Vizerektorin Prof.in Alberta Bonanni spricht im Interview über Frauenrechte - und was für echte Gleichstellung notwendig ist.
Elise Richter konnte 1905 als erste Frau habilitieren und wurde 1921 erste außerordentliche Professorin Österreichs. 100 Jahre später hat sich viel getan - dürfen wir zufrieden sein? Oder machen die universitären Strukturen es nach wie vor schwer, Chancengleichheit von Männern und Frauen zu erreichen?
VR Alberta Bonanni: Es wurde in der Tat viel getan, aber es gibt noch viel zu tun. Die gläserne Decke wird erst dann wirklich durchbrochen sein, wenn eine Professorin nicht mehr als Ausnahme gilt. Die Verwirklichung der Chancengleichheit wird eher durch die schwer zu beseitigende traditionelle, weit verbreitete Forma Mentis erschwert als durch die universitären Strukturen.
Es gibt Maßnahmen; z.B. werden in Stellenausschreibungen Frauen "besonders ermutigt, sich zu bewerben" oder Initiativen wie den "Girls Day", der Mädchen für eine technische oder naturwissenschaftliche Ausbildung begeistern soll. Sind solche Initiativen zielführend und was bräuchte es, um Unterschiede zwischen Männern und Frauen im akademischen Alltag zu verringern?
VR Alberta Bonanni: All diese Initiativen sind lobenswert und tragen dazu bei, das Bewusstsein für das Problem zu schärfen. Allerdings wäre eine radikale Änderung der Einstellung auf der Ebene der Bildungseinrichtungen (vom Kindergarten bis zur Universität) und der Familien erforderlich.
Wenn Sie zum Weltfrauentag einen Wunsch freihätten - wie würde er lauten?
VR Alberta Bonanni: Ich wünsche mir, dass ein Frauentag nicht mehr nötig wäre.
Was raten Sie Mädchen und Frauen, die sich für männerdominierte Bereiche interessieren?
VR Alberta Bonanni: Was ich jeder/m rate: folge Deinen Träumen und was immer Du tust, tu es mit Begeisterung. Solange die Leidenschaft da ist, lass Dich nicht von denjenigen zurückhalten, die versuchen, Dich an dir selbst zweifeln zu lassen.