2024 ist ein besonderes Jahr für den Kepler Salon - nicht nur wegen seines 15. Geburtstags.
Darüber hinaus erfährt der Kepler Salon unter der neuen künstlerischen Leiterin Cornelia Lehner auch eine Neuausrichtung. Das Ziel: Offener Austausch für Jung und Alt – und eine Plattform für neugierigen und zukunftsgewandten Diskurs.
Mag.a Cornelia Lehner kennt sowohl den Kultur- wie auch den Wissenschaftsbetrieb. Neben ihrem Soziologie-Studium an der JKU war sie viele Jahre lang im OÖ. Kulturbetrieb tätig – vom OK Offenes Kulturhaus OÖ bis zur Festivalleitung des internationalen Theaterfestivals für junges Publikum SCHÄXPIR. In beiden Welten beheimatet, leitet sie nun den Kepler Salon der JKU. Im Interview erklärt sie ihre Vision – und den Weg dahin.
Sie sind nun für den Kepler Salon verantwortlich – ist es in Zeiten knapper Budgets eine dankbare Aufgabe, Kultur- und Wissenschaftsvermittlung zu übernehmen?
Cornelia Lehner: Ich freue mich total, der Kepler Salon bietet eine tolle Möglichkeit zu gestalten und Menschen zusammenzubringen. Gerade in Zeiten vieler Krisen ist es enorm wichtig, Plattformen für einen offenen Diskurs zu haben sowie die Möglichkeit, verschiedene Positionen zu verknüpfen.
Ist das Ihre Vision des Kepler Salons?
Cornelia Lehner: Ja, ich möchte einen Ort etablieren, an dem sich Menschen als eine Gemeinschaft wiederfinden und sich austauschen. Es soll ein offener Ort sein, an dem Menschen aller Alters- und Gesellschaftsgruppen ohne Berührungsängste willkommen sind.
War das bisher nicht der Fall?
Cornelia Lehner: Es war zumindest nicht jedem bekannt. Ich war selbst öfters im Kepler Salon und glaube, man kann mit diesem Format durchaus auch ein breiteres Publikum ansprechen, als es bisher der Fall war. Vor allem unter jüngeren Menschen war der Kepler Salon offenbar weniger präsent.
Mit welchem Programm wollen Sie die Menschen ansprechen?
Cornelia Lehner: Wir planen Themenschwerpunkte, die die Menschen wirklich bewegen. Im Jänner hatten wir Abende im Zeichen von „Geopolitik/ Welt im Wandel“. Wir haben Themen wie Antisemitismus behandelt, aber auch Frauenbusiness in Afghanistan. Jetzt im Februar geht es um einen „Positiven Blick in die Zukunft“. Wie kultiviert man die eigene und auch die fremde Neugier? Und wie schaffen wir uns positive Bilder für die Zukunft, für die es sich lohnt, sich zu engagieren?
Klingt spannend – wie ist die Umsetzung geplant?
Cornelia Lehner: Wir holen verschiedene Menschen, Institutionen und Player*innen ins Boot – aus ganz Österreich. Vom Medienkulturhaus in Wels bis zum KUK, von der Kunstuni bis zum JKU Zirkus des Wissens. Gemeinsame Projekte, die manchmal weit über Vorträge mit anschließender Diskussion hinausgehen. Vor allem sollen auch junge Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit angesprochen werden. Sie will ich ermutigen, ihre Meinung offen zu vertreten und zu artikulieren, z.B. Themen filmisch um- und sich damit auseinanderzusetzen.
Kurz: Im Kepler Salon hat Vielfalt Platz.
Gibt es schon ein paar Themenschwerpunkte heuer?
Cornelia Lehner: Ganz wichtig wird zum Beispiel das Thema „Jubiläum und Highlights“ sein. Wir feiern heuer 200 Jahre Anton Bruckner, 40 Jahre Posthof, das Salzkammergut als europäische Kulturhauptstadt und natürlich 15 Jahre Kepler Salon, der als eines von wenigen Projekten von Linz09 immer noch besteht. Hier herausragende Ereignisse zu würdigen stellt eine reizvolle Aufgabe dar.
Sie haben also viel vor. Was muss erreicht werden, damit Sie mit Ihrem Kepler Salon zufrieden sind?
Cornelia Lehner: Wenn die Leute sagen: Das ist ein Treffpunkt für offenen Dialog. Wenn Platz für Alle ist und Wissenschaft vermittelt wird, ohne abzuschrecken. Wenn der Kepler Salon die JKU ins Zentrum rückt – von Linz, von der Gesellschaft, in den Alltag der Menschen. Wenn er als Katalysator für die Entwicklung besonders der jungen Menschen dient.
Und auch die Infrastruktur muss passen. Barrierefreiheit ist ein Ziel, und ich hätte gerne Gebärdendolmetscher*innen für unser Programm. Ist noch nicht erreicht, aber das wird schon mitgedacht wie vieles andere auch. Der Kepler Salon soll auf allen Ebenen einladend sein. Es soll keinen Grund geben, nicht hinzugehen!
Angenommen, Sie hätten unendlich viel Budget. Was wäre Ihr Traum-Event für den Kepler Salon?
Cornelia Lehner: (lacht) Ich liebe Festivals. Also ein interdisziplinäres Format mit Musik, mit einer Ausstellung, Impulsvorträgen, Filmen und vielem mehr. Menschen treffen sich an diesem historischen Ort dann an der gemütlichen Bar. Also einem Raum, an dem man zusammenkommt und Menschen unterschiedlicher Herkunft ihre Meinungen vertreten können und ohne Schranken ins Gespräch kommen. Das wäre toll!
Zur Person
Mag.a Cornelia Lehner wurde 1978 in Linz geboren. Sie studierte Soziologie (Schwerpunkt: Kultur und Medien) an der JKU und war als Studienassistentin, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin und als Lektorin im Bereich Kulturwissenschaften tätig. Zudem arbeitete Lehner in der Kulturvermittlung des OÖ. Landesmuseums und leitete das SCHÄXPIR-Festival. Ihr Buch „Kulturvermittlung am Linzer Schlossmuseum. Eine Positionsbestimmung.“ ist im Trauner Verlag erschienen.
Ihre Freizeit widmet sie der Familie, Reisen oder langen Spaziergängen in der Natur - am Liebsten gemeinsam mit ihrem Hund.