"In den  Naturwissenschaften haben es Frauen zum Teil immer noch schwer."

Dr.in Mona Roesler spricht im Interview über Frauenrechte - und was für echte Gleichstellung notwendig ist.

Mona Roesler; Credit: privat
Mona Roesler; Credit: privat

Dr.in Mona Roesler ist Senior Lecturer am Institute of Anatomy and Cell Biology der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität Linz.

Elise Richter konnte 1905 als erste Frau habilitieren und wurde 1921 erste außerordentliche Professorin Österreichs. 100 Jahre später hat sich viel getan - dürfen wir zufrieden sein? Oder machen die universitären Strukturen es nach wie vor schwer, Chancengleichheit von Männern und Frauen zu erreichen?
Dr.in Mona Roesler: Es gibt an dieser Stelle sicherlich große Unterschiede zwischen den einzelnen Fachbereichen. In den Naturwissenschaften haben es Frauen zum Teil immer noch schwer. Beispielswiese können Frauen bei einer Schwangerschaft nur noch sehr eingeschränkt im Labor arbeiten und mit Gefahrstoffen umgehen. Dies kann vor dem Hintergrund der üblicherweise befristeten Arbeitsverträge und projektbezogenen Finanzierung trotz möglicher Verlängerungen ein Nachteil sein. Frauen sind häufig risikoaversiver als Männer und suchen an dieser Stelle häufig eine sicherere Alternative.

Es gibt Maßnahmen; z.B. werden in Stellenausschreibungen Frauen "besonders ermutigt, sich zu bewerben" oder Initiativen wie den "Girls Day", der Mädchen für eine technische oder naturwissenschaftliche Ausbildung begeistern soll. Sind solche Initiativen zielführend und was bräuchte es, um Unterschiede zwischen Männern und Frauen im akademischen Alltag zu verringern?
Dr.in Mona Roesler: Jungen Mädchen die Möglichkeit zu geben, ein naturwissenschaftliches Interesse zu entwickeln, ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Um die Unterschiede zwischen Männern und Frauen im akademischen Alltag zu verringern, wäre generell die Beachtung und Anerkennung unterschiedlicher Veranlagungen wünschenswert: Frauen haben allein schon aus körperlichen Gründen einen tendenziell zurückhaltenderen Auftritt, was unabhängig vom Geschlecht keinen negative Auswirkung bei der Bewertung der Leistung einer Person sein sollte.

Wenn Sie zum Weltfrauentag einen Wunsch freihätten - wie würde er lauten?
Dr.in Mona Roesler: Befristete Arbeitsverträge verwehren jungen Menschen beider Geschlechter die Sicherheit, welche sie beispielsweise zur Gründung einer Familie benötigen. Eine Förderung von Frauen sollte Maßnahmen zur Veränderung dieser Situation mit beinhalten.

Was raten Sie Mädchen und Frauen, die sich für männerdominierte Bereiche interessieren?
Dr.in Mona Roesler: Ich würde ihnen Raten sich nicht abschrecken zu lassen und ihren Interessen zu folgen, da man mit viel Motivation auch viel erreichen kann.