hansen, Dr.in Anni Koubek, Dekan Johann Bacher, Dekan Alois Ferscha

Österreich ist als Land mit hohen Lohnkosten im globalen Wettbewerb besonderem Druck ausgesetzt. Der einzige Weg, im Konkurrenzkampf mit Billiglohnländern zu bestehen, liegt in Innovation und hoher Qualität. Die Verbindung dieser beiden Themen zu fördern, ist ein wesentliches Anliegen der Quality Austria im Rahmen dieser Stiftungsprofessur. „Qualitätsgestaltung wird in der Zukunft einen noch breiteren Raum einnehmen. Unsere Wirtschaft ist von Komplexität und hoher Dynamik geprägt. Wie in diesem Umfeld Sicherheit für die Kunden hergestellt werden kann, ist für uns ein zentrales Anliegen, das wir gemeinsam mit dem neuen Institut erforschen möchten“, so Dr.in Anni Koubek, Prokuristin Innovation, Business Development Qualität von Quality Austria.

Stiftungsprofessur ausgeschrieben
Gegen starke Konkurrenz, auch von anderen Universitäten, konnte sich die JKU die von Quality Austria ausgeschriebene Stiftungsprofessur sichern.

Es war uns von Anfang an klar, dass es bei einem so komplexen Thema keinen Sinn hat, nur eine Professur zu stiften“, erklärt Univ.-Prof. Klaus Zeman (Institut für Mechatronische Produktentwicklung und Fertigung), der die Einrichtung des neuen Instituts begleitet hat. „Damit konnten wir Quality Austria als den Hauptfinanzgeber des Instituts auch überzeugen. So wurde dann gleich das ganze Institut gestiftet.“

Rund 2 Millionen Euro beträgt die Finanzierung durch Quality Austria für die ersten 5 Jahre. Weitere 500.000 Euro kommen in diesem Zeitraum jeweils vom Land OÖ und von der JKU.

„Die JKU steht nicht nur für exzellente Forschung, sondern auch für den Mut, neue Wege zu beschreiten“, so JKU-Rektor Univ.-Prof. Meinhard Lukas. „Das Institut für Integrierte Qualitätsgestaltung ist ein Beispiel dafür. Es handelt sich um ein fakultätsübergreifendes, das heißt: ein interdisziplinäres Institut, das sowohl Aspekte der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät als auch der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät behandelt.“ In der Vernetzung von Know-how sieht Lukas die Zukunft der Wissenschaft. „Komplexe Fragestellungen umfassen heute mehrere Fachrichtungen. Wir müssen Strukturen schaffen, in denen die Fähigkeiten der ExpertInnen verschiedener Bereiche gebündelt werden. Diesem Zweck dient zum Beispiel das neue Linz Institute of Technology. Ich freue mich, dass wir auch mit dem Stiftungsinstitut diesen Weg gehen können und bedanke mich sehr herzlich bei Quality Austria und beim Land OÖ, die das möglich gemacht haben.“

„Die Stiftungsprofessur ist ein wichtiger Baustein, da sie österreichweit die einzige Forschungsstelle dieser Art ist und einen interdisziplinären Ansatz verfolgt. Interdisziplinarität ist die Voraussetzung für perfekte Produkt- und Produktionsprozesse von morgen“, meint auch Landeshauptmann-Stellvertreter Thomas Stelzer.

Interdisziplinäre Forschung
2014 wurde die Professur für Integrierte Qualitätsgestaltung ausgeschrieben; im Oktober 2015 nahm Univ.-Prof. Erik G. Hansen als Institutsvorstand seinen Dienst an der JKU auf. Konkret widmet er sich mit seinem Team den Fragen des Innovationsmanagements wie auch der Auswirkung neuer Technologien auf Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit. „Wir sehen uns ein potentielles Produkt über seine gesamte Lebensdauer hinweg an und berücksichtigen auch ,mehre Leben‘ im Sinne der Kreislaufführung“, so der Innovationsexperte. Von der Herstellung über den Vertrieb, Rücknahmen und Wiederverwertung spannt sich der Bogen. „Qualität lässt sich nicht erprüfen, sie muss entwickelt werden“, meint Hansen. Das IQD betrachtet daher Qualität ganzheitlich hinsichtlich technischer, ökonomischer, ökologischer, sozialer und gesundheitlicher Faktoren und erforscht in diesem Sinne, wie integrierte Qualität bereits in frühen Phasen der Produkt- und Dienstleistungsentwicklungsprozesse beeinflusst werden kann und wie Produkte und Dienstleistungen kombiniert werden müssen, um integrierte Qualität über den gesamten Produktlebenszyklus zu erreichen. Weiterhin wird die Rolle von Managementsystemen und Produktzertifizierungen in diesen Prozessen untersucht. Dieser interdisziplinäre Ansatz erstreckt sich auch auf die Lehre: beispielsweise in Hansens Vorlesung zum Thema „Innovation, Design and Quality for the Circular Economy“, in dem sich Studierende der Kunststofftechnik ebenso wie StudentInnen des Fachs General Management befinden.