Postersession an der JKU: Konflikte um Umweltgerechtigkeit

4.000 Umweltkonflikte dokumentiert der Environmental Justice Atlas weltweit.

Posterpräsentation Umweltgerechtigkeit
Posterpräsentation Umweltgerechtigkeit

Ob Bergbau oder Abfallentsorgung, Industrie oder Tourismus, Energiegewinnung oder industrielle Landwirtschaft: Es geht stets um die ungleiche Verteilung von Umweltgefahren und den ungleichen Zugang zu Natur und Ressourcen, deren Kontrolle, Aneignung und Zerstörung.

Studierende im Master Politische Bildung und Master Soziologie haben in Lehrveranstaltungen, geleitet von Karin Fischer (Institut für Soziologie), Orte des Konflikts aufgesucht und ihre Arbeiten am 24. Jänner als Postersession in der Halle C präsentiert.

Den Best Poster Award erhielt Renate Demmel-Wölbitsch mit einer Arbeit über eine isolierte Sinti- und Roma-Siedlung am Rande Hamburgs, die auf einer Giftmülldeponie Anfang der 1980er Jahre errichtet wurde. Sie zeigt eindrucksvoll, wie soziale, ökologische und räumliche Ungleichheit zusammenwirken.

Andere beschäftigten sich mit dem Murkraftwerk Gratkorn in der Steiermark. Das seit 2008 geplante Kraftwerk wird voraussichtlich in diesem Jahr in Betrieb gehen. Die sozialökologische Verteilungsgerechtigkeit zwischen globalem und intergenerationalem Klimaschutz durch „grüne Energie“ und lokalen Umweltanliegen bleibt an diesem Ort umkämpft.

Wieder andere reisten mit ihren Fallstudien in den globalen Süden. In Owino Uhura, Kenia, ist auch zehn Jahre nach der Schließung einer Bleiraffinerie, in der Batterien recycelt wurden, eine massive Bleibelastung in den Körpern, in Wasser und Böden und in den Nahrungsmitteln feststellbar. Die Kämpfe der lokalen Bevölkerung um Wiedergutmachung und Schadenersatzzahlungen dauern an. Sie blieben angesichts fehlender Verfahrensgerechtigkeit bislang erfolglos.

Ein anderes Beispiel globaler Umweltungerechtigkeit verdeutlicht die Kobaltproduktion im Kongo, wo unter menschenunwürdigen und umweltgefährdenden Bedingungen Kobalt u.a. für die Batterien in Elektroautos extrahiert wird. Die Fallstudie deckte einen ungleichen ökologischen Tausch auf: „Reines“ Metall für „saubere Autos“ wird in wohlhabende Länder importiert – die sozialen, gesundheitlichen und ökologischen Kosten werden ausgelagert. Der enorme Verbrauch an Land, Energie, Wasser und menschlicher Arbeitskraft bleibt unseren Augen verborgen.

Die Fallstudien der Studierenden und ihre tollen Poster – vom Riesenstaudamm im brasilianischen Amazonas bis zum Murkraftwerk, von Bergbaukonflikten in Ecuador und im Kongo bis zum Kohlekonflikt im Hambacher Forst, von Infrastrukturprojekten in Mexiko bis zur Batterieentsorgung in Kenia – boten viel Stoff für Diskussion, untereinander und mit den Gästen.