Recht und Soziologie – oder warum man Banken besser in Vorarlberg als in Wien überfallen sollte

Helmut Hirtenlehner ist seit mehr als 20 Jahren an der JKU. Seit 1. September ist er Professor am neuen Institut für Procedural Justice. Was das ist erklärt er im Interview.

Professor Helmut Hirtenlehner
Professor Helmut Hirtenlehner

Der 51-jährige Linzer hat zu Themen wie „bedingter Entlassung“ und der Strafprozessreform geforscht. Als neuer Professor für Procedural Justice reicht seine Arbeit nun weit übers Strafrecht hinaus.


Was genau ist Procedural Justice?
Prof. Helmut Hirtenlehner: Gute Frage. Da gibt es nicht die eine, einheitliche Definition. Es geht darum zu erforschen, wie Verfahren tatsächlich durchgeführt werden. Egal ob im Strafrecht, Privatrecht oder anderen Rechtsgebieten.

Also wie die Verfahrensordnungen in der Praxis angewendet werden?
Prof. Helmut Hirtenlehner: Naja, das Gesetz gibt nur den groben Rahmen vor. Schon am Beispiel Strafmaß sieht man das: Für ein Delikt kann es beispielsweise zwischen 5 und 10 Jahren Haft geben. Wie wird dieser Spielraum genutzt? Wie wirken sich Beweisfragen auf einen Prozess aus? Da gibt es viele sehr praktische Fragen. Zum Beispiel setzt es in Ostösterreich für dasselbe Delikt härtere Strafen als in Westösterreich. Wir untersuchen, woran das liegt.

Und was ist nun neu an diesem Forschungsbereich?
Prof. Helmut Hirtenlehner: Vor allem die interdisziplinäre Vernetzung. Jurist*innen, Soziolog*innen, Praktiker*innen – sie alle forschen gemeinsam am selben Thema. Und verwenden dazu empirische Methoden. Wir gehen also weit über den kernjuristischen Bereich hinaus.

Was erwartet Ihre Studierenden?
Prof. Helmut Hirtenlehner: Viel Praxis. Mir ist die Vermittlung der Rechtswirklichkeit wichtig, also wie wird Recht tatsächlich angewendet und wie wirkt sich das aus? Was kann es erreichen, und woran scheitert es? Außerdem will ich den jungen angehenden Jurist*innen empirische Arbeitsweisen näherbringen.

Abseits von Recht und Gerechtigkeit – was interessiert Sie noch?
Prof. Helmut Hirtenlehner: Ich lese viel und betreibe Kampfsport. Derzeit vor allem Kung Fu, aber ich habe auch den schwarzen Gürtel in Karate.

Ihr Wunsch für den Start?
Prof. Helmut Hirtenlehner: Ich hoffe, wir können präsente Lehre abhalten. Der Austausch mit den Studierenden ist mir enorm wichtig.